Gerade seit der Corona-Pandemie scheinen sich Reality-Formate neuer Beliebtheit zu erfreuen. Es mag auch daran liegen, dass wir, von einer Welt aus, in der Masken, Abstand, Rückzug und Angst Realität wurden, Menschen beobachten können, die für eine Weile so leben können, als wäre alles wie immer (meist, weil sie vorher 1 oder 2 Wochen in Quarantäne waren und für die Shows als „sicher“ gelten): Umarmungen, Küsse, Parties – als gäbe es das Virus nicht.

Der neue Stern am Reality-TV-Himmel ging letzten Sommer auf, als RTL2 auch ins Trashgewerbe einsteigen wollte, oder zumindest noch mehr als eh schon und mit einem neuen Format. „Kampf der Realitystars“ hieß das Ding, das sich zu bereits etablierten Sendungen wie das „Dschungelcamp“, „(Promi) Big Brother“, „Promis unter Palmen“ oder „Sommerhaus der Stars“ gesellte und heuer in seine zweite Saison ging. Man folgt dabei eher dem Vorbild der beiden oben Letztgenannten, sprich: Man schickt C- bis F-Promis in eine an sich schöne Umgebung und lässt sie in Wettkämpfen aufeinander losgehen. Oder auch einfach so. Ausgestrahlt wird das Ergebnis nicht täglich abends wie etwa bei Big Brother, sondern einmal wöchtentlich. Daraus ergeben sich bestimmte formale Merkmale.

Zum einen haben die Produzenten damit natürlich mehr Zeit, das aufgezeichnete Material zu sichten, zu bearbeiten, zu schneiden. Auch merkt man den Fokus auf einen kreativen Kommentar (und schrifliche Kommentierungen und „Untertitel“), die zum Schmunzeln anregen, manchmal auch zum laut Losbrüllen. Die Mischung aus wohlwollender (Selbst)Ironie („Wer schafft es nicht einmal bei RTL2?“), bösem Sarkasmus und Spott plus Ekel ist allererste Güte. Alleine das hebt „Kampf der Realitystars“ qualitativ von den Trash-Mitbewerbern ab.

Hinzu kommt ein Cast, der aufs Auge passt: Während sich SAT1 mit der aktuellen Staffel von Promi Big Brother vorwerfen lassen muss, diesmal bestens B – C-Promis verpflichtet zu haben, konnte RTL2 mit einigen Teilnehmern aufwarten, von denen der Begriff „Star“ so weit gar nicht entfernt ist: Evil Jared Hasselhoff ist 90s-Kids als Bassist der Bloodhound Gang bekannt, Loona dem selben Publikum als erfolgreiche und ernstzunehmende Hit-Sängerin, Prinz Frederic von Anhalt als Gatte von Zsa Zsa Gabor. Und Claudia Obert, Gina-Lisa Lohfink, Kader Loth oder Narumol David sind zumindest echte Reality/Trash-TV-Ikonen. Hinzu kommen einige wirklich schräge Gestalten wie Walther Hoffmann oder Cosimo Citiolo, die für hohen Unterhaltungswert sorgen.

Nicht ignorieren sollte man auch den Umstand, dass sich RTL2 nicht – wie inzwischen auch viele Trash-Formate – um krampfhafte political correctness bei Sprache, Besetzung usw. bemüht. Nicht unbedeutende Teile des „normalen“ Fernsehpublikums zappen inzwischen schlicht weg, wenn in Sendungen gegendert wird. Beobachten lässt sich dieser Backlash derzeit auch in großen Big Brother-Facebook-Fangruppen, wo das zeitweise Gendern der Moderatoren (laut gesprochener Gender-Stern u.Ä.) alles andere als gut wegkommt und für heftige Kritik sorgt. RTL2 bleibt hier old school, was das oben erwähnte Publikum goutiert und was sich in Rekordeinschaltquoten für den Privatsender niederschlägt.

Fazit:

Alles in allem hat man mit „Kampf der Realitystars“ ein Format entwickelt, das alle Eigenschaften vergleichbarer Sendungen hat, diese aber qualitativ übertrifft und dem man geradezu Kunstfertigkeit in der Umsetzung attestieren muss: Allerbeste TV-Unterhaltung für schwüle Sommernächte. (ck)

Bewertung (bis jetzt):

Bewertung: 9 von 10.

(85/100)

„Kampf der Realitystars“ läuft immer mittwochs um 20:15 auf RTL2.

Bild: (c) RTL