Trailer können einem die Vorfreude auf einen Film komplett vermiesen. Entweder, weil sie in wenigen Minuten die komplette Handlung vorwegnehmen oder, wie im Fall von „The Creator“, so generisch, rührselig und spannungsarm sind, dass der Gang ins Kino abdingbar wird. Gut, dass wir in Zeiten von Streaming und Co. schnell die Möglichkeit bekommen unsere Meinung zu revidieren.

von Cliff Lina

Insbesondere im Science-Fiction Bereich gab es zuletzt doch immer wieder schöne Überraschungen. Vor allem Denis Villeneuve begeisterte Genrefans beispielsweise mit „Arrival“ oder „Blade Runner 2049“, auch Kollege Alex Garland heimste mit „Ex Machina“ oder „Auslöschung“ durchaus positives Feedback ein. Regisseur Gareth Edwards hat bisher lediglich „Rogue One“ auf der Habenseite zu verbuchen – das anspruchsvolle Star Wars Fanvolk ist allerdings auch kein leicht zu überzeugendes Publikum. Mit „The Creator“ legt der Brite nun sein zweites Drehbuch nach, dass er dann auch eigenständig verfilmte.

Im Grunde dreht sich der Film um den ausufernden Kampf zwischen Menschen und Künstlicher Intelligenz. Einst in Harmonie nebeneinander existierend, erschüttert ein heimtückischer Angriff das Vertrauensverhältnis und führt letztlich dazu, dass die Maschinen flächendeckend vernichtet werden sollen. Der asiatische Raum bietet eine Ausnahme – als sich aber herausstellt, dass die K.I. eine Art Massenvernichtungswaffe besitzt, scheint eine erneute und finale Konfrontation unausweichlich. Mit Ex-Militär-Agent Joshua wird ein Mann mit der Aufgabe betraut, der nicht zuletzt aufgrund einer persönlichen Befangenheit in einen Zwiespalt gerät.

Und ebenjener Zwiespalt entpuppt sich als Aufhänger von „The Creator“, der einmal mehr der Frage nachgeht, inwieweit künstliche Intelligenz eher Fluch oder Segen für uns darstellt. Edward baut seine Geschichte dabei stringent auf, lässt uns mit kurzen Rückblicken an Einstellung und Motivation seiner Charaktere teilhaben und schafft es schnell das Kernproblem herauszuarbeiten. Viele Zusammenhänge, die der Film noch nicht klar benennt, kristallisieren sich bei näherem Hinsehen schon vorab hinaus, sodass im weiteren Verlauf keine großen Überraschungen zu erwarten sind. Die braucht es aber auch nicht, da das Werk sich offen dem Unterhaltungswert verschreibt. Schnell schreitet die Story voran, baut immer wieder kleinere Ruhepausen ein, um vermeintlich offene Fragen sauber zu beantworten und hinterlässt so ein gutes Gefühl bei der Zuschauerschaft, die sich jederzeit sicher sein kann, dass alle Elemente ineinandergreifen.

Mit gerade einmal knapp 80 Millionen Dollar Budget gehört „The Creator“ zu den kostengünstigen Produktionen aus dem oft sehr opulenten und dementsprechend teuren Genre. Die abwechslungsreichen und detaillieren Setpieces sorgen jedoch jederzeit für einen hochwertigen Look, der klare Reminiszenzen an Klassiker wie „Blade Runner“ oder „District 9“ aufweist. Der Stil wechselt dabei, je nach Schauplatz, von düsteren Cyberpunk Straßenfluchten bis hin zu kargem Ödland, in denen Reisplantagen und Wassermassen die Optik prägen. Generell vermengt Edwards gekonnt die Gegensätze: Die angeblich überlegene K.I. inmitten von teils unterentwickelten Gegenden, clever konzipiert und doch nicht fehlerfrei. Nicht, weil sie an einer mangelhaften Herstellung leidet, sondern weil sie menschliche Züge annimmt. Sie denkt, sie fühlt, sie leidet. Und doch steht sie unter menschlicher Kontrolle, die sie dazu zwingt als Kriegsmaschinerie gegen ihresgleichen zu agieren. So futuristisch es klingen mag, so erschreckend leicht lässt es sich auf humanoide Eben projizieren.

Ist „The Creator“ also eine übersehene Perle? Was die visuellen Effekte und die grundlegende Idee angeht auf jeden Fall, aber durch die fast schon gehetzte Erzählweise bleiben gerade emotionale Momente oft auf der Strecke – im wahrsten Sinne. Die sich entwickelnde Handlung heizt ab der zweiten Hälfte nur noch von Ort zu Ort, die bereits angesprochenen Entwicklungen bestätigen sich reihenweise und so bleiben, neben optischen Reizen, gerade zum Schluss nur noch wenige Ankerpunkt, die einen wirklich gefühlstechnisch mitreißen können. Selbst in ruhigeren Momenten kündigt sich schnell der nächste Bombast an, bei dem die Vermengung der Gegensätze dann nicht mehr funktionieren will. Nichtsdestotrotz ist „The Creator“ ein modernes Beispiel dafür, was das Genre selbst ohne riesiges Budget zu bieten hat wenn Kreativität auf technische Finesse trifft.

Fazit

Die Mischung aus futuristischem Design und fast schon philosophischen Leitfragen macht „The Creator“ per se zu einem ambitionierten Werk, das anfangs mit fantastischen Schauplätzen und zügigem Erzähltempo überzeugt. Das unverbrauchte Setting bleibt, doch im letzten Drittel zerfasert die Geschichte und kann emotional insgesamt zu selten das einlösen, was die erzählerische Tragweite transportieren möchte. Gemessen am furchtbar belanglosen Trailer jedoch eine sehr hübsche Überraschung, die bekannten Vorbildern huldigt. Ab sofort auf Disney+ zu streamen!

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

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Bilder: (c) 20th Century Studios