Wenn Nachrichten zum Internetphänomen werden: Wer kennt sie nicht, die verrückten News-Headlines aus den USA, die die neuesten Abenteuer aus dem Staat Florida beschreiben? Netflix sieht hierin wohl Potenzial und produziert gleich sechs Folgen, die von diesem Social Media-Insider-Witz inspiriert wurden. Doch ist ein Meme wirklich eine gute Basis für eine ganze Serie?

Von Natascha Jurácsik

Mike (Edgar Ramírez) verliert seinen Job als Polizist, sein ganzes Geld und seine Ehefrau an eine Spielsucht, die ihm auch noch schwere Schulden bei dem Gangster Moss (Emory Cohen) beschert. Um diese zu begleichen, willigt er ein, für Moss zu arbeiten, doch als die Freundin des Berufskriminellen, Delly (Abbey Lee), einfach verschwindet und Mike beauftragt wird, sie wieder zurückzubringen, führt dies zu einer wilden Schatzsuche in Mikes ehemaligem Heimatstaat: Florida.

Die ersten beiden Folgen von “Florida Man” beschäftigen sich ausschließlich mit Mike und seinem Versuch, sein Leben wieder halbwegs auf die Reihe zu bekommen – der Schatz wird hier nur angedeutet und rückt erst ab Folge drei in den Mittelpunkt. Allerdings ist dieser inhaltliche Übergang alles andere als reibungslos: So recht wollen die verschiedenen Plotlines nicht zusammenpassen und das Skript liefert nur halbherzige Erklärungen für die Verbindung zwischen Mikes Leben, Dellys Flucht und der Schatzsuche; um diese Handlung glaubhaft zu finden muss man schon beide Augen zudrücken.

Ähnlich verhält es sich mit den Beziehungen zwischen den Hauptfiguren in “Florida Man”. Mike will eigentlich seine Ehe mit Iris (Lex Scott Davis) retten, doch im nächsten Moment hat er nicht nur eine Affäre mit Delly, sondern scheint sogar Gefühle für sie zu entwickeln – da hilft es auch nicht, dass jegliche Interaktion zwischen ihm und Iris kaum Chemie hat. Natürlich sind Charaktere mit paradoxen Verhaltensmustern oftmals interessant, doch in diesem Fall lässt das eher auf ein schlampiges Drehbuch schließen, was der unkreative, klischeehafte Dialog nur bestätigt. Dafür geben sich die Schauspieler – vor allem Edgar Ramírez und Abbey Lee – sichtlich Mühe, ihre Rollen sympathisch zu verkörpern.

Etwas besser gelungen sind die kurzen Nachrichtenausschnitte, die den Zuschauer an die Inspiration hinter dem Titel erinnern. In jeder Folge wird kurz und sarkastisch darüber berichtet, was die Bewohner des Staates Florida so Hirnrissiges treiben, was gut zum flachen, manchmal sogar einnehmenden Humor der Serie passt. Mit der eigentlichen Geschichte haben diese kurzen Unterbrechungen im Grunde nichts zu tun, aber das fällt bei dem wackeligen Handlungsaufbau kaum auf.

Ein Großteil des Budgets von “Florida Man” scheint beim Soundtrack und bei der Nachbearbeitung des Materials gelandet zu sein: Die Musik ist zwar passend und macht durchaus Laune, wirkt nach Folge zwei allerdings wie die Playlist einer Beach Bar auf Mallorca. Optisch wurde eindeutig darauf geachtet, jedes einzelne Bild so grell und farbenfroh wie möglich zu machen; als Resultat erscheinen vereinzelte Szenen visuell sogar gelungen, doch die generelle Ästhetik der Serie wirkt nach kurzer Zeit schon etwas übertrieben. Neonlichter können ein starkes Drehbuch nun mal nicht ersetzen, auch wenn das Gezeigte durch sie eventuell unterhaltsamer wirkt.

Fazit

Netflix gehen die Ideen aus und ein Meme wird zur Serie: „Florida Man“ ist, wie so viele Produktionen der Streaming-Plattform, vor allem eins: medioker. Eine oberflächliche Story, mehr oder minder sympathische Figuren und ein sommerlicher Look werden zusammengehalten von einer Handlung, die man auf keinen Fall zu genau unter die Lupe nehmen sollte. Wem Mittelmaß gut genug ist und nur abschalten möchte, könnte allerdings gefallen an dieser Serie finden.

Bewertung

Bewertung: 5 von 10.

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Bild: (c) Netflix