“Der Elefant des Magiers” ist seit dem 17.03.2023 auf Netflix zu finden und der neueste Animationsfilm des Streamingdienstes. Bei der auf dem Kinderbuch von Kate DiCamillo aus dem Jahr 2009 basierenden Verfilmung führte Wendy Rogers Regie, die zuvor in erster Linie als visual effects supervisor bei diversen Hollywood-Produktionen tätig war. Dies ist ihr Debütfilm als Regisseurin.

von Richard Potrykus

Es ist nicht leicht, diesen Film einzuordnen. Einerseits ist er herzerwärmend und man erhofft sich das vorhersehbare Happy End, andererseits ist er in seiner Machart entweder unausgegoren – oder aber absichtlich krude angelegt.

“Der Elefant des Magiers” ist ein Film des “Auf Einmal” und des “Zufälligerweise”. Erzählt wird eine Geschichte rund um den Waisenjungen Peter, der der Meinung ist, seine jüngere, vermeintlich verstorbene Schwester lebe noch. Eines Tages geht er auf den Markt, um Fisch und Brot zu kaufen. Durch Zufall findet er sich vor dem Zelt einer Wahrsagerin wieder, die in der Lage zu sein scheint, auf jede Frage eine Antwort zu haben. Von ihr erfährt Peter, dass seine Schwester in der Tat noch am Leben ist – und er “einem Elefanten folgen” müsse.

Am selben Abend findet im örtlichen Opernhaus eine Vorstellung statt. Zufälligerweise gibt es als Vorprogramm eine Zauberdarbietung. Als der Magier sich an einem sehr schwierigen Zauber versucht, stürzt auf einmal ein Elefant durch die Decke auf die Bühne. Da dabei eine Frau verletzt wird, kommen sowohl der Magier, als auch der Elefant in Gewahrsam. Peter erfährt davon und folgt dem Rat der Wahrsagerin: Er setzt alles daran, den Elefanten zu befreien. Zeitgleich träumt das Mädchen Adele von einem Elefanten und hört zufälligerweise davon, dass ein ebensolcher in der großen Stadt ist…

Das Hauptproblem von “Der Elefant des Magiers” ist, dass die Handlung minderwertig geschrieben ist. Die einzelnen Szenen bauen nicht organisch aufeinander auf. Das eingangs erwähnte Element des offensichtlich vorbereiteten Zufalls als dramaturgisches Tool ermöglicht erst den Großteil der Ereignisse. Dadurch entstehen im Film keine echten Konflikte, da die Lösung bereits hinter der nächsten Blende wartet. Auch das gesamte narrative Setting wirkt notdürftig konstruiert und unterstützt in keiner Weise die Geschichte.

Formal gesehen hat “Der Elefant des Zauberers” einiges zu bieten. Die Kameraarbeit ist dynamisch und eindrücklich und auch die orchestrale Musik unterstützt die Dramaturgie des Films. Allerdings legt sie sich immer wieder erdrückend über das Geschehen. Die Optik kann mit der akustischen Qualität des Films leider nicht mithalten. Zudem mangelt es den Figuren an Emotion und auch die Stimmen laufen, wie es scheint, auf einem separaten Gleis. Der ganze Film wirkt, als hätten mehrere Teams völlig unabhängig voneinander und ohne Absprachen an dem Projekt gearbeitet und am Schluss hätte man alles in einer Video-Datei kombiniert.

Am deutlichsten wird das Durcheinander in der Animation des Elefanten: Während der gesamte Film einer eigenen optischen Stilistik folgt, bei der es viele homogene Flächen gibt, ist die Darstellung des Elefanten nicht allzu weit vom Fotorealismus entfernt. Seine Haut ist faltig, über den ganzen Körper ergießen sich die Details. Es gibt zahllose Vertiefungen und seine Augen sind reich an Farben und Formen. Der Elefant ist wunderschön und in jeder Hinsicht ein echter scene stealer. Der Rest ist allerdings flach.

Fazit:

Letztes Jahr konnte Netflix mit “Das Seeungeheuer” einen fantasievollen Kaiju-Actionfilm abliefern, der es in sich hatte. Leider kann der Streamingdienst mit “Der Elefant des Magiers”, der sich an ein ähnliches Publikum richtet, nicht überzeugen, zu inhomogen bleibt der gesamte Film, der trotz mancher guter Ansätze ein unzusammenhängendes Ganzes bleibt.

Bewertung:

Bewertung: 5 von 10.

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Bild: (c) Netflix