Zwischen Oktober 2008 und August 2009 brach eine Gruppe von Teenagern in eine Reihe von Celebrity-Villen in Kalifornien ein. Zu den hochkarätigen Opfern des sogenannten „Bling Rings“ zählten unter anderem Paris Hilton, Orlando Bloom und Lindsay Lohan. Die Diebe entwendeten Kleidung, Kunst, Schmuck und Bargeld in der Höhe von ungefähr drei Millionen Dollar. Die Geschichte des Bling Ring wurde zur explosiven Coverstory, die Ermittlungen zu einem Shakespeare-Drama. Sofia Coppola verfilmte die Story in ihrem Film „The Bling Ring“. Die jungen Räuber wurden als von Ruhm und Reichtum besessene Teenager dargestellt, die davon träumten, selbst Stars zu werden. Nun, vierzehn Jahre nach dem ersten Einbruch des echten „Bling Rings“ und über neun Jahre nach dem Release des Kinofilms will Netflix die Geschichte noch einmal neu aufrollen und die Mitglieder des ehemaligen Diebesrings ihre Erlebnisse selbst mit der Welt teilen lassen.

von Lena Wasserburger

In „The Real Bling Ring: Hollywood Heist“ erzählen zwei der sieben „Bling Ring“-Mitglieder ihre Sicht der Dinge. Denn mehr ist es nicht. Ihre Sicht der Dinge. Ob denn nun auch alles wahr ist, was Nick Prugo und Alexis Neiers hier preisgeben und welche der beiden, manchmal sehr unterschiedlichen, Geschichten denn nun stimmt, das klärt die Doku-Serie nicht auf. In den drei Episoden der Miniserie werden nämlich nicht nur die Einbrüche thematisiert. Vielmehr ist die Serie eine kurze aber doch ausführliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der „Berühmtheit“. Prominente sind nicht mehr das, was sie früher einmal waren, im goldenen Zeitalter Hollywoods. Sie sind keine unantastbaren, gottgleichen Figuren mehr. Nein, heutzutage kann man ihnen einfach auf Instagram folgen oder im Falle des „Bling Rings“, ihre Adressen googeln und das Gelände anschließend über Google Maps ausspionieren, um einen Raub zu planen.

Die Doku-Serie ist von Beginn an dynamisch und spannend inszeniert. Das hohe Erzähltempo sorgt dafür, dass man sich nicht allzu schnell langweilt, auch wenn die Serie Zeit zur Seite legt, um fünf Minuten lang die Kardashians zu thematisieren. Der wichtigste Dreh- und Angelpunkt der Serie sind die Aussagen der Bling Ring-Mitglieder, Alexis Neiers und Nick Prugo. Die beiden sind die (unzuverlässigen) Erzählstimmen, die durch das Geschehen führen sollen. „The Real Bling Ring: Hollywood Heist“ ist, wie zu erwarten bei einem Thema wie diesem, eine dramatisierte und hochstilisierte Nacherzählung, die natürlich in erster Linie unterhalten und mit abwechslungsreichen Effekten und Musik das Publikum beschäftigen soll. Dass einige Aufnahmen dabei immer wieder recycelt werden, fällt allerdings recht schnell auf, was dafür sorgt, dass einige Abschnitte der Episoden, vor allem visuell, weit weniger unterhaltsam sind als andere.

Der Höhepunkt der Serie ist tatsächlich das Ende. Die Köpfe hinter der Serie, Robert Davis und Lawrence Watford lassen sich hier Zeit, um ein Fazit zu ziehen und alles, was das Publikum in den letzten Stunden gelernt hat, noch einmal neu auszuleuchten. Es ist eine Enthüllung, die einerseits nicht sehr viel Aufwand erfordert und möglicherweise auch nicht besonders überraschend ist, andererseits aber doch funktioniert und für einen runden Abschluss der Geschichte beziehungsweise der Serie sorgt.

Fazit

„The Real Bling Ring: Hollywood Heist“ ist alles in allem eine solide Netflix-Doku-Serie, die vielleicht, anders als „Der Tinder Schwindler„, nicht zum nächsten Internet-Hit wird, dafür in Gestaltung und Handlung trotzdem unterhaltsam ist. Die Miniserie ist keine klassische True Crime-Doku und nutzt die thematisierten Verbrechen vielmehr als Aufhänger für einen Deep Dive in Themen wie Reichtum und die Hollywood-Illusion von Ruhm. Seit 21.9. auf Netflix.

Bewertung

Bewertung: 8 von 10.

(78/100)

Bild: (c) Netflix