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Fernsehen vs. Streaming –Der ultimative Vergleich

Immer weniger Leute schauen lineares Fernsehen, immer mehr Leute streamen – das zumindest ist der Eindruck vieler junger Menschen, die gar nicht mehr nachvollziehen können, warum man sich klassisches TV-Programm überhaupt anschauen sollte. Doch stimmt das wirklich: Stirbt das lineare Fernsehen nach und nach aus? Unabhängig davon stellen sich zudem die Fragen: Welche Vor- und welche Nachteile bieten die beiden unterschiedlichen Medienkonsum-Formen? Lässt sich von einem sagen, dass es unterm Strich „besser“ als das andere ist? Diese Fragen sollen hier erörtert werden.

Die Entwicklung von Fernsehen und Streaming

Im Grunde ist es überflüssig zu erwähnen, dass es das lineare Fernsehen natürlich schon deutlich länger gibt als das moderne Streaming. Dennoch sei an dieser Stelle noch einmal betont, wie viel länger: Das erste regelmäßige Fernsehprogramm wurde in Deutschland bereits im Jahr 1935 ausgestrahlt. Der damalige Fernsehsender nannte sich „Fernsehsender Paul Nipkow“ – benannt nach dem Erfinder einer „spiralförmig gelochten Scheibe, die während der Rotation Bilder zerlegte und sie im Empfänger auf umgekehrte Weise wieder zusammenfügte“ – dem ersten Fernseher.

Streaming hingegen, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Doch zu dieser Zeit war Streaming, wie es in den meisten Wohnzimmern der Welt heute stattfindet, noch nicht denkbar. Denn erst Ende der 1980er Jahre wurden die PCs leistungsfähiger, was die Grundlage dafür schuf, verschiedenste Medien zuhause anzuzeigen. Als der Zugang zum Internet in den 1990er Jahren schließlich leichter wurde, konnte man bereits absehen, dass künftig immer mehr Menschen gezielt Medien im WWW ansteuern würden.

Wenige Jahre später wurden die PCs noch viel leistungsfähiger, die Betriebssysteme besser und die Internetanschlüsse schneller. Die Tür für frei wählbare Medien im Internet stand Konsumenten offen und immer mehr Streamingdienste erkannten ihre Chance und entstanden von heute auf morgen.

Doch auch das Fernsehen entwickelte sich im Laufe der Zeit noch weiter. So kam Mitte des 20. Jahrhunderts etwa das Privatfernsehen auf. Vorher wurde rein öffentlich-rechtliches oder von staatlichen Sendeanstalten entwickeltes Programm ausgestrahlt. Doch nun konnten auch private Rundfunksender Programm produzieren – es entwickelte sich die kommerzielle, meisten werbe- oder abonnementfinanzierte Komponente des dualen Rundfunksystems Deutschlands.

Das Privatfernsehen wiederum hatte Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche, wie etwa den Sport. So war mit dem Privatfernsehen etwa die Kommerzialisierung des Sports geboren. Die lukrative, aber gleichzeitig fordernde Beziehung zwischen Sport und Privat-TV hat sich bis heute gehalten. Sportfans sind im Grunde darauf angewiesen für ihre Lieblingsspiele zu bezahlen, um alles sehen zu können. Doch beim Streaming verhält es sich nicht anders: Wer bestimmte Filme oder Serien schauen möchte, muss zahlen.

Die Kosten

Sieht man einmal vom Pay-TV ab, lässt sich feststellen: Etliche Fernsehsender stehen in Deutschland jedem zur Verfügung, der über ein TV-Gerät verfügt, das er per Kabel zuhause an den Kabelanschluss anschließt. Zwar müssen Mieter die Kosten für ebendiesen heute übernehmen, mehr als 10 bis 15 Euro fallen dafür monatlich aber nicht an. Dann stehen einem rund 100 Sender zur Verfügung – die die Öffentlich-Rechtlichen in HD-Qualität, die Privaten in SD. Hinzu kommt die GEZ, der Rundfunkbeitrag, den jede Wohnung zahlen muss. Dieser beträgt 18,36 Euro – da ihn aber sowieso jeder zahlt, unabhängig davon, ob er lineares Fernsehprogramm schaut oder nicht, kann er nicht auf die Fernsehkosten aufgerechnet werden.

Streaming diverser Filme oder Serien kann ganz unterschiedlich viel kosten – je nach Nutzer und Anspruch. Wer sich durch diverse Streamingdienste durchprobiert und beispielsweise immer nur einen Monat lang eine Plattform nutzt, kann mitunter ein oder zwei Jahre lang kostenlos streamen. Das liegt daran, dass viele Anbieter Probemonate „verschenken“. Möchten Nutzer nach einem solche Probemonat allerdings weiterschauen, werden monatliche Gebühren fällig.

Diese Gebühren betragen zwischen etwa 4,99 und 29,99 pro Monat. Die genauen Preise sind bei allen Anbietern abhängig davon, welche „Pakete“ man bucht und/ oder wie lange man ein Abo abschließt. Wer sich für ein Jahresabonnement entscheidet, zahlt selbstverständlich bei den meisten Anbietern weniger monatliche Gebühren als jene, die nur einen Monat oder ein halbes Jahr abonnieren.

Fest steht zudem: Wer eine große Auswahl an Anbietern abonniert, um etwa Blockbuster, aktuell angesagte Serien diverser Genres sowie Indie- und Arthausfilme und Sport sehen möchte, zahlt gerne auch mal einen mittleren bis höheren zweistelligen Betrag pro Monat. In diesem Fall dürfte das lineare Fernsehen deutlich günstiger sein.

Individuelle, gezielte Unterhaltung gegen festes Programm

Die Gebühren allein sagen natürlich nichts über die Qualität der konsumierbaren Inhalte des linearen Fernsehens sowie der Streamingdienste aus. Und auch bezüglich der Filme und Serien, die im TV gezeigt werden und jenen die diverse Streaminganbieter im Programm haben, lässt sich schwer eine objektive Aussage treffen – zumal dieses Programm sich permanent verändert.

Hier gilt es also, sich auf einen anderen Aspekt zu fokussieren: Den Aspekt des festen Programms und der frei wählbaren Inhalte bei Streaminganbietern. So lässt sich das linare Fernsehprogramm, wie der Name bereits verrät, nicht individuell wählen. Jeder muss das schauen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einem der Sender eben gerade gezeigt wird.

Bei Streamingdiensten sieht das anders aus: Hier muss kein bestimmter Film oder eine Serie zu einem bestimmten Zeitpunkt geschaut werden. Stattdessen lässt sich die Mediathek frei durchstöbern und jeder kann immer genau das schauen, was er gerade möchte.

Natürlich hat das herkömmliche Fernsehen aber auch einiges getan, um seine Schwächen zu kompensieren. So sind viele moderne TV-Geräte oder zusätzliche Receiver in der Lage, gezielt bestimmte TV-Inhalte aufzunehmen und für spätere Zeitpunkte zu speichern. Außerdem schlagen einem manche TV-Geräte, je nach persönlichen Vorlieben, zu bestimmten Themengebieten passende TV-Inhalte vor, die gerade laufen oder bald laufen werden. Dadurch soll auch das lineare Fernseherlebnis individueller werden – wenn es auch mit Streamingdiensten in dieser Hinsicht sicherlich nicht mithalten kann.

Die Zugänglichkeit

Wie bereits erwähnt, braucht man zum Schauen linearen Fernsehens lediglich einen Kabelanschluss (oder Satelliten) sowie ein passendes TV-Gerät. Das ist die herkömmliche Variante, wie sie noch vor wenigen Jahren vollkommen üblich war. Inzwischen ist es aber auch möglich, Fernsehen via DSL zu empfangen.

Lediglich 1&1, Vodafone und die Telekom bieten derzeit Fernsehen via DSL an. Ab 20 Euro zahlen Nutzer hierfür. Möchte man dann etwa noch mehr HD-Sender, eine Replay Funktion und mehr, zahlt man noch einmal drauf.

Wer hingegen streamen möchte, braucht ebenfalls ein TV-Gerät – in diesem Fall einen Smart-TV – oder einen Computer, Laptop, ein Tablet oder allein ein Smartphone. Die meisten Streamingdienste können auf all diesen Geräten genutzt werden.

Wer in HD streamen möchte, braucht natürlich eine entsprechend leistungsfähige Internetverbindung. Mindestens 3,5 MBit/s werden beispielsweise von Amazon angegeben und mindestens 5 MBit/s von Netflix. Wer 4K streamen möchte, braucht bei Amazon wiederum 15 MBit/s, bei Netflix ganze 25 MBit/s.

Der Status Quo – Was ist wirklich beliebter?

Verschiedene Dinge sorgen dafür, dass das lineare Fernsehen gerade bei jungen Menschen immer unbeliebter wird. Personalisierung lautet ein Stichwort der Stunde und genau diesen individuellen Medienkonsum kann das lineare Fernsehen nicht mehr bieten.

Außerdem lässt sich das herkömmliche TV-Programm nicht so unkompliziert und flüssig unterwegs erleben, wie Inhalte von Streamingdiensten, die oft sogar zum Download für den mobilen Konsum verfügbar sind.

Die Angebotspalette von Streamingdiensten und die Anbieterzahl wird ebenfalls immer breiter und spricht somit immer mehr Kunden auch mit bestimmten Geschmäckern und Vorlieben an.

Immer mehr Menschen wird auch die Klimafreundlichkeit ihres Medienkonsums wichtiger. Der Energieverbrauch und die Klimaschädlichkeit linearen Fernsehens und Streamings nehmen sich allerdings nicht viel. Die Energie, die bei der Produktion neuer Geräte aufgewendet wird, über die gestreamt wird, ist allerdings nicht zu vergessen.

Unterm Strich kann doch gesagt werden, dass das Streaming gerade bei jungen Menschen dem linearen Fernsehen den Rang abläuft. Zwar liegt das lineare Fernsehen im gesamten aller Altersgruppen noch vorne, da die nachkommenden Generationen allerdings kaum noch lineares Fernsehen genießen, wird sich das Streaming mit der Zeit vermutlich zur Medienkonsumform Nummer 1 entwickeln.

Menschen, die allerdings lieber mit der Familie Filme und Serien genießen, wählen vielleicht nach wie vor lieber das lineare Fernsehprogramm. Schließlich gibt es hier Formate wie die Nachrichten oder auch Filme, die zu bestimmten Zeiten, wie Weihnachten und Silvester zum Standardprogramm gehören und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen. Wer dagegen vor allem allein schaut und gezieltes Programm haben möchte, braucht auch keinen Fernsehzugang. (ext)

Titelbild: (c) adobe.stock | Monkey Business | 210044634 / Textbild: adobe.stock | InsideCreativeHouse | 429015029

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