Es gab Zeiten, da galt Megan Fox als eine der vielversprechendsten Neu-Schauspielerinnen in Hollywood. „Jennifers Body“ genießt unter Genrefans aufgrund seiner schönen Metaebene einen gewissen Kultstatus, und an der Seite von Shia LaBeouf kämpfte sich die damals noch eher unbekannte US-Amerikanerin 2007 gar auf die ganz große Leinwand – und sicherlich auch in die nächtlichen Träume vieler Herrschaften.

von Cliff Brockerhoff

Heute, im Jahre 2021, sorgt Fox eher anders für Wirbel, beispielsweise durch Bekleidungen auf dem roten Teppich, die diesen Namen beinahe nicht mehr verdienen. Filmisch reicht es mittlerweile nur noch zur Randerscheinung, so auch in „Night Teeth“, dem neuen Vampir-Teenie-Horror-Thriller auf Netflix, in dem Fox eine verruchte Vampirlady spielt. Nach nicht einmal fünf Minuten findet ihr Auftritt ein Ende, und viel länger dauert es auch nicht, bis der Zuschauer den gesamten Film wieder vergessen hat.

Worauf man sich eingelassen hat, ist schon nach wenigen Sekunden klar. „Night Teeth“ gibt sich popkulturell angepasst, streut immer wieder Überkopf-Kamerafahrten ein und durchflutet die nebeligen, nassen Straßen Beverly Hills‘ mit grellem Neonlicht. Projektile fliegen in Zeitlupe haarscharf an Köpfen vorbei, Kämpfe werden aus verschiedenen Perspektiven eingefangen und sämtliche Kulissen sind schön gestaltet und adäquat in Szene gesetzt. Optisch punktet der Film früh mit sehr wertigen Bildern, welche allerdings schnell als Ablenkungsmanöver enttarnt sind. Inhaltlich wirkt das ganze Treiben nämlich unglaublich konstruiert, austauschbar und belanglos.

Die Visualisierung ausgeklammert ist „Night Teeth“ eine zutiefst simple Geschichte rund um den Kampf zwischen Blutsaugern und Vampirjägern, bei dem die Protagonisten aufgrund persönlicher Umstände zwischen die Fronten geraten. Ein Klischee geht nahtlos in das Nächste über, kein Fettnäpfchen wird ausgelassen und die Akustik, die dem Zuschauer aus den Boxen entgegenströmt, grenzt zuweilen an „ohrale“ Körperverletzung. Die von Autotune verseuchten Hip-Hop Songs wollen so gar nicht zur vermeintlich düsteren Story passen und werden in ihrer Peinlichkeit nur noch von den furchtbaren Dialogen übertroffen – wobei diese Bezeichnung gar nicht passt. Vielmehr handelt es sich um gezwungen coole Sprüche, ausgekotzt von blassen Figuren, die immer wieder entgegen ihrer eingangs aufgezeigten Werte handeln. Charakterentwicklung in allen Ehren, aber von Naivität geleitete Handlungen haben nur wenig mit überdachter Progression gemein.

Im Zentrum des Sturms begegnet uns zu allem Übel auch noch Benny, ein trotteliger Protagonist, der mit seiner verpeilten und oftmals einfach komplett abstrusen Herangehensweise von zwei toughen Vampirinas konstant untergebuttert wird. Ein sozialkritischer Kommentar auf das Patriarchat? Mitnichten. Seine Rolle soll wohl den emotionalen Ankerpunkt darstellen. Benny ist ein typischer Jedermann, geleitet von Gefühlen, wie wir sie eben alle kennen. Wer vor lauter Emotion nun den Faden der super komplexen Handlung verloren hat, braucht sich jedoch nicht fürchten. Pro Drittel gibt es immer eine Szene, in der alles zusammengefasst, erklärt und wiederholt wird, sodass auch niemand wirklich aufpassen oder gar mitdenken muss. Danach wird wieder fröhlich gebissen und geschlürft, immerhin ein unverkennbares Hauptmerkmal eines solchen Genrefilms. Und selbst das bekommt das Werk nicht überzeugend umgesetzt. Jede weibliche Menstruation lässt mehr Blut fließen und nahezu jede „Actionszene“ wird visuell entschärft, damit auch bloß diejenigen ins Boot geholt werden, denen Megan Fox noch heute schlaflose Nächte bereitet.

Fazit

Entgegen seiner eigentlichen Intention wirkt „Night Teeth“ komplett blutleer und ist letztlich eine bloße Aneinanderreihung von Referenzen, die es bereits in besserer Ausfertigung woanders zu sehen gibt. Ohne eigene Seele und Ideen stolpern die Charaktere durch die viel zu ausladende Laufzeit, bei der eigentlich schon nach wenigen Minuten klar ist, wie sie endet. Durstige Vampirfilmfans könnten möglicherweise Geschmack am cineastischen Cocktail finden, der Rest sehnt sich schnell die Sonne herbei, die dem Treiben ein Ende setzt.

Bewertung

Bewertung: 4 von 10.

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Bilder: ©Netflix