Mit „Lucky“ präsentiert John Carrol Lynch bei seinem Regie-Debüt einen Bizarro-Western, der dem großen Harry Dean Stanton („Paris, Texas“) eine Bühne für seine „Abschiedsvorstellung“ gibt (er verstarb nach Dreh des Films im Vorjahr). Neben dem liebenswert-schrulligen Hauptcharakter ist der Film mit weiteren „Weirdos“ gespickt, allen voran mit David Lynch als „Schildkrötenliebhaber“. Ein durchaus netter Independent-Streifen, der Stanton ein würdiges Denkmal setzt.


Lucky (Stanton) lebt in einem Südstaaten-Kaff in den USA – im hohen Alter immer noch alleine in seinem kleinen Häuschen. Sein Tagesablauf ist von strengen Routinen geprägt: Morgendliches Joga, Besuch im Cafe-Imbiss, Kreuzworträtsel, Gameshows im TV, Spaziergänge durch das Städtchen, am Abend eine Bloody Mary in der Bar – und jede Menge Zigaretten. Als er plötzlich eines Tages aus heiterem Himmel in der Küche umkippt, beginnt Lucky zu zweifeln: Obwohl ihm der Doktor bemerkenswerte Fitness bescheinigt, weist er ihn auf sein doch fortgeschrittenes Alter hin, das sich eben nun langsam bemerkbar mache. Lucky begibt sich folglich auf seine ganz persönliche Sinnsuche…

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Die Figur „Lucky“ ist mit seinem Darsteller geradezu verschmolzen: Das ausgemergelte Gesicht, die seltsame Art, zu sprechen, die teilweise skurrilen Sätze und Handlungen – so kennt man Harry Dean Stanton. Sein Lucky ist in gewisser Weise Zen-Buddhist mit stark depressiven Zügen, der das Leben in seiner Absurdität irgendwie zu ertragen gelernt hat. Als er mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert ist, erschüttert ihn das dennoch, er beginnt, an seinen vorgefertigten Meinungen zu zweifeln.

Der Film ist im Grunde eine einzige One-Man-Show von Stanton, die nur selten – und szenenweise – von den Auftritten von David Lynch als Luckys nicht minder schräger Freund Howard unterbrochen wird. Kein filmisches Meisterwerk, aber ein sehenswerter Independent-Streifen, der sich ganz auf sein Drehbuch, die schrägen Dialoge und seinen Hauptdarsteller verlässt. Interessant, teilweise schmerzhaft-unterhaltsam, und bizarr. Empfohlen für Fans kleiner Independent-Produktionen aus den USA – und natürlich für Verehrer von Harry Dean Stanton.