Plüschtiere als Goldgrube und Geschichtenfundus. „The Beanie Bubble“ folgt einem kleinen Trend, der dieses Jahr durch Hollywood ging. Wie „Blackberry“, „Air“ und „Tetris“ erzählt nun auch „The Beanie Bubble“ vom Aufstieg und Fall kapitalorientierter Unternehmer und den Big Playern im Business. Für Regiepaar Damian Kulash und Kristin Gore ist das Eintauchen ins bunte Plüschtierimperium von Ty Warner das Langfilmdebüt, das sich auf das Buch „The Great Beanie Baby Bubble: Mass Delusion and the Dark Side of Cute“ von Zac Bissonnette stützt. Ein Film, der sich zu Beginn damit rüstet, dass es Teile der Wahrheit gibt, die man nicht erfinden kann, aber alles dazwischen künstlerische Freiheit ist. Eine bissige Ankündigung für eine Geschichte, die sich am Ende genauso unterfüttert zeigen wird wie die kleinen Stofftiere, die in den 90er-Jahren ein Milliardengeschäft am Laufen hielten, bevor die Blase schließlich platzte.

von Madeleine Eger

Ty Warner (Zach Galifianakis) ist erfolgloser Vertreter, bis er auf Robbie (Elizabeth Banks) trifft, die ebenso den Traum nach Veränderung und Erfolg hegt. Gemeinsam gründen sie ein Unternehmen, das weniger prall gestopfte Stofftiere verkauft. Eine Innovation, die nur noch von den Beanie Babys getoppt wird, an dessen Entwicklung Sheila (Sarah Snook) und ihre Kinder großen Anteil haben. Maya (Geraldine Viswanthan) verhilft als Vorreiterin im Internet(auktions-)handel dem Unternehmen schließlich zu riesigem Gewinn. Aber wie so oft, Hochmut kommt vor dem Fall und das Imperium droht zu kollabieren …

Während in der Eröffnungssequenz die bunten Plüschtiere wie Konfetti über den Bildschirm wirbeln, markiert Elizabeth Banks als erste Erzählerin die Essenz des amerikanischen Traums und weist darauf hin, dass sich der Film nicht um den erfolgsgierigen Gründer Ty Warner drehen wird, sondern um die drei Frauen, die für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung waren. Das man eine Geschichte erzählt, in der rücksichtslose Unternehmensbosse ohne jegliche Wertschätzung die Ideen und die Arbeitsleistung von Angestellten, Mitbegründern oder Familienmitgliedern schamlos ausnutzen, während diese ein Schattendasein fristen, ist in der Filmlandschaft nichts Neues mehr. „The Beanie Bubble“ springt allerdings derart uninspiriert auf diesen Zug auf, dass man sich schnell fragt, was die Macher dazu bewegt haben mag, unbedingt die Entstehung von weniger prall gefüllten Stofftieren erzählen zu wollen. Denn, und auch das kristallisiert sich zügig heraus, das Drehbuch verfängt sich in einer Struktur, die es den Figuren kaum ermöglicht, über die rudimentären Charakterzüge hinauszuwachsen.

Regisseurin und Drehbuchautorin Kristin Gore wechselt in unterschiedlichen Abständen zwischen den Anfängen des Unternehmens in den 80ern und dem sich zuspitzenden Höhepunkt in den 90ern hin und her. Sie versucht damit ihre Protagonistinnen unterzubringen, die von Ty Warner manipulativ für seine Zwecke ausgenutzt worden sind und in den jeweiligen Momenten die Rolle der Erzählerin übernehmen. Obwohl die Frauen damit zumindest einen kleinen Teil der Geschehnisse aus ihrer Perspektive erzählen dürfen, nehmen das Regiepaar trotzdem keine eindeutige Haltung oder Sichtweise ein. Viel zu oft beschleicht einen das Gefühl, das der Mittelpunkt des Films nach wie vor auf dem machthungrigen Mann liegt, dessen kindliches Verhalten gegenüber seiner gewinnbringenden Kunden nicht mal dann von den Filmemachern bis zur völligen satirischen Überspitzung ausgereizt wird. Denn Warner, der nur Augen für das Geld hat, das die Stofftiere in die Taschen spülen, versteht nie so richtig, warum sein Unternehmen eigentlich derartigen Erfolg verzeichnet. Am Liebsten würde er wohl jeden, der am fluorierenden Tauschgeschäft auf Ebay mit den kleinen bunten Plüschtieren teilnimmt, verklagen. Obwohl gerade die künstliche Verknappung der „Sammlerstücke“ das Herz der Geldmaschinerie ist. Etwas, das seine Mitarbeiterin Maya nicht nur ihm, sondern auch uns ein ums andere Mal in Sequenzen erklärt, die den Film unnötig in die Länge ziehen.

Während sich also „The Beanie Bubble“ mit derartigen Einflechtungen rund um Unternehmensstrukturen aufhält, kommt die Entwicklung der drei Frauen deutlich zu kurz. Alle sind zu Beginn in einer durchaus verletzlichen Situation und damit leichte Beute für einen Mann, der zunächst ganz genau weiß, wie er sich ein zweckdienliches Umfeld schafft. Durch die Zeitsprünge werden dann lediglich nur noch Ausschnitte des Lebens porträtiert, dessen Dialoge mit plakativen Stichworten oder Szenen versehen werden, um uns zu verdeutlichen, in welcher Phase man sich gerade befindet. Warum Robbie sich aber immer wieder auf eine On-off-Beziehung mit Ty einlässt, ist ebenso wenig nachvollziehbar wie die Entscheidungen von Sheila eine Ehe aufrechtzuerhalten, in der verletzende Aussagen Platz haben und sie einfach nicht sehen will, dass ihre Kinder als kostenloses Kreativteam herhalten müssen. Auch für Maya kommt der Schlüsselmoment zu spät und gipfelt gemeinsam mit Robbies und Sheilas Wendepunkten in einem herb enttäuschenden Finale, das die vorherrschende Neutralität des Films nur noch weiter unterstreicht. Selbst als man zum Schluss noch versucht den Bogen zu ähnlichen (kommenden) Phänomenen der jüngeren Zeit zu schlagen, ist und bleibt „The Beanie Bubble“ trotz gut aufgelegten Cast eine nahezu inhalts- und meinungslose Randnotiz.

Fazit

Ein Film über den Aufstieg und Fall eines Stofftierimperiums, der nie deutlich werden lässt, warum diese Geschichte filmisch aufgearbeitet werden musste. Figuren, die lediglich mit einer bruchstückhaften Grundausstattung an Charakterzügen daherkommen, verschwimmen in einer Story, die uninspiriert, monoton und rückgratlos genauso implodiert wie der Unfall des Lasters, der die Plüschtiere über die Autobahn verteilt: spektakulär langweilig.

Bewertung

Bewertung: 3 von 10.

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