Spätestens seit den furchtbaren Anschlägen am 13. November 2015 in Paris stellt der islamistische Terror auch in Europa eine Realität und reale Bedrohung dar. Bei diesen Angriffen kamen unzählige Menschen ums Leben, neben einem Restaurant und einem Fußballstadion war auch das “Bataclan”, ein beliebter Veranstaltungsort von Konzerten im Herzen von Paris, ein Ziel.
An besagtem Abend traten dort die “Eagles of Death Metal” um ihren Frontman Jesse “The Devil” Hughes auf – und überlebten.
Die von HBO produzierte und unter Regie von Colin Hanks gefertigte Doku “Nos Amies” widmet sich einerseits dieser außergewöhnlichen Band und ihrer Message von “Peace, Love, Death, Metal”, andererseits diesem schrecklichen Ereignis, das ihr (Selbst-)Verständnis als Rock´N´Roller nachhaltig erschüttern sollte.
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Regisseur Colin Hanks beleuchtet in der ersten halben Stunde des Films die Entstehungsgeschichte dieser ungewöhnlichen und außergewöhnlichen Band, lässt Wegbegleiter Josh Homme (QOTSA) zu Wort kommen, und beleuchtet außerdem die innige Männerfreundschaft zwischen Jesse Hughes und Homme. Hughes wird als etwas “seltsamer” Nerd beschrieben, der in der High School von Schulkollegen gemobbt wurde – bis ihm Homme zu Hilfe kam und für ihn eintrat, was den Beginn dieser außergewöhnlichen Freundschaft markieren sollte.
Den “Rock´n´Roll” und seine “heilsame Energie” entdeckte Hughes erst in einer tiefen Lebenskrise (Scheidung) für sich – was zur Gründung der Band und zum ersten Album führte.
Der Mittelteil widmet sich dann den schrecklichen Ereignissen dieses Novemberabends, und lässt betroffenen Bandmitglieder ebenso erzählen wie Fans, die zugegen waren, und Freund Josh Homme, der an dem Abend nicht in Paris war, aber per Handy alles mitbekam.
Es offenbart sich ein Bild des Schreckens. Spürbar ist, wie mitgenommen Hughes von den Erlebnissen dieses Abends ist, und wie er mit seinem “Schicksal” hadert, der Aufgabe, dieser Verantwortung gerecht zu werden, die er auf seinen Schulter fühlt, für die anderen da zu sein, die an diesem Abend auch im Bataclan waren – und überlebten.
Durch die diversen Interviews entsteht auch ein vielfältiges Bild davon, wie sich eine derart massive Bedrohung auf die Betroffenen auswirkt, wie jeder individuell damit umgeht, wie jeder seinen Weg finden muss, die erlittenen Traumata hinter sich zu lassen. Ebenso wird aber verständlich, wie sich die Überlebenden durch dieses schreckliche Ereignis miteinander “verbunden” fühlen.
Der dritte Teil widmet sich der Frage, wie es den Überlebenden heute geht, wie sie mit dem Erlebten umgehen – und der Frage, wie die “Eagles” damit umgehen. Jesse Hughes offenbart sich als bemerkenswertes Individuum, das er als seine Aufgabe sah, an den Ort des Schreckens zurückzukehren, und dieses Konzert “zu beenden”, und so für sich, seine Band und die Fans ein Stück weit Heilung zu ermöglichen.
FAZIT: “Eagles of Death Metal: Nos Amis” ist eine äußerst interessante Doku, die einerseits eine außergewöhnliche Band und deren exzentrischen Frontman zeigt, andererseits versucht zu erklären, wie Menschen mit schrecklichen Erlebnissen umgehen (können). Und: den Spirit des “Rock´n´Roll” beschwört, der von den “Eagles of Death Metal” und Jesse Hughes als Ausdrucksform der Liebe und des Lebens zelebriert wird – der stärker als jeder Terror und Hass ist. Auf jeden Fall sehenswert, nicht nur für Fans der Band.
filmpluskritik – BEWERTUNG: **** von 5
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