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„King Richard“: Kritik zum Williams – Biopic mit Will Smith

Ein Biopic über die Williams-Schwestern – na klar doch! Immerhin zählen sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten Sportlern der Geschichte – egal ob nun männlich oder weiblich. Beiden ist es gelungen, Tennisgeschichte zu schreiben, sich in die Herzen tausender Fans zu spielen und dabei trotzdem irgendwie auf dem Boden zu bleiben. Aber eines über ihren Vater? Da dürften die meisten wohl doch eher einmal skeptisch die Augenbrauen hochgezogen haben. Kein Wunder, wer sich noch nie mit der Kindheit der beiden Ausnahmetalente beschäftigt hat, wird wohl keine Ahnung davon haben, was für eine tragende Rolle Richard Williams bei ihren beispiellosen Karrierewegen gespielt hat.

von Mara Hollenstein-Tirk

So verwundert es auch nicht, dass beim Schauen des neuesten Werks von Regisseur Reinaldo Marcus Green schnell einleuchtet, woher die Idee kommt, die Geschichte mit Fokus auf den Vater zu erzählen. Eine Idee, die sich final allerdings als Segen und Fluch zugleich herausstellt. Segen einerseits, weil Will Smith als Richard Williams hier einmal mehr seine Schauspiel-Muskeln kräftig anspannen darf, um nach Filmen wie „Das Streben nach Glück“ und „Ali“ erneut eindrucksvoll zu beweisen, dass ihm die großen Dramen ebenso liegen wie die bombastischen Blockbuster. Die Oscar-Nominierung ist hier eindeutig verdient und selbst mit einem Sieg Smiths würde sich die Academy keine Blöße geben.

Ein Fluch bleibt sie aber dennoch auch, gerade am Schluss, wenn eigentlich erst nach dem großen Finale die Karriere der beiden Ausnahmesportlerinnen so richtig durchstartet, der Zuschauer von ihren immensen Erfolgen dann aber lediglich durch ein paar Texteinblendungen erfährt. Genau hier wünscht man sich, dass die Verantwortlichen sich doch lieber Serena und Venus zur Brust genommen hätten. Nachdem dies allerdings der einzige Zeitpunkt ist, an dem einem die Entscheidung, sich lieber King Richard zu widmen, wie er in der Nachbarschaft genannt wird, das Herz schwer werden lässt, ist dieser Umstand durchaus verkraftbar.

Die restliche Zeit ist man ergriffen von der wundervollen Dynamik zwischen den Darstellern, gefesselt von den gekonnt inszenierten Matches und ab und an gar zu Tränen gerührt. Was durchaus ein wenig erstaunt, wenn man sich vor Augen führt, dass dies erst die dritte Regiearbeit von Green ist – und überhaupt die erste, die es auch in die hiesigen Kinos geschafft hat. Zum Glück scheint Green seine Unerfahrenheit mit Leidenschaft wettzumachen, denn von einem Grünschnabel hinter der Kamera merkt man während des Films nichts. Vielleicht ist das aber auch zu einem großen Teil Kameramann Robert Elswit zu verdanken, der mit dutzenden Filmen, darunter Hochkaräter wie „There will be Blood“, „The Town“ oder auch „Nightcrawler“, schon eine deutlich beeindruckendere Vita vorzulegen weiß.

Fazit:

So ist „King Richard“ ein rundes Biopic, ein berührendes Familiendrama, eine inspirierende Geschichte über die Macht des schieren Willens, behaftet hier und da mit ein paar kleineren Schönheitsfehlern, von denen der gravierendste allerdings ist, dass man am Ende eigentlich gerne noch mehr sehen möchte.

Bewertung:

Bewertung: 8 von 10.

(84/100)

Der Film ist aktuell im Kino zu sehen.

Bilder: (c) Telepool

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