Drew Goddard paart in seinem zweiten großen Regiewerk „Bad Times at the El Royale“ spannungsaufbauendes Erzähl-Kino mit vielen narrativen Twists. Der durch den Film „The Cabin in the Woods“ bekannt gewordene Regisseur und Drehbuchautor, der unter anderem auch das Skript zu „The Martian“ schrieb, holt auch dieses Mal bekannte Gesichter wie Jeff Bridges („The Big Lebowski“), Chris Hemsworth („Thor“) sowie Dakota Johnson („Fifty Shades of Grey“) vor die Kamera.
Das in die Jahre gekommene Hotel „El Royale“ scheint schon zu Beginn des Films ein seltsamer Ort zu sein. Ein prachtvolles Gebäude mit prunkvoller Dekoration, bei dem nur eines fehlt: Die Gäste. Das sichtlich von den Zeiten gezeichnete Hotel, welches Mitte der 60er Jahre sehr belebt gewesen zu sein scheint, hat zudem noch eine weitere Besonderheit: Eine dicke rote Linie am Fußboden zieht sich durch den ganzen Gebäudekomplex und trennt die beiden Staaten Nevada und Kalifornien (wo ein Zimmer pro Nacht einen Dollar mehr kostet).
Hier kommen nun gleichzeitig sieben Fremde unter, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Unter ihnen befinden sich unter anderem der Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), die Sängerin Darlene Sweet, Staubsaugervertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm), die aufmüpfige Emily (Dakota Johnson) sowie der Rezeptionist Miles (Lewis Pullman), der zugleich der einzige Angestellte des Hotels ist.
Es dauert nicht lange, bis sowohl Zuseher und Zuseherinnen, als auch alle handelnden Personen im Film verstehen, dass hier niemand der beziehungsweise die ist, der er/sie vorgibt zu sein, und auch sonst hier nichts mit rechten Dingen zugeht. Sowohl das Hotel an sich, als auch jeder einzelne darin befindliche Gast hat ein dunkles Geheimnis zu verbergen, das für viel Spannungsaufbau sorgt.
Zwei Stunden und 21 Minuten hindurch ist Goddards Film von vielen twistreichen Ereignissen geprägt, die einen gebannt in die Handlung des Films hineinziehen. Der Film, der dem Neo-Noir-Mystery-Thriller-Genre zuzuordnen ist, lebt förmlich von den einzelnen Charakteren, die allesamt gut gezeichnet und auch gut besetzt sind.
Der Hauptstrang des Films spielt sich lediglich in und vor den vier Wänden des „El Royales“ ab, wodurch sich ein überaus interessantes Setting ergibt. Aufgelockert wird die Handlung durch Zeitsprünge in die Vergangenheit, die in bester Tarantino-Manier an „Pulp Fiction“ erinnern und mit “Titelkarten” den entsprechenden Raum beziehungsweise die Vorgeschichte der jeweiligen Person einleiten. Obwohl „Bad Times at the El Royale“ stets die Spannung aufrecht hält, hätte man so manche Vorgeschichte auch kürzer beziehungsweise prägnanter erzählen können. Trotzdem ist es meist die Vergangenheit der Charaktere, die für Überraschungen sorgen und nicht die Gegenwart, was mitunter etwas schade ist.
Sound-Designer Michael Giacchino setzt vorrangig bekannte Musik der 60er Jahre ein, die an die besseren Zeiten des „El Royale“ erinnern soll und auch durch die ein oder andere Gesangseinlage perfekt die Stimmung untermalt. So dient beispielsweise der Auftritt der Hotelbewohnerin Darlene gegen Ende des Films, wo die Spannung zu ihrem Höhepunkt gelangt und sich das Szenario verdichtet, als ideal gewählter Spannungsbruch, an dem die Zeit für einen Augenblick still zu stehen scheint, bevor es zum Showdown kommt.
Fazit:
Die räumliche Limitierung des Settings sowie das überzeugende Skript, welches mit vielen Plottwists versehen ist, sind Goddard mehr als gelungen. Auch die Darsteller, die allesamt ihre Charaktere überzeugend verkörpern, sprechen für den Film. Alles in allem großes Hollywood-Kino, das bis auf einige kleine Ausnahmen stets für Spannung sorgt.
Bewertung:
8 von 10 Punkten
von Elli Leeb
Bilder: Twentieth Century Fox