Gaming-Fans aufgepasst, denn endlich ist es soweit: Das beliebte Horrorspiel „Five Nights At Freddy’s“ kriegt seine Filmversion. Bekannt als unterhaltsames Jump-Scare-Spektakel mit einer faszinierend verstörenden Story, über die im Internet seit Jahren reichlich spekuliert wird, übernimmt Blumhouse die Adaption des Klassikers. Mit einem Drehbuch, an dem der Game-Designer Scott Cawthon mitschrieb und Großteils praktischen Effekten sollte dem Erfolg eigentlich nichts im Wege stehen.

Von Natascha Jurácsik

Mike versucht sich seit dem Tod ihrer Mutter um seine kleine Schwester Abby zu kümmern so gut es geht, doch das Leben als Alleinerzieher ist nicht so leicht. Obendrein plagt ihn seit der Kindheit die Entführung seines Bruders Garrett und er zwanghaft jede Nacht in seinen Erinnerungen wühlt in der Hoffnung auf Antworten zu stoßen. Als er schließlich seinen Job verliert ist er endgültig am Verzweifeln – zum Glück wird ihm ein Job als Nachtwächter in einem alten Lokal für Kinder aus den 1980ern angeboten, den er zwar dankbar, doch mit einigem Vorbehalt annimmt. Doch obwohl „Freddy Fazbear’s Pizza“ seit langer Zeit geschlossen ist und die mechanischen Tiermaskottchen eigentlich ausgeschaltet wurden, geschehen dennoch immer seltsamere Dinge, denen Mike mithilfe der Polizistin Vanessa auf den Grund geht.

Fans werden sich zunächst darüber freuen können, dass die praktischen Effekte in „Five Nights At Freddy’s“ absolut gelungen sind: Jedes Mitglied von Freddy’s Bande wurde real gebaut und sowohl durch Fernkontrolle als auch mithilfe von Stunt-Performern zum Leben erweckt. Hier wurden offensichtlich keine Kosten und Mühen gescheut und vor allem der erste Blick auf die ikonischen Killerroboter verfehlt nicht seine Wirkung. Auch das Restaurant selbst wurde mit wachem Auge fürs Detail nachgebaut – jeder Raum, der von den Lowtech Kameras überwacht wird, ist sofort aus den Spielen zu erkennen. Das Ganze wird gut – wenn auch nicht sonderlich originell – für die Leinwand eingefangen, wodurch dem Film kein Low-Budget-Look vorgeworfen werden kann. Rein optisch ist das Projekt hiermit auf dem besten Weg, ein Kult-Klassiker der Videospielverfilmungen zu werden.

Was das Drehbuch anbelangt, wird schnell deutlich, dass Regisseurin Emma Tammi eine sehr eigene Vorstellung von einer Adaption den Gruselphänomens aus dem Internet hatte. Anstatt sich ganz auf das zentrale Jumpscare-Gimmick innerhalb der eklektischen Atmosphäre, bestehend aus Kindheitsnostalgie und Horror, zu konzentrieren, richtet sie ihren Blick auf den komplizierten Mythos des Spiels, über den unter Fans mit jedem neuen Beitrag heftig spekuliert wird. Versteckte Hinweise, schwammige Andeutungen und verworrene Puzzle lassen eine unklare, aber offenbar höchst verstörende Geschichte hinter dem einfachen Gameplay erkennen. Tammi ließ sich wohl ebenfalls vom Strom von Theorien zu der wahren Lore von „Five Nights At Freddy’s“ mitreißen und machte diesen Aspekt den Hauptfokus der Adaption. Eine mutige Entscheidung – mit gemischten Resultaten.

Der ernste Ton und der dramatische Handlungsaufbau lassen eher an einen Psychologischen Thriller als an einen auf einem Videospiel basierenden Horrorfilm denken, was von der tragischen Story rund um verschwundene Kinder umso mehr unterstützt wird. Zwar wird dies durch gute Dialoge, angemessenen Performances und einem interessanten Character-Study-Aspekt auf annehmbare Weise vermittelt, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass es hierbei eigentlich um mordlustige Robotermaskottchen geht. Die zwei Identitäten des Films – einmal als dramatischer Thriller und einmal als unterhaltsame Nachahmung eines Jumpscare-Spiels – finden nicht immer zusammen und verlaufen eher parallel nebeneinanderher, ohne sich zu einem kohärenten Werk zu verbinden. Hierdurch wirkt „Five Nights At Freddy’s“ etwas schizophren und scheint nicht ganz zu wissen, welche Funktion er innerhalb des Horrorgenre eigentlich einnimmt. Allerdings macht ihn diese gespaltene Existenz auch zu einem der interessantesten Versuche einer Videospieladaption und könnte gerade bei Fans der Originalgeschichte Zuspruch finden. Als kompletten Reinfall kann man den Film jedenfalls nicht bezeichnen – allerdings hätte man die tierischen Übeltäter etwas weniger Präsenz geben können, um den von ihnen ausgehenden Grusel effektiver zu machen. Ähnlich wie bei dem Hai aus Spielbergs „Der Weiße Hai“ ist manchmal eben das, was man nicht oder nur beschränkt sieht, der wahre Spannungspunkt.

Fazit

Big-Budget-Optik und ein Drehbuch, das auf zwei Schienen fährt – „Five Nights At Freddy’s“ weiß nicht so recht, wem er jetzt eigentlich imponieren möchte: Eingefleischten Fans des Originals oder einem wagemutigen Publikum auf der Suche nach Nervenkitzel. Demnach ist es schwer zu sagen, wem der Film gefallen wird und wem nicht, aber im Grunde lohnt sich ein Kinobesuch zu Halloween allein schon wegen der mechanischen Mörder.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

59/100

Seit 26.10. im Kino, demnächst als VOD.

Weitere Halloween Tipps:

-> “House of Darkness”

-> “Carrie”

-> “Hollow Man”

Bild: (c) Universal Pictures