Nach “Whiplash” und “La La Land” wählte Hollywoods neues Wunderkind Damien Chazelle für seinen nächsten Film ein besonders markantes Sujet: Im Zentrum von “Aufbruch zum Mond” steht die erste Mondlandung am 21. Juli 1969 und der erste Mann am Mond, Neil Armstrong, der diesen “großen Schritt für die Menschheit” ermöglichte. Seit jeher begeistern sich Filmregisseure für die Unweiten des Weltalls, angefangen mit Kubricks Klassiker “2001”, bis hin zu neueren Meisterwerken wie “Interstellar” oder “Der Marsianer”. Für diejengigen unter uns, die die Mondlandung nicht selbst im TV miterleben konnten, bietet “Aufbruch zum Mond” die Gelegenheit, das historische Ereignis hautnah miterleben zu können: Chazelle ist immer “ganz nah dran” mit der Kameria, und der Film entwickelt stellenweise einen enormen immersiven Sog, dem sich der Zuseher nur schwer entziehen kann.

Bei der Besetzung vertraut Chazelle erneut auf Ryan Gosling, der bereits in “La La Land” die Hauptrolle übernommen hatte. Er gibt Neil Armstrong als ruhigen, peniblen und in sich gekehrten Perfektionisten, der aber in den wichtigen Momenten mit der nötigen Portion Mut und Verwegenheit ausgestattet ist. Claire Foy (“Unsane”) spielt Armstrongs Ehefrau, die sich nicht immer leicht tut, ihren Ehemann bei seinen Vorhaben zu unterstützen, auch, weil für sie seine Erfahrungen nur schwer nachvollziehbar sind. Ihr Fokus gilt demnach der Kindererziehung und liegt darin, Armstrong ein sicheres Zuhause, eine “Home Base” zu bieten, und ihn emotional zu unterstützen. In weiteren Rollen sind unter anderem Lukas Haas, Jason Clarke und Kyle Chandler zu sehen, die allesamt ebenso zu überzeugen wissen.
Ins Zentrum seines Film stellt Chazelle seinen Protagonisten Armstrong, dessen Reise zum Mond zugleich eine persönliche Reise darstellt: Er und seine Frau hatten ihre junge Tochter an den Krebs verloren, ein einschneidendes Erlebnis für die Jungfamilie, und ein Trauma, dessen Wunden Armstrong stets in sich trägt – und durch seine unglaubliche Mondreise hinter sich zu lassen sucht. Zu den schwierigen, psychologischen Voraussetzungen kommen heute nahezu unvorstellbare technische Bedingungen, unter denen die erste Mond-Mission in den 60-ern startete: Die oft mangelhaften Gerätschaften waren eine stete Gefahrenquelle, nicht wenige Kollegen von Armstrong mussten in misslungenen Tests ihr Leben lassen. Am Ende erscheint es fast als ein größeres Wunder, dass diese erste Mond-Mission überhaupt zustande kommen konnte – und die Astronauten wieder heil zur Erde zurückkehrten.

All das vereint Regisseur Chazelle zu einem gelungen Potpurri: Kluges Unterhaltungskino im besten Sinne, das nicht nur eine packende Szene enthält. Durch den Mix unterschiedlicher Filmformate, inszenatorische Rafinesse und einen erneut exquisiten Soundtrack (wie schon “La La Land” von Justin Hurwitz) schafft es “Aufbruch zum Mond”, sein Publikum an die Kinoleinwand zu fesseln und in den Kinositz zu drücken, man ist “mittendrin statt nur dabei”, und besonders für diejenigen unter uns, die damals nicht dabei, weil noch nicht geboren waren, bietet der Film die einmalige Chance, die erste Reise zum Mond hautnah mitzuerleben. Großes Entertainment. Ab 8. November im Kino.
Den Trailer zum Film gibt es hier: