Wonder Woman ist zurück! Seit die Amazonenprinzessin Diana Prince sich im ersten Teil der DC-Comicverfilmung durch die Menschenwelt und den ersten Weltkrieg kämpfte, ist allerdings einiges an Zeit vergangen: Im zweiten Solofilm der Superheldin bieten nämlich die 80er Jahre eine nostalgisch bunte Kulisse für Auseinandersetzungen zwischen Diana und ihren übermächtigen Gegnern. Aber kann “Wonder Woman 1984” mit dem starken ersten Teil mithalten?

von Paul Kunz

Diana (Gal Gadot), die dank guter Gene seit den Geschehnissen des ersten Teils keinen Tag gealtert zu sein scheint, arbeitet inzwischen als leitende Anthropologin im Smithsonian Institut in Washington, D.C.– Heldinnentaten begeht sie ganz nebenbei. Doch als das FBI das Institut mit der Untersuchung eines mysteriösen Steins beauftragt, steht bald die ganze Welt Kopf: denn das unscheinbare Artefakt hat die Macht Wünsche zu gewähren. Diana erweckt damit unabsichtlich ihren verstorbenen Pilotenfreund Steve (Chris Pine) wieder zum Leben. Die unscheinbare Wissenschaftlerin Barbara (Kristen Wiig) wünscht sich dagegen genauso zu sein wie ihre Kollegin Diana – und erhält unverhofft Superkräfte. Und dann gibt es noch den zwielichtigen Geschäftsmann Max Lord (Pedro Pascal), der einen besonders gefährlichen Wunsch äußert: er selbst möchte die Macht des Steins haben und anderen ihre Wünsche erfüllen.  Als er beginnt politischen Oberhäuptern Grenzmauern und Atomwaffen zu gewähren, wird daraus aber schnell eine globale Krise.

Das ist alles durchaus spaßig gestaltet, weswegen der Film trotz seiner stolzen Laufzeit von 152 Minuten recht kurzweilig daherkommt. Der 80er-Jahre-Look bietet ein lässiges Setting, es gibt humorvolle Momente und auch die Action-Szenen sind unterhaltsam inszeniert. Schade ist nur, dass bei letzteren meist offensichtlich ist, wie viel davon am Computer entstanden ist. Da sehen die Menschen beizeiten eher aus wie Gummipuppen, die durch die Luft geschleudert werden, wodurch leider nie ein Gefühl von Unmittelbarkeit entsteht. Dadurch bietet die Action eben eher Hirn-aus-Spaß als Spannung.

Charmant ist, mit welcher Aufrichtigkeit Patty Jenkins die eigentlich alberne Handlung inszeniert. Was bei Marvel hundertfach ironisch gebrochen und in Querverweisen aufgelöst wird und bei den männlichen Kollegen von DC in der Regel im Pathos ertränkt, ist hier, wie auch beim ersten Film sympathisch, ehrlich und menschlich umgesetzt. Ein Alleinstellungsmerkmal unter den Comicverfilmungen. Dennoch wurden bei der Handlung viele Möglichkeiten für interessante Konflikte einfach ignoriert. Eigenartig ist beispielsweise die Nichterwähnung der Tatsache, dass Dianas verstorbener Freund Steve im Körper eines anderen Mannes wieder zum Leben erweckt wird. Dass diese Besetzung eines fremden Körpers mit einer moralischen Problematik einhergeht, ist dem Film völlig egal.

Stattdessen bringt der Film immer wieder Klischees auf, die danach schreien aus einer frischen Perspektive und mit Nuance subversiv bearbeitet zu werden. Doch der Film bedient diese einfach ohne sie weiter zu befragen oder etwas Neues damit zu gestalten. Der gescheiterte Geschäftsmann Max Lord, der nicht einsehen kann, dass die Liebe seines Sohnes wichtiger ist als der Erfolg, für den er alle Skrupel abzuwerfen bereit ist, ist ein altbekannter und anstrengend gewordener Figurentypus. Uninteressant ist auch die immerzu übergangene Wissenschaftlerin Barbara, die in ihrer weiblichen Kränkung zu unberechenbar ist, um mit Superkräften umgehen zu können und schlussendlich zum Mensch-Tier-Mischwesen wird. Kristen Wiig liefert als Barbara zwar eine spaßige Performance und verleiht ihrer Figur mehr, als auf dem Papier vorhanden, doch auch sie schafft es trotzdem nicht ihrer Rolle Tiefgang zu verleihen. Und schlussendlich ist die Message des Films, dass Wünsche ihren Preis haben und es sich niemals rentiert vor der Wahrheit davonzulaufen. Wahrscheinlich zeitlos, aber auch nicht weniger reizlos.

Fazit

“Wonder Woman 1984” ist alberner Action-Spaß im nostalgischen 80er-Jahre-Setting. Die klischeebeladene Handlung ist zwar charmant aufbereitet, bietet allerdings jenseits seiner kurzweiligen Inszenierung kaum Neues oder Interessantes. Damit ist der Film zwar unterhaltsam, bleibt aber nach Verlassen des Kinosaals kaum in Erinnerung und kann in keiner Weise nicht mit dem ersten Teil der Reihe mithalten. Ab sofort im Kino!

Bewertung

Bewertung: 5 von 10.

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Bilder: ©2020 Warner Bros. Pictures