Als die pubertäre Teenagerin Leah von ihrer Mutter durch einen Umzug in eine entlegene Waldhütte aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Nicht nur, dass sie den kürzlichen Tod ihres Vaters verkraften muss; durch den Umzug wird sie auch ihrer gewohnten Umgebung und ihrem Freundeskreis entrissen. In all ihrer Verzweiflung widmet sich Leah dem Okkultismus und hat dabei nur ein Ziel: ihre verhasste Mutter. Nichtsahnend versinkt sie immer mehr in der schwarzen Magie und muss alsbald feststellen, dass sie einen folgenschweren Fehler begangen hat.
„Pyewacket – Tödlicher Fluch“ (im Original „Pyewacket“) ist ein kanadischer Horrorfilm aus dem Jahr 2017. Das von Adam MacDonald geschriebene und gedrehte Werk feierte auf dem Toronto International Film Festival seine Premiere und ist ab dem 13. Juli auf Bluray, DVD oder als limitiertes Mediabook zu erstehen.
Abgesehen vom eher ungewöhnlichen Titel wartet der Film mit einem altbekannten Setup auf: Rebellische Tochter, toter Vater, besorgte Mutter. In Kombination mit einer einsamen Hütte in einem dunklen Wald wird der geneigte Zuschauer in Anbetracht der Grundpfeiler nun wahrscheinlich postwendend abwinken, da sich im Kopf bereits eine 08/15 Geschichte abzeichnet, die jeglicher Überraschung entbehrt. Aber weit gefehlt; „Pyewacket“ ist kein typischer Horrorfilm geworden.
Viel mehr serviert MacDonald eine erfrischende Mischung aus Coming-of-age story und dezenter Gruselgeschichte. Dabei wird insbesondere die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ergründet, sodass eine Verbindung zu den Akteuren deutlich leichter fällt als bei vergleichbarem Horrormaterial der letzten Jahre. Der Film agiert zwar nicht abseits jeglicher Klischees, verbleibt aber stets bei einem Mindestmaß an Logik und Nachvollziehbarkeit. Getragen wird der Plot dabei vor allem von Nicole Munoz, die der aufsässigen Tochter mit Hilfe von dezentem Minenspiel und ebenso glaubwürdigen Gefühlsausbrüchen eine beeindruckende Authentizität verleiht. Im Zusammenspiel mit ihrer Mutter, die von Laurie Holden (Silent Hill, The Walking Dead) verkörpert wird, ergeben sich so immer wieder intensive Momente.
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Die Inszenierung ist dabei ebenso ansehnlich wie die Leistung der beiden Protagonisten und lässt nur selten erahnen, dass es sich um einen low-budget Film und eben nicht um einen typischen Hollywood Schocker handelt. Kinematographie und Effekte sind hochwertig und wissen ebenfalls zu punkten. Der Soundtrack ist eher einfach gehalten und kann, bis auf die Einstreuung von untypischen Ausflügen in Richtung Black Metal, mit keinen nennenswerten Überraschungen aufwarten.
Apropos Überraschungen: Die gehen dem Film im Laufe seiner 90 Minuten leider doch irgendwann ab. Auch wenn die Schockeffekte generell in die subtile Richtung gehen und vieles auch ebenso gut ein Hirngespinst beim Zuschauer selber sein könnte, hätte „Pyewacket“ ein bisschen mehr Biss durchaus gut getan. Kann sich der Film mit seiner intensiven Charakterentwicklung noch abheben, verliert er in puncto Spannungsbogen leider irgendwann den Anschluss und besitzt so, trotz seiner kurzen Laufzeit, einige Längen. Um noch deutlicher aus der Masse hervorzustechen, fehlt letztlich die absolute Entschlossenheit und die Klärung der Frage, was genau der Film am Ende sein möchte.
Fazit:
„Be careful what you wish for“, so lautet ein Slogan aus der Vermarktung des kanadischen Genreverteters. Und in der Tat; die Bewertung hängt stark davon ab, mit welchen Erwartungen an diesen Film herangegangen wird. Fans von ruhig erzählten Geschichten mit kontrolliertem Schockfaktor werden in „Pyewacket“ einen gelungenen Film vorfinden, Anhänger von deftigem und ernsthaft düsterem Material werden sich dagegen langweilen und sich ein möglichst schnelles Ende herbeiwünschen. Eines müssen aber beide Seiten konstatieren: „Pyewacket“ ist ein mutiger und bei Leibe kein schlechter Film geworden.
Bewertung:
7 von 10 Punkten
von Cliff Brockerhoff / Film plus Kritik
Gesehen wurde der Film auf dem Fantasy Filmfest Nights, dem kleineren Ableger des Fantasy Filmfests, das seit Jahren fester Bestandteil der gepflegten Filmkultur ist, und zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt zählt. Auch in diesem Jahr macht das Festival in diversen deutschen Großstädten, unter anderem in Hamburg, Berlin, München oder Köln Station und begeistert Fans mit seinem abwechslungsreichen Festivalprogramm.
Bildrechte: Pierrot Le Fou (Verleih); Melissa Connors