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Warum die Oscars keine männlichen Regisseure mehr nominieren sollten

Blickt man auf die Geschichte der Oscars, wird schnell klar: Hier handelt es sich seit Jahrzehnten um eine weiße, männlich dominierte Veranstaltung, die Frauen und Angehörige von Minderheiten systematisch ausschließt. Es dauerte bis Halle Berry, bis endlich eine schwarze Frau einen Oscar als beste Darstellerin gewinnen konnte. Und die Zahl männlicher schwarzer Gewinner ist historisch gesehen ebenfalls gering. Hier hallt das Echo des Sklavenstaates USA nach, der in den farbigen Einwohnern bestenfalls Menschen zweiter Klasse sah und immer noch sieht.

Erst in den letzten Jahren hat sich etwas geändert: Längst überfällige Richtlinien für Filme treten ab 2024 in Kraft, sie sollen bewirken, dass endlich keine weißen und männlich geprägten Filme mehr in die Auswahl für den besten Film kommen. Denn wirkliche Gleichberechtigung kann erst dann erreicht sein, wenn diese Art von Film, der ein Jahrhundert lang dominiert hat, nicht mehr existent ist.

Ein großes Problem bleibt weiterhin in der Regie-Kategorie bestehen: Obwohl es in den letzten Jahren ab und an Nominierungen für weibliche Regisseurinnen gegeben hatte, bleiben diese in der Gesamtheit die absolute Minderheit. In 91 Jahren gab es nur 5 weibliche Nominierte und eine weibliche Gewinnerin. Es kann nicht sein, dass die Qualität eines Werks darüber bestimmt, wer nominiert werden darf, und wer nicht, wenn dies zum systematischen Ausschluss von weiblichen Regisseurinnen führt. Es wird höchste Zeit, auch hier für Quoten zu sorgen.

In einem ersten Schritt wäre es nur fair, männliche Regisseure ab sofort von den Oscars auszuschließen und Nominierungen für sie zu verunmöglichen. Nach einem Jahrhundert männlicher Dominanz wäre das das Mindeste und zumindest ein kleiner Schritt Richtung Gleichberechtigung. Wenngleich es ebenso nur fair wäre, dies für ungefähr 100 Jahre durchzuhalten, kann man männlichen Filmemachern entgegenkommen und ihnen nach einigen Jahren oder Jahrzehnten einen Quotenplatz unter den Nominierungen einräumen. Dieser sollte allerdings an Vorgaben geknüpft sein, etwa 60 % des Casts mit Frauen zu besetzen. Oder das Vorhandensein einer weiblichen Hauptfigur im entsprechenden Film.

Nur durch Schritte wie diesen kann die männlich dominierte Vorherrschaft gebrochen und das patriarchale System Hollywoods zerschmettert werden, das schon bisher die Filmkunst eingeschränkt und zerstört hat. Mögen auch ab und an qualitativ hochwertige Werke entstanden sein, sie sind allesamt Sinnbild und Produkt eines überholten, sexistischen und unterdrückerischen Weltbildes, das keinen Platz mehr in der Gegenwart haben darf. Jede und jeder, die oder der sich dem Vorhaben entgegenstellt, ist insofern Befürworter/in der systematischen Unterdrückung von Frauen in Hollywood. (kH)

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Wer beim Lesen des obigen Beitrags das eine oder andere Stirnrunzeln oder eine hochgezogene Augenbraue bei sich festgestellt haben mag, findet vielleicht hier eine Erklärung dafür. Wer nicht, kann sich glücklich schätzen, denn er oder sie hat wirklich alles verstanden.

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“How much truth is contained in something can be best determined by making it thoroughly laughable and then watching to see how much joking around it can take. For truth is a matter that can withstand mockery, that is freshened by any ironic gesture directed at it. Whatever cannot withstand satire is false.”

Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft

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