Ben Affleck zählt zu den interessantesten, weil widersprüchlichsten Hollywood-Stars: In der Karriere des Schauspielers, Regisseurs, Drehbuchautors und Produzenten wechselten sich Höhepunkte und Tiefschläge ab, Oscar-Erfolge und Flops bei Kritikern und Publikum. Sein letzter Film “Air” ist ein Erfolg. Doch Affleck ist ebenso Preisträger mehrere “Goldener Himbeeren”, denen gegenüber mehrere Oscars und unter anderem eine Golden Globe-Nominierung als Bester Nebendarsteller stehen. Ähnlich unstet verlief Afflecks Privatleben: Auf Beziehungen mit Gwyneth Paltrow und Jennifer Lopez folgte die Ehe mit Jennifer Garner, auf deren Scheidung eine Beziehung mit Ana de Armas, nach der es erneut in die Arme von JLO ging. Während all dem machte er mit diversen Alkohol-Abstürzen und darauf folgenden Therapien in den Klatschspalten von sich reden.

Afflecks Arbeit offenbart ein gewisses Schwanken zwischen Wahnsinn und Genie, zwischen Talent und (ihm zumindest unterstellter) Talentlosigkeit. So vielfältig wie seine Tätigkeiten als Filmschaffender – Affleck ist vor und hinter der Kamera aktiv – ist auch seine Rollenauswahl als Schauspieler: Er war in Independent-Filmen zu sehen, Action-Blockbustern, Thrillern, Superheldenfilmen, Dramen, Komödien und Verfilmungen nach realen Vorbildern. Folgend ein Überblick über Ben Afflecks vielfältiges Schaffen, wichtige Stationen und Höhen und Tiefen seiner Karriere:

Thriller:

Runner Runner, 2013

Der Thriller “Runner, Runner” in dem Affleck neben Justin Timberlake die Hauptrolle spielt, handelt vom ehemaligen Wall Street-Banker Richie Furst, der nach der Finanzkrise seinen Job aufgeben musste und nun Mathematik studiert. Um seine finanziellen Nöte abzuwenden, nimmt er an einem Online-Poker-Spiel teil. Doch was er zuerst für ein seriöses, gutes Online Casino hält entpuppt sich bald als halbseidene Geschichte, der Furst auf den Grund gehen will. Er gerät in eine gefährliche Halbwelt. Wenngleich im Kino und bei der Kritik kein großer Erfolg, bietet “Runner, Runner” ein gutes Porträt eines sogenannten “Ponzi-Schemes”.

Gone Girl, 2014

Mit “Gone Girl” wagte sich Affleck auf neue Pfade: In dem düsteren Beziehungs-Drama von David Fincher spielt er einen zwielichtigen Ehemann, dessen Frau plötzlich verschwindet, worauf er als Verdächtiger in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Ungleich vieler anderer seiner Filme erhielt Affleck für seine Darstellung viel Lob von der Presse, die ihn als “Idealbesetzung” bezeichnete.

Drama:

Good Will Hunting, 1997

Der Einstand auf der großen Hollywood-Bühne (nach mehreren kleineren Rollen) gelang mit einem Knall: Als gerade 25-Jähriger schrieb Affleck mit seinem Schulfreund Matt Damon das Drehbuch zu diesem Film, der ein großer Erfolg wurde und wofür beiden, völlig verdient, mit einem Oscar für das beste Skript ausgezeichnet wurden.

The Town, 2010

Mit “The Town” legte Affleck seine zweite Regiearbeit vor, mit der er zu den Filmfestspielen von Venedig geladen wurde. Der Thriller über eine Gruppe von Bankräubern, in dem er selbst die Hauptrolle übernahm, erhielt sehr gute Kritiken. Empire titelte: „The Town gehört zur raren Spezies von Genre-Filmen für Erwachsene, voller fesselnder Charaktere und großartiger Darstellerleistungen. […] Ben Affleck ist im Begriff, ein großer Regisseur zu werden.”

Argo, 2012

Mit der Verfilmung einer wahnsinnigen Geiselbefreiung aus Teheran 1979 (nach wahren Begebenheiten) erreichte Affleck den vorläufigen Zenit seines Schaffens: Diverse Filmpreise, darunter der Oscar für den Besten Film, waren der Lohn für seine Arbeit und der Beweis für sein Talent als Regisseur.

Tender Bar, 2021

In George Clooneys liebevoll inszenierter Dramödie verkörpert Affleck “Onkel Charlie”, dessen Bar für Hauptfigur JR zum zweiten Zuhause wird, nachdem sein Vater die Familie früh verlassen hatte. Sein Onkel Charlie wird zur Vaterfigur, der ihm Lebensweisheiten mit auf den Weg gibt, die Barbesucher werden zu JRs Ersatzfamilie. Ben Affleck liefert hier eine seiner besten darstellerischen Leistungen überhaupt ab, wofür seine erste Golden Globe-Nominierung (als Nebendarsteller) der mehr als verdiente Lohn war.

Air, 2023

Mit “Air” schuf Ben Affleck, diesmal wieder als Regisseur, Produzent und Darsteller am Start, einen der bisher besten Filme des Jahres 2023. Das Werk nimmt die Entwicklung des “Air Jordan” als Vorwand für ein stimmiges, teils nostalgisches Porträt der 1980er, dessen Spirit sich auf den Film wie auf das Publikum überträgt.

Comic-Verfilmungen:

Daredevil, 2003

Mit “Daredevil” betrat Affleck das Superhelden/Comic-Adaptionen-Genre, noch bevor dieses seinen Hype erlebte. Er verkörperte die Titelfigur namens Matt Murdock, der als blinder Held Daredevil für Gerechtigkeit sorgt. Bei der Kritik kam der Film mäßig an, dennoch gab es ein Serien-Reboot und eine Neuauflage im Rahmen des MCU ist geplant.

Batman vs Superman: Dawn of Justice, 2016

Im ersten, filmischen Aufeinandertreffen von Superman und Batman schlüpfte Ben Affleck in die Rolle des Fledermausmanns. Wenngleich der Film ein kommerzieller Erfolg wurde, erhielt er fast ausschließlich miese Kritiken und viele Fans waren mit Afflecks Batman-Version unzufrieden. Es sollte ein weiterer Film folgen, bei dem er selbst auch die Regie übernehmen sollte. Daraus wurde aber schließlich bekanntlich Matt Reeves “The Batman” mit Robert Pattinson und ohne Ben Affleck.

Actionfilme:

Armageddon, 1998

Den ersten, großen Blockbuster betrat Affleck mit Michaels Bay “Armageddon”, einem bombastischen Endzeit-Actionfilm. Darstellerisch konnte Affleck hier kaum überzeugen, doch der Erfolg des Films an den Kinokassen machte ihn einer breiten Masse bekannt und ihn damit zum Hollywood-Star.

The Accountant, 2016

In “The Accountant” verkörpert Affleck einen hochfunktionalen und -intelligenten Autisten, der zum Actionhelden wider Willen mutiert. Die Rolle zählt wieder zu seinen besseren Schauspiel-Leistungen. Inzwischen wurde eine Fortsetzung angekündigt, es ist möglich, dass Warner Bros. an einem eigenen Franchise arbeitet.

(red/ext.)

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