Die Geschichte um Roman Polanski ist eine unendliche, die Kontroversen um seine Person eine Konstante: 1977 wurde der Regisseur in den USA wegen „Vergewaltigung unter Verwendung betäubender Mittel“ der damals 13 Jahre alten Samantha Jane Gailey (nach ihrer Heirat Geimer) angeklagt. Im Zuge der Verhandlungen wurde die Anklage auf „außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen“ reduziert. Im Rahmen dieser Verständigung bekannte sich Polanski schuldig. Wegen des Alters des Opfers war eine gerichtspsychiatrische Beurteilung des Täters gesetzlich vorgeschrieben, zu der Polanski für 90 Tage ins Gefängnis eingewiesen wurde. Nach 42 Tagen erfolgte die vorzeitige Entlassung mit der Empfehlung, eine Bewährungsstrafe zu verhängen.

Als sich abzeichnete, dass sich der Richter in dem Verfahren nicht an die Abmachung halten würde, floh Polanski nach Europa und lebt seitdem hier. Immer wieder gab es Wirbel um seine Person, eine mögliche Auslieferung in die USA, an ihn vergebene Filmpreise, Ein- und Ausladungen zu Festivals usw. Im Zuge der #metoo-Debatte vor einigen Jahren kochte das Thema erneut hoch – obwohl sein ehemaliges Opfer Polanksi laut eigener Angabe da bereits vergeben hatte: 2010 hatte Sie sich erstmals öffentlich geäußert und zeigte sich erleichtert darüber, dass Polanski nicht ausgeliefert wurde; sie betrachte ihn als ausreichend bestraft. Durch den Medienrummel und den Umgang mit einem in ihren Augen korrupten Justizapparat fühle sie sich mehr geschädigt als durch Polanskis Missbrauch vor 32 Jahren. Sie wünschte ausdrücklich, die Klage fallen zu lassen.

Geimer äußerte sich im Zuge der neuen Vorwürfe 2018 erneut ähnlich. Auch Kollegen von Polanski wie Pedro Almodovar oder Martin Scorsese ergriffen widerholt Partei für ihn und verwiesen auf die “Besonderheiten” des Falls und die Umstände der damaligen Anklage.

Nun tauchte ein Bild in Sozialen Medien auf (siehe oben), das trotzdem viele überraschen dürfte: Dort posiert Jane Geimer in einer Art “Reunion” lächelnd gemeinsam mit Roman Polanski. Erst Mitte April erst ein Interview zwischen Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner und Geimer im französischen Magazin Le Point erschienen. Dort äußerten beide harsche Kritik am “heutigen Feminismus”, der #metoo-Bewegung und dem “Kreuzzug” gegen Polanski. Dass sich das ehemalige Opfer und dessen Frau gemeinsam und gleichlautend äußern, war doch beachtlich.

Geimer schilderte in dem Interview auch in eigenen Worten, wie ihre Geschichte von den Medien seit Jahrzehnten verdreht würde: “Let’s be very clear, what happened with Polanski was never a big problem for me. I didn’t even know it was illegal, that someone could get arrested for it. I was fine, I’m still fine, and that this thing was made into something bigger weighs heavily on me. Having to constantly repeat that it was no big deal is a terrible burden.” (“Um es ganz klar zu sagen: Was mit Polanski passiert ist, war für mich nie ein großes Problem. Ich wusste nicht einmal, dass es illegal war und dass jemand dafür verhaftet werden könnte. Mir ging es gut, mir geht es immer noch gut, und dass dieses Ding zu etwas Größerem gemacht wurde, lastet schwer auf mir. Ständig wiederholen zu müssen, dass es keine große Sache war, ist eine schreckliche Belastung.”)

Kurz nach dem Interview postete Geimer selbst das betreffende Foto mit Polanski in Sozialen Medien: Sie scheint mit dem Vorfall wirklich abgeschlossen zu haben. (red.)