von Christian Klosz
“The Parallax View” / “Zeuge einer Verschwörung”, 1974, Alan J. Pakula
Teil 2 von Pakulas Paranoia-Trilogie. Im Zentrum: Ein ominöser Einzelgänger, gespielt von Warren Beatty, von dem wir nichts wissen, außer, dass er immer tiefer und tiefer in eine politische Verschwörung gerät, die bis in höchsten Kreise der US-Justiz hineinreicht. Der Film: Ein Abbild der misstrauensgeschwängerten Zeit im Amerika der frühen 1970er, in der der “große Feind” nicht mehr klar erkennbar ist, und sich in nächste Nähe, im Inneren des Systems befindet. Kunstfertig durchsetzt mit patriotischen Symbolismen und symbolischen Andeutungen, die ein jähes Zerfallen der einst stolzen Nation andeuten. Verstörender und beklemmender Hochqualitäts-Thriller, Schock-Finale inklusive.
“Zeuge einer Verschwörung” – Zu sehen bei: Paramount+, als VOD bei diversen Anbietern
“Two mules for Sister Sara” / “Ein Fressen für die Geier”, 1970, Don Siegel
Eine höchst zynische Western-Komödie, die die Italo-Western von Leone und Corbucci als Vorbilder nimmt und deren Zugang wieder auf ur-amerikanisches Terrain zurückführt. Die Prämisse der Story: Eastwood als Wild-West-Nihilist wird mit der Prostituierten Shirley MacLaine, die sich zwekcs höherer sozialer Kompatibilität als Nonne verkleidet, durch die Wüste geschickt, wo er nach einem Geldschatz strebt, während sie der mexikanischen Revolution zur Hilfe kommen möchte. In stimmige Technicolor-Farben getunkt, mit einem wundervollen Soundtrack von Ennio Morricone versehen, und mit bitteren schwarzen Humor versüßt. Höchst unterhaltsam und sehenswert.

“Thunderbolt and Lightfoot” / “Die Letzten beißen die Hunde”, 1974, Michael Cimino
Der erste Film eines der wichtigsten und unterschätztesten aller US-Regisseure, Michael Cimino. Vier Jahre später sollte er mit “The Deer Hunter” Filmgeschichte schreiben, 2 Jahre danach mit dem “Heaven´s Gate”-Desaster seine eigene Karriere, und damit gleich auch New Hollywood, an die Wand fahren. In “Thunderbolt and Lightfoot” schickt er Clint Eastwood und Jeff Bridges, zweiter in einer seiner frühen Hollywood-Rollen, als ungleiches Paar durch ein ungewöhnliches Road-Movie, das Komödien-, Western- und Drama-Elemente gekonnt miteinander verschmilzt. Ganz großes, bewegendes Kino, als Independent-Streifen getarnt, das bereits das phänomenale visuelle Talent des Regisseurs zeigt und einige seiner directoral trademarks festsetzt.
“Den letzten beißen die Hunde” – Zu sehen bei: diversen Anbietern als VOD
“Midnight Express”, Alan Parker, 1978
Ein ebenso brutaler wie dichter Folter-Film von einem der intensivsten Regisseure des (US-)Mainstream-Kinos, Alan Parker, der sich mit staatlicher Macht und deren Missbrauch auseinandersetzt. Ein Film, der einem, wie man so schön sagt, lange „im Magen liegen bleibt“, und der die Ohnmacht des einzelnen gegenüber mächtigen staatlichen Institutionen mit Verve darstellt und politische Oppression mit Vehemenz kritisiert. Das Drehbuch kommt übrigens von Oliver Stone, der in Hollywood zuerst als Autor sein politisches Gewissen schärfte, der geniale Soundtrack vom Großmeister Giorgio Moroder.
“Midnight Express” – Zu sehen bei: WOW/Sky und bei diversen Anbietern als VOD

“Coma” / “Koma”, Michael Crichton, 1978
Ein packender Thriller mit Michael Douglas und Genevieve Bujold in den Hauptrollen, der eine Verschwörung innerhalb eines korrupten Medizinsystem aufdeckt: “Zufällig” fallen haufenweise Patienten ins Koma, um nicht mehr aufzuwachen, während im Hintergrund perfider Handel mit den Organen der “Schlafenden” getrieben wird. Eine junge Ärztin kommt dem dunklen Treiben auf die Schliche und muss fortan um ihr Leben fürchten. Crichton, der Autor von “Jurassic Park”, hier auch als Regisseur im Einsatz, liefert einen gelungenen Paranoia-Film mit großartig inszenierten Sequenzen, der auch ethische Fragen nach Moral und Macht in der Medizin aufwirft.
“Koma” – Zu sehen bei: Diversen Anbietern als VOD
Weiteres von Alan Parker:
-> Text zu “Mississippi Burning”
Mehr von Michael Cimino:
Bilder: (c) WIkipedia / Fair Use
Titelbild: Quelle – Archive.org
Bis auf Midnight Express habe ich alle gesehen.
Dann musst du den nachholen – sehr empfehlenswert! //ck
Mal schauen…