von Mara Hollenstein-Tirk
Es mag zwar kein wirklich neuer Trend sein, aber Fortsetzungen zu bereits lange in der Versenkung geglaubten Franchises erleben gerade so etwas wie einen sprichwörtlichen zweiten Frühling. „Shaft“ bekam letztes Jahr von Netflix einen weiteren Film, „3 Engel für Charlie“ ist gerade erst in den heimischen Kinos angelaufen, und nun werden also auch die zwei „bösen Buben“ noch ein letztes (?) Mal auf Verbrecherfang geschickt.
Über die Handlung muss man in diesem Fall nicht viele mehr Worte verlieren, als „same procedure as last time“: finster dreinblickender Kopf eines Drogenkartells macht den beiden alternden Cops das Leben schwer. Auch wenn diesmal der Versuch unternommen wird, das Ganze etwas persönlicher und emotionaler zu gestalten, schafft es das Drehbuch dennoch nur in den seltensten Fällen, zu überraschen oder gar zu bewegen.

Zu Recht stellt man sich dann allerdings die Frage, ob man sich einen Film wie „Bad Boys 3“ tatsächlich anschaut, um emotional mitgerissen zu werden? Die kurze Antwort darauf: Nein. Man schaut sich solche Filme vor allem aus folgenden Gründen an: zwei Stunden Adrenalin, Action, coole Sprüche und vereinzelte Lacher. Und man mag es kaum glauben, aber wer mit dieser Einstellung ins Kino geht, der wird wohl kaum enttäuscht werden. Denn obwohl beinahe 20 Jahre seit dem letzten Teil vergangen sind, schafft es das Team hinter dem Projekt erstaunlich gut, das Feeling der Vorgänger erneut zum Leben zu erwecken. Den größten Anteil daran dürften wohl die beiden Hauptdarsteller haben. Die Chemie zwischen Will Smith und Martin Lawrence scheint nach wie vor ungebrochen, wodurch es große Freude bereitet, den beiden ungleichen Charakteren auf der Leinwand beim Streiten zuzuschauen. Große schauspielerische Sprünge darf man sich zwar nicht erwarten, Smith bleibt ebenso in seiner Komfortzone des freshen Sexsymbols, wie Lawrence in der des nörgelnden Sprücheklopfers, aber wie man so schön sagt:never change a winning team.
Ein zweiter Faktor, der das Nostalgielevel noch einmal deutlich nach oben schraubt, ist die gesamte Inszenierung des explosionsgeladenen Spektakels. Mag es auf den ersten Blick vielleicht noch merkwürdig anmuten, für ein solches Projekt ein relativ unerfahrenens Regisseuren-Duo zu engagieren, wird spätestens bei der Sichtung des fertigen Films klar, weshalb sich die Verantwortlichen für dieses Weg entschieden haben. Denn wer noch keine klare eigene Handschrift entwickelt hat, dem fällt es umso leichter, eine andere zu imitieren. Selbst Michael Bay himself hätte diesen Film nicht eindeutiger nach der Handschrift Bays Anfang der 2000er ausschauen lassen können – vor allem auch deswegen, weil sich Bay seit jenen frühen Tagen merklich weiterentwickelt hat und seine charakteristischen inszenatorischen Kniffe inzwischen gerne einmal auf die absolute Spitze treibt.

So weit kommt es bei „Bad Boys 3“ aber nicht, hier darf sich der kundige Zuschauer noch auf Actioneinlagen freuen, die wie damals wirken, vielleicht mit einem dezent besseren Look. Die Schnitte sind noch bei einer passablen Anzahl pro Minute, die Zeitlupen-Einstellungen zeigen noch handlungsrelevante Ereignisse oder Figuren, anstatt zufällig neben dem Geschehen befindliche Passanten, und die Sprüche wurden dem aktuellen Zeitgeist entsprechend vor allem in Bezug auf Sexismus und Rassismus deutlich entschärft.
Fazit
Alles in allem bietet „Bad Boys 3“ eine altbewährte Formel, ein bereits erprobtes Konzept und einen vorhersehbaren Handlungsbogen, der aber gerade deswegen durchaus zu unterhalten weiß. Der geneigte Zuschauer bekommt für sein Geld genau das, was er sich aufgrund der Marke und des Trailers erwarten darf: einen generischen Actionkracher, in dem man gemeinsam mit einem hervorragend aufgelegten Leinwand-Duo ein wenig in Nostalgie schwelgen darf, während ringsherum die Kugeln fliegen.
Anmerkung: Dass diese Formel allerdings nicht nur bei den älteren Zuschauern, sondern auch bei der etwas jüngeren Generation, welche die Vorgänger vielleicht gar nicht gesehen hat, gut ankommt, durfte die Autorin dieser Zeilen bei der Sichtung in einem gut gefüllten Kinosaal mit eigenen Augen und Ohren miterleben.
Wertung
7 von 10 Punkten
Bilder: © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH