Tief im norwegischen Gebirge schläft ein uralter Troll tief und fest. Bis ihn eine Sprengung im Zuge eines Tunnelbaus aufweckt. Es bewahrheitet sich das alte Sprichwort: schlafende Trolle soll man nicht wecken. Vor allem dann nicht, wenn sie an die 50 Meter hoch sind: Bei „Troll“ handelt es sich um eine norwegische Netflix-Produktion des Regisseurs Roar Uthaug („Tomb Raider“). Nachdem der namensgebende Troll erwacht und eine Spur an Verwüstung hinter sich zieht, ist die norwegische Regierung in Krisenmodus. Militärs und Wissenschaftler werden eiligst zusammengetrommelt. Darunter auch die Paläontologin Nora Tidemman, ihres Zeichens Tochter des Folklore-Experten Tobias Tidemman. Die beiden haben sich aber seit Jahren nicht mehr gesehen, seit ihr Vater immer tiefer in der Welt der Mythen und Verschwörungstheorien verloren hat.

von Christoph Brodnjak

Im Grunde handelt es sich bei „Troll“ um einen Film a la „Godzilla“ oder „King Kong“: Militärs gegen ein riesiges Monster, welches die umliegende Gegend zerstört und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Ohne den Trailer zuvor gesehen zu haben, war diese Realisation einigermaßen überraschend. Name und Herkunftsland lassen vielmehr auf einen Folklore- inspirierten Horror- oder Fantasyfilm schließen, als auf ein solch großes Action Spektakel. Elemente aus Folklore und alten Legenden werden in „Troll“ durchaus angeschnitten und mit eingebunden, diese fühlen sich aber vielmehr an wie die amerikanisierte Version derselben.

Das ist nicht unbedingt wertend gemeint, aber auch nicht zwangsmäßig ein Kompliment. Gewisse Publikumssegmente finden an großen Monsterkämpfen sicher Gefallen, andere hätten vielleicht lieber einen subtilen Folklore-Horrorfilm. Für sich genommen ist „der Film „Troll“ ein klassischer Vertreter des Monster-Blockbuster-Genres, vor allem Vergleiche zu „Kong: Skull Island“ bieten sich an. Wie auch immer man zu dem Genre steht ist es auf jeden Fall interessant zu beobachten, diese Art von Film auf einen anderen Kulturkreis und anderen mythischen Hintergrund umgelegt zu sehen.

Das Design des Trolls und die spezifischen Mechaniken der norwegischen Folklore sind spannend zu beobachten. Mit dieser „Amerikanisierung“ geht allerdings auch einher, dass die Geschichte die nicht unbedingt intellektuell anspruchsvollste ist. Während die folkloristischen Aspekte interessant und schön anzusehen sind – allein die Landschaft Norwegens wertet jeden Film auf – sind die zwischenmenschlichen Beziehungen eher banal bis fad ausgestaltet.

Fazit

„Troll“ ist vor allem aus dem Blickwinkel sehenswert, das Konzept des amerikanischen Blockbusters auf andere Länder und Kulturen umgemünzt zu sehen. Orientierungspunkte sind  andere große Monster – Filme. Findet man an diesen Gefallen, sollte man mit „Troll“ auch seinen Spaß haben. Abgesehen von konzeptionellen Aspekten wie dem Monsterdesign und der Einbindung der norwegischen Sagenwelt ist der Rest aber relativ belanglos. Seit 1.12. auf Netflix.

Bewertung

Bewertung: 5 von 10.

(50/100)

Bild: (c) Netflix