Letzten Sommer war es eines der heißen Themen: Die Debatte um „kulturelle Aneignung“ erreichte Karl May, seine Buch-Klassiker und die Winnetou-Verfilmungen. Ist es heute noch möglich, erlaubt, sinnvoll, ältere kulturelle Produktionen mit aus gegenwärtiger Sicht fragwürdigen Darstellungsformen zu konsumieren, zu genießen, zu mögen? Wo hört die Freiheit der Kunst auf, wo fängt Rassismus an? Gibt es sowas wie „positive Stereotypen“ und wenn ja, sind die dann in Ordnung?

In den „sozialen“ Medien kochte die Debatte hoch, nachdem Ravensburger zwei parallel zu einem neuen Winnetou-Kinderfilm publizierte Bücher nach Kritik einer Aktivistengruppe vom Markt nahm. Während sich im Zuge der Debatte die einen eines (als wertvoll empfundenen) Teils ihrer Kindheit und Jugend beraubt fühlten, pochten andere auf die Rechtmäßigkeit eines moralisch und ethisch zu rechtfertigenden „Cancelns“ und forderten gar weitere Schritte. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte, wie unser Kommentar zu dem Thema nahelegt.

Den ORF jedenfalls, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Österreich, der nebenbei gerade wegen eines Skandals um politische Beeinflussung auf höchste Ebene in den Schlagzeilen ist, scheint die Debatte nicht beeindruckt zu haben: Kürzlich wurde bekannt, dass man im Rahmen eines Filmklassiker-Pakets auch die Filme Winnetou 1-3 erworben hatte, die an den Weihnachtsfeiertagen im Vor- und Nachmittag ausgestrahlt werden sollen.

Wann genau die Ausstrahlungen geplant sind, welche Filme das Paket noch umfasst und ob auch weitere Winnetou-Filme erworben wurden, ist bisher nicht kommuniziert. (ck)

Bildquelle: (c) Lothar Spurzem, Verwendung unter Creative Commons-Lizenz; auf dem Bild: Szene mit Pierre Brice als Winnetou in Elspe