Wer kennt sie nicht?! Bereits seit den 1960ern begeistert und verstört die Addams Family ihre Zuschauer und macht auch heute keine Anstalten von der Kinoleinwand bzw. dem Fernsehbildschirm zu verschwinden. Netflix arbeitet die populäre Geschichte für eine neue Generation auf, diesmal mit Fokus auf Tochter Wednesday – dafür holen sie sogar Tim Burton, den König von Halloween, an Bord um die Regie zu übernehmen. Doch landet die Streaming-Plattform mit dieser neuen Serie einen Erfolg oder haben Fans langsam genug von Spinoffs?

von Natascha Jurácsik

Wednesday ist wie jeder andere Teenager auch: Sie geht nicht gern zur Schule, fühlt sich als Außenseiter und kommt nicht mit ihren Eltern klar. Doch ihre Vorliebe für alles Dunkle und Makabre unterscheidet sie dann doch von den meisten Jugendlichen in ihrem Umfeld. Nach etlichen Fluchtversuchen um dem Bildungssystem zu entkommen, schicken ihre Eltern sie zu der berüchtigten Nevermore Academy, einem Internat für die etwas anderen Kinder. Obwohl sie zunächst auch diesem Institut abgeneigt ist, stolpert Wednesday über ein Geheimnis, das auch sie selbst betrifft und entscheidet sich schließlich dafür zu bleiben und dem Mysterium auf den Grund zu gehen – was eine ganze Reihe an Gefahren mit sich bringt.

Zunächst fällt sofort die Qualität der Produktion auf: Netflix hat offenbar etwas tiefer in die Tasche gegriffen als bei manch anderen Projekten und das Ergebnis ist ein auf Hochglanz polierter Look, der allerdings eindeutig Tim Burtons Fingerabdruck trägt. Dies trifft auch auf die Musik zu, die von Burtons Freund und Go-To-Komponisten Danny Elfman stammt und wie gewohnt eine herrlich verspielte Untermalung der Gothic-Atmosphäre ist. Auch wenn „Wednesday“ optisch doch Mainstream-freundlicher ist als andere Burton-Werke, so kann die Serie dennoch mit seiner restlichen Filmographie mithalten.

Die Schauspieler mussten ebenfalls in große Fußstapfen treten, was größenteils gelingt: Zwar kann wohl niemand Anjelica Huston und Raul Julia als Fan-Favoriten in den Rollen von Morticia und Gomez Addams ersetzen, doch Catherine Zeta-Jones und Luis Guzmán machen sich gut als das ikonische Paar. Der größten Herausforderung stand wohl Jenna Ortega gegenüber, die nicht nur die Hauptrolle in Angriff nimmt, sondern auch noch eine extrem beliebte Figur verkörpern muss ohne wie eine Kopie zu wirken, und obwohl man zu keiner Zeit wirklich glaubt einen Teenager auf dem Bildschirm zu sehen, anstelle einer 20-Jährigen, macht sich ihre Mühe bezahlt: Wednesday ist eine interessante Protagonistin, bei der es Spaß macht bei ihren Eskapaden zuzusehen; sie ist ebenso ausgefallen und merkwürdig wie vorherige Versionen, schafft es aber dennoch durch die Eigenschaften eines typischen, pubertierenden Teenagers eine Verbindung zum Publikum herzustellen. Natürlich sind fanatische Fans des Originals, die sich nicht mit dieser Performance zufriedengeben werden, praktisch garantiert, aber trotzdem kann Jenna Ortega stolz auf ihre Leistung sein.

Was Fans wiederum gefallen dürfte sind die Anspielungen auf das Horrorgenre, die sich nicht nur auf die Ästhetik beschränken: Nach außen hin mag „Wednesday“ wirken wie eine reine Kindershow, tatsächlich aber zeigt Burton kurze Shots von abgetrennten Köpfen und blutigen Wunden, die mit gelungenen Effekten eine überraschende Abwechslung zum restlichen Teenie-Drama bieten.

Fazit

Tim Burton übernimmt die Addams Family – was kann da schon schiefgehen? Bis jetzt nicht viel, weshalb die neue Netflix-Serie „Wednesday“ als Alltagsablenkung mit Charme klar zu empfehlen ist. Wer sich für Teenie-Dramen zu schade ist, verpasst hier eine verspielte Adaption einer ikonischen Figur, die auch im 21. Jahrhundert unverzichtbar ist.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

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Bilder: ©Netflix