Während der allgemeine Umgang der österreichischen Regierung mit der Corona-Situation von der Bevölkerung und auch von Experten großteils positiv bewertet wird, ist die prekäre Situation von Künstlerinnen und Künstlern seit Beginn der Krise das große Problemfeld: Unklare oder keine Regeln, keine Perspektiven, keine Kompromisslösungen wie in anderen Branchen (etwa der Gastronomie), Probleme bei der Auszahlung von Unterstützungsgeldern; auch die Kinobranche ist betroffen, bisher ist weiterhin völlig unklar, ob und wann, unter welchen Auflagen die Kinos wieder öffnen dürfen, während das etwa in Deutschland in manchen Ländern schon Ende Mai der Fall sein soll (wir treffen dazu heute den Geschäftsführer des Votivkinos und Obmann des österreichischen Verleiherverbandes Michael Stejskal zum ausführlichen Interview zur aktuellen Situation in der Branche). Eine unübersichtliche Lage, die viele Betroffene wütend zurücklässt, die zuständige Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) wirkt zunehmend überfordert und fehl am Platz.

Heute im Ö1-Morgenjournal kündigte sie zwar an, bis Freitag „Nägel mit Köpfen“ machen zu wollen. Gleichzeitig wurde aber eine ausführliche Presseaussendung zum Budgetausschuss Kunst und Kultur verschickt, die wenig Hoffnung lässt. Dort heißt es unter anderem:

„Ab dem Jahr 2021 sollen laut Bundesfinanzrahmengesetz die Auszahlungen zunächst um 4,2 Mio. € auf 461,8 Mio. € und weiter auf 459,5 Mio. € im Jahr 2023 sinken.“ (über die Ausgaben des Bundes für Kunst und Kultur)

Mit „Finanzielle Auswirkungen der COVID-19-Krise auf Kunst und Kultur noch nicht abschätzbar“ wird dann die Staatssekretärin zitiert, und weiter: „Derzeit sind noch keine realistischen Kostenschätzungen möglich, da nicht klar ist, in welchem Ausmaß die Maßnahmen weitergeführt werden müssen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.“

„Da die Einschränkungen des öffentlichen Lebens beträchtliche Auswirkungen auf das Kulturleben, die Kulturinstitutionen und alle im Kunst- und Kulturbereich Tätigen haben, werden auch Mittel bereitgestellt werden, um den Verdienstentgang von Theatern und Museen auszugleichen. Die Liquidität von Bundesmuseen und Bundestheatern sei sichergestellt“ versicherte Lunacek dann.

Anschließend meinte Lunacek laut Aussendung, dass viele Kulturschaffende eben „dem Prekariat zuzurechnen seien, was nun besonders sichtbar werde.“

Schließlich wurde beteuert, sie werde sich nachdrücklich dafür einsetzen, dass Kunst und Kultur mehr Mittel erhalten: „Aus ihrer Sicht handelt es sich um einen essentiellen gesellschaftlichen Bereich, dessen Bedeutung sich gerade in Krisenzeiten deutlich zeige. Sie werde daher keine Überlegungen zu Einsparungen anstellen, sondern sie setze sich dafür ein, dass in der Kulturpolitik ein neues Denken Einzug hält und das Bewusstsein der essentiellen Bedeutung von Kunst und Kultur gestärkt wird und in eine neue Kulturstrategie mündet.“

Trotz aller Beschwichtigungen klingt all das weiterhin wenig konkret und auch planlos, da sich viele Kunst- und Kulturschaffende, auch in der Film- und Kinobranche, rasch Hilfe erwarten, oder zumindest einen klaren Fahrplan, um eine Perspektive für die nächsten Monate zu haben. Das gibt es bisher immer noch nicht, und die erneut vagen Aussagen der zuständigen Sekretärin geben wenig Hoffnung, dass sich die Lage allzu schnell ändern wird. (Christian Klosz / APA.OTS)

Info für Betroffene: Ihr könnt euch mit euren Wünschen, Beschwerden, Anregungen oder allgemeinen Einschätzungen zur Lage gerne per Mail an filmpluskritik@hotmail.com bei uns melden. Wir werden versuchen, die Anliegen publik zu machen und an zuständige Stellen weiterzuvermitteln.

Weiterlesen:

3 Filmtipps gegen die Krise von Ex-Kanzler Christian Kern

3 Filmtipps gegen die Krise von NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger

Corona-Drehs: Serien und Filme zukünftig ohne Sex-Szenen

Bild: © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner