Deutsche Komödien. Eine Wortkonstellation, die gestandenen Filmkennern die Schweißperlen auf die Stirn treibt und in gepflegter Runde eher für hämisches Gelächter als für herzhaftes Lachen sorgt. Die Schweigers und Schweighöfers dieser Welt haben Spuren hinterlassen, und so steht das Genre derzeit unter keinem guten Stern. Ab und an schaffen es kleinere Produktionen die Klischees zu durchbrechen, und ab dem 22. März versucht sich mit „Die Goldfische“ ein weiterer Vertreter an genau diesem Unterfangen.

Der Titel ist dabei leicht irreführend, geht es doch nicht etwa um die feuerroten Aquariumbewohner, sondern um eine Behinderten-WG. Genauer gesagt begleitet der Film den erfolgsverwöhnten Portfolio-Manager Oliver, dessen Leben auf der Überholspur ein jähes Ende findet als er einen schweren Unfall verschuldet und anstelle der nächsten Stufe der Karriereleiter zu erklimmen seinen Fuß erst mal in ein Krankenhaus setzen muss. Die anschließende Reha ist für Oliver nur schwer erträglich, vor allem da sein in der Schweiz gebunkertes Schwarzgeld in Gefahr ist. Logische Schlussfolgerung: Ein getarnter Tagesausflug mitsamt der gesamten WG.

So lauten sie also, die Eckpfeiler des Roadmovies aus der Feder von Alireza Golafshan, der bei seinem Erstlingswerk für Drehbuch und Regie verantwortlich ist. Im Cast tummeln sich neben Tom Schilling, der zuletzt durch gute Leistungen in „Werk ohne Autor“ oder „Who am I“ auf sich aufmerksam machen konnte und Axel Stein, einem alteingesessenen Profi im Comedygenre, vor allem semibekannte Darsteller. Der Qualität tut das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: auch wenn sich an manchen Stellen das leicht verschrobene deutsche Acting nicht von der Hand weisen lässt, die Authentizität kann punkten. Besonders auffällig ist dabei, dass die Rolle der unter Down-Syndrom leidenden Franzi auch mit einer Schauspielerin besetzt wurde, die tatsächlich an Trisomie 21 erkrankt ist.

Generell sind die dargestellten Einschränkungen der WG-Bewohner vielfältig. Egal ob Suchtkranke, Autisten oder Blinde; die Fahrgemeinschaft, die sich ihren Weg gen Schweiz bahnt, wartet mit allerlei Potenzial auf. Das Problem an der Sache: Sie kann es kaum nutzen. Wenn sich ein Film schon dazu entschließt seine Späße auf Kosten einer bestimmten Minderheit auszuspielen, sollte er auch den Mut haben dies in Gänze auszukosten. Manche mögen protestieren und nun entgegnen, dass bei Komödien dieser Gattung ganz genau auf die moralische Grenze geachtet werden muss, allerdings sollte Kunst in seiner Form auch den Mut haben diese zu überschreiten um aus der Masse hervorzustechen. Und genau hier scheitert Golafshans Drehbuch an der eigenen Courage. Ja, wenn die blinde Alkoholikerin den Bus steuert und dabei die Leitplanke rasiert ist das amüsant. Es ist aber ebenso einfallslos. Getreu nach dem Leitspruch, den der Autist der Gruppe zu seinem Lebensmotto auserkoren hat: „Machen wir so. Haben wir kein‘ Stress.“

Fazit:

„Die Goldfische“ ist am Ende seiner Reise zwar kein Totalausfall geworden, den Vorurteilen gegenüber dem Genre kann er jedoch auch nicht entwachsen. Einige Gags zünden, der Großteil ruft beim anspruchsvolleren Publikum aber höchstens eine hochgezogene Augenbraue hervor. So entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich der Film bei der Erreichung einer besseren Wertung quasi selbst behindert. Und das nicht etwa, weil es ein schlechter Film ist. Nein, es sind eher die ungenutzten Chancen und die Ausflüge in gesichertes Terrain, die das Werk letztlich vom Weg abbringen und die nur den wenigsten ein herzhaftes Lachen abringen werden. Schade.

Wertung:

5 von 10 Punkten

von Cliff Brockerhoff

Bilder: ©Sony Pictures Entertainment / Wiedemann & Berg