Mit „The Rental – Tod im Strandhaus“ gelang Schauspieler Dave Franco vor drei Jahren ein mehr als beachtliches Regiedebüt, das mittendrin einfach ungeniert die Stimmungslage kippen ließ und sich als spannender Thriller einige Anhänger erarbeiten konnte. Doch wer in Hollywood Fuß fassen will muss flexibel sein, und so begibt sich Franco mit „Jemand, den ich mal kannte“ in gänzlich andere Gefilde. Präsentiert wird eine seichte Rom-Com mit dezenten 90’s Vibes.
von Cliff Lina
Dass der US-Amerikaner durchaus auch ein Auge für die Darstellung von Charakterbeziehungen hat, konnte zumindest die erste Hälfte seines Debüts unter Beweis stellen – und auch im Cast findet sich mit Allison Brie eine weitere Gemeinsamkeit, die nun sogar als Drehbuchautorin an der Story mitwirken konnte. Im Grunde geht es dabei um ihre Figur Ally, die nach einem beruflichen Schiefstand in ihre Heimatstadt zurückkehrt um ihr Leben neu zu kalibrieren. Dabei trifft sie auf bekannte Gesichter und altbekannte Dramen, von denen Ex-Freund Sean sich als größte Unbekannte herausstellt. Anfangs scheint die alte Liebe neu zu erblühen, doch Sean steht kurz vor der Hochzeit, und keiner der beiden weiß so wirklich, was er mit dieser Situation anfangen soll.

Als gestandene Akteure im Schauspielbusiness sollte man meinen, dass Franco und Brie sich durchaus darüber im Klaren sind, dass insbesondere das Genre der romantischen Komödie so oft wie kein anderes bespielt wird und sich somit von vorneherein die Frage stellt, ob es wirklich noch ein Werk dieser Gattung braucht. Um herauszustechen, benötigt es auf jeden Fall eine gute Chemie zwischen den Protagonisten, möglichst viel authentisches Drama und im Bestfall sinnvoll platzierte Gags, die das Geschehen auflockern ohne die Story in ihrer Glaubwürdigkeit zu behindern. Bedauerlicherweise kann sich „Jemand, den ich mal kannte“ diese Voraussetzungen nur in Ansätzen erarbeiten und krankt eigentlich vom Start weg an einer gewissen Ratlosigkeit, oder bezeichnen wir es als Entscheidungsschwäche. Wer soll sich in dem Film wiederspiegeln? Wen möchte der Film mit seinen Inhalten erreichen? Fragen, die im Laufe nicht beantwortet werden. Stattdessen werden wir Zeuge einer Katze, deren Körperflüssigkeiten sich in einem Flugzeug auf einem fremden Passagier ergießen. Hihi, wie witzig. Und so kreativ.
Es ist wahrlich keine Freunde dem Treiben beizuwohnen, denn selbst im Fortlauf der Geschichte, wenn sich nach und nach alle Themengebiete eröffnen und ersichtlich wird, was die eigentliche Botschaft des Films sein soll, hat die Zuschauerschaft im schlimmsten Fall schon längst mit dem Film und seinen Figuren abgeschlossen. Emotionale Ankerpunkte gibt es nämlich keine, da alle Charaktere entweder dezent unsympathisch oder gleich komplett austauschbar und nutzlos sind. Alles wirkt wie in einer aus der Zeit gefallenen Komödie, die in den Neunzigern funktioniert hätte, nun aber wie eine missglückte Hommage rüberkommt. Wenn Figuren aufeinandertreffen und man spüren soll, dass es eine innige Verbindung zwischen ihnen gab, dass sie viel miteinander erlebt haben und dieses Wiedersehen eine Tragweite hat, fragt man sich als Zuschauer lediglich, wer da gerade eigentlich miteinander redet und warum keiner die Dinge anspricht, die einem als Betrachter wirklich unter den Nägeln brennen. Selbst, oder vor allem die Chemie zwischen Ally und Sean wirkt gekünstelt. Ja, es liegen circa zehn Jahre zwischen Abschied und Neuvereinigung, aber wenn wir als Zuschauerschaft spüren sollen, dass eine alte Liebe neu entflammt, muss ein Drehbuch imstande sein uns dies glaubhaft zu verkaufen. Das gelingt, bis auf wenige Ausnahmen, kaum.
So wirkt dann selbst die annehmbare Laufzeit von knapp 100 Minuten wie der Verzehr einer drei Tage alten Brezel, auf der man mühsam kaut um sie irgendwie zu verarbeiten. Einzig die schöne Kulisse des Films sorgt ab und an für eine willkommene Abwechslung. Mit Leavensworth hat sich Franco eine malerische Kleinstadt als Schauplatz ausgesucht, die mit ihrem auf Touristen ausgelegten Flair immer mal wieder Modell steht für schöne Aufnahmen, die der Handlung jedoch nicht helfen können. Die verstrickt sich bis zum Schluss in absehbaren Wendungen, schlittert von einer unangenehmen Szene in die Nächste, nervt mit komplett naiven Entscheidungen und belohnt diejenigen, die sich das komplette Spektakel antun, am Ende lediglich mit einem freien Blick auf den entblößten Körper von Allison Brie. Man muss ja auch mal mit den kleinen Dingen im Leben zufrieden sein. So oder so ähnlich lautet zumindest die message des Werkes. Gut, dass nicht schon drölfzighundert andere Filme auf diese Weisheit gekommen sind…

Fazit
Während “Jemand, den ich mal kannte” fragt man sich permanent wen die Mischung aus pubertärem Humor und weinerlicher Selbstbemitleidung erreichen soll. Eine Story, wie sie schon tausendfach erzählt wurde, gespielt von uninspirierten Figuren, die einem zu keiner Zeit irgendein Gefühl entlocken. Selbst die eigentlich wichtige Botschaft in puncto Selbstbestimmung versumpft in all den Klischees, die letztlich nur hoffen lassen, dass Franco sich zukünftig wieder dem Thriller-Genre zuwendet.
Bewertung
(33/100)
Bilder: ©Amazon Prime Video