Die Causa hatte die österreichische Filmbranche die letzten Tage beschäftigt: In einem so nie dagewesenen Schritt forderten 2/3 der Studierenden des Max-Reinhardt-Seminars in Wien, der zentralen Ausbildungsstätte für Schauspieler/innen in Österreich, den Rücktritt von Institutsleiterin Maria Happel und ihrer Stellvertreterin. Das Vertrauen sei “unwiederbringbar zerrüttet”, die Vorwürfe reichten von ungenügendem Umgang mit kolportierten Übergriffen am Institut über einen rüden Umgangston seitens Happel, Machtmissbrauch bis zu dem Vorwurf an die Institutschefin, nie am Institut anzutreffen zu sein.
Happel, aber auch die Uni hielten sich mit Reaktionen erst zurück, man wolle intern das Gespräch suchen, hieß es. Seitens des Rektorats der MDW sollen diese Gespräche mit den Studierenden auch stattgefunden haben, in durchaus positivem Klima, wie man hörte. Dann allerdings ging Happel vor wenigen Tagen in die Gegenoffensive, monierte in einem APA-Interview, dass sie “über Nacht zum Täter” gemacht worden sei, dass sie die Vorwürfe nicht nachvollziehen könne. Und irritierte mit Aussagen, wonach man Auszubildende “nicht immer gut behandeln” könne und das Überschreiten von Grenzen eben zur Ausbildung gehöre. Die Forderung nach ihrem Rückzug negierte sie.
Die Studierenden sollen nun dem Rektorat ein Ultimatum gestellt haben, sich von Happels Äußerungen zu distanzieren. Das geschah nicht, worauf die Studierenden bekannt gaben, mit Happel und ihrer Stellvertreterin “nicht mehr zusammenarbeiten” zu wollen. Auch bestritten sie, von Happel zwecks Austausch und Klärung der Vorwürfe je kontaktiert worden zu sein. Um diese Eskalation abzuwenden, warf Happel nun selbst das Handtuch. Ich Abschieds-Statement klingt aber (erneut) wenig versöhnlich:
“Als Leiterin des Instituts fühle ich mich dem Geist Max Reinhardts und seiner Theaterbesessenheit verbunden. Da mein Schaffen, das sich künstlerischen Gesichtspunkten verpflichtet, nicht mehr gewünscht ist, mache ich den Platz gerne frei und trete, nach eingehender Überlegung, mit sofortiger Wirkung von meiner Position zurück.” Den Inhalt des offenen Briefs, der sie Causa ausgelöst hatte, nehme sie zur Kenntnis, pflichte diesem aber nicht bei.
Interimistisch soll nun Gerda Müller, Vizerektorin der MDW, das Max-Reinhardt-Seminar führen, “damit der reibungslose Abschluss des Semesters für alle” möglich sei, wie die Uni bekannt gab. (ck)
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Bild: Maria Happel; gemeinfrei via creative commons