Schauspielerin und Sängerin Doris Day ist am 13. Mai verstorben. Einige Wochen nach ihrem 97. Geburtstag erlag sie den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Mit ihr ist eine der großen Ikonen des klassischen Hollywoodkinos von uns gegangen.

Nachruf von Paul Kunz

In den 1950er- und 60er-Jahren eroberte Doris Day mit ihrem Image des Hausfrauentraums die Herzen Amerikas – und der ganzen Welt. Sie prägte ein Bild der typischen amerikanischen Sauberfrau: schön, aber nicht frivol, spaßig, aber nicht unseriös. Mit dem strahlenden Lächeln, der blonden Bob-Frisur und dem heiteren Nachnamen wurde Day zum idealen Gegenpol der damals populären Figur des verführerischen und gefährlichen Vamps in Hollywood.

Geboren wurde Doris Mary Ann von Kappelhoff, so ihr bürgerlicher Name, 1922 in Ohio als Enkelin deutscher Einwanderer. Zunächst wollte sie Tänzerin werden, doch im Alter von 14 Jahren beendete ein Beinbruch in Folge eines Autounfalls diesen Traum. Stattdessen begann Day Gesangsunterricht zu nehmen und tourte bald als Sängerin verschiedener Big Bands durch die USA. Ihren Durchbruch hatte sie 1944 mit dem Nummer-eins-Hit „Sentimental Journey“. Der Hit-Song „Day by Day“ veranlasste sie dazu, ihren bürgerlichen Namen Kappelhoff abzulegen und den Künstlernamen Doris Day anzunehmen.

1948 stand Day für Regisseur Michael Curtiz in „Zaubernächte in Rio“ erstmals vor der Kamera. Im Laufe ihrer Karriere drehte sie weitere 38 Filme. Zu sehen war Day zunächst überwiegend in Filmmusicals, die ihr Talent als Sängerin und Komödiantin in den Vordergrund stellten. 1956 spielte sie neben James Stewart in Alfred Hitchcocks Thriller „Der Mann, der zu viel wusste“ – bis heute untrennbar mit Days Image verbunden ist der Song „Que Sera, Sera“, den sie darin zum Besten gibt, und der mit einem Oscar für den besten Filmsong ausgezeichnet wurde.

Ein weiterer Meilenstein in Days Karriere war die Komödie „Bettgeflüster“ mit Day an der Seite von Rock Hudson und Tony Randall. Für ihre Performance als Jan Morrow erhielt Day ihre erste und einzige Oscarnominierung. Gemeinsam mit Rock Hudson drehte Day außerdem in „Ein Pyjama für zwei“ und „Schick mir keine Blumen“. Ein ähnlich großer Erfolg war auch Days Rolle in „Ein Hauch von Nerz“ neben Cary Grant.

Mit dem Aufkommen der sexuellen Revolution empfand das Publikum Days Sauber-Image jedoch zunehmend als veraltet und so konnten ihre Filme bald nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Mit „Der Mann in Mammis Bett“ erschien 1968 Days letzter Kinofilm. Da ihr verstorbener Ehemann Martin Melcher Days Vermögen verspekuliert hatte, drehte Day noch einige Jahre fürs Fernsehen, bevor sie sich in den 70er Jahren aus dem Showgeschäft zurückzog.

Sie lebte fortan im noblen Küstenort Carmel in Kalifornien, wo sie sich mit der eigens gegründeten Doris Day Animal Foundation für Tierschutz einsetzte. 2011 hatte Day mit ihrem letzten Album „My Heart“, das prompt die britischen Charts eroberte, ein kleines Comeback.

Privat musste die Hollywood-Ikone einige Rückschläge einstecken: Day war viermal verheiratet, ihre letzte Ehe wurde 1981 geschieden. Ihr einziger Sohn, der Musikproduzent Terry Melcher, verstarb 2004 im Alter von 62 Jahren an Krebs.

Zu Lebzeiten wünschte sich Day, dass es keine Beerdigung, keine Trauerfeier und keinen Grabstein für sie geben solle. Der Grund: den Tod mochte sie nicht.