Nach langer Zeit des Rätselratens gibt es seit Kurzem Gewissheit: Die Kinos in Österreich bleiben geschlossen, und das über den gesamten Sommer hinweg, bis zumindest Ende August. Das gaben der zuständige Vizekanzler Werner Kogler und die Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek heute in einer Pressekonferenz bekannt.

Museen und Bibliotheken hingegen sollen ab Mitte Mai wieder öffnen können, „Orte der Präsentation“ wie das Kogler in der PK nannte. „Große Veranstaltungen“, bei denen „viele Leute zusammenstehen“ dürfe es auch weiterhin nicht geben. Während das sicher nachvollziehbar ist – bei Konzerten mit tausenden Besuchern oder Ähnlichem lässt sich der Mindestabstand wohl kaum einhalten – ist doch überraschend, dass für Kinos keine „Notlösung“ gefunden wurde, z.B. nur begrenzte Personenzahl pro Saal oder Besuch nur mit Maske. Allerdings meinte Lunacek, dass sich die Kinobetreiber in Österreich, sowohl die großen Ketten, als auch die Programmkinos, hier einig gewesen seien, und von sich aus die Schließung über den Sommer vorgeschlagen hätten: Aufgrund des ohnehin begrenzten Publikums über die Sommermonate würde sich eine frühere Öffnung nicht rechnen. Die Kulturstaatssekretärin sagte auch, dass es theoretisch möglich ist, dass es vereinzelt andere Lösungen geben wird, wahrscheinlich ist das aber nicht.

Ein kleine Hoffnung gibt es für Kinofreunde noch: In Bezug auf Freiluftkinos ist bisher keine Entscheidung gefallen, hier will man weiter evaluieren und Mitte Mai informieren, was möglich sein wird. (ck)

Die Pressekonferenz mit detaillierten Infos lässt sich hier nachsehen.

UPDATE 16:38: Der Präsident des österreichischen Kinoverbandes Christian Dörfler weist in einer Presseaussendung gemeinsam mit dem Obmann des Verleiherverbandes Michael Stejskal die Aussagen von Staatssekretärin Lunacek zurück, wonach die Kinos im Sommer wenig Umsatz machen würden: „Die Aussagen der Frau Staatssekretärin sind völlig absurd. Selbstverständlich wollen wir am liebsten morgen unsere Kinosäle wieder öffnen, wir sind ja nicht der Feind unseres eigenen Geschäftes! Im Sommer werden in den Kinos gewaltige Umsätze generiert, da traditionell gerade in den Monaten Juli und August aus der Filmschmiede Hollywood einige Blockbuster ihre Europa Premieren haben und unser Publikum auch im Sommer gerne ins Kino kommt.“ meint Dörfler in der Aussendung.

Stejskal ergänzt: „Leider ist es heuer so, dass die Corona-Krise sowohl den Film- als auch den Kinomarkt weltweit vollständig zum Erliegen gebracht hat und bereits angekündigte Premieren wie z.B. der neue James Bond aber auch viele europäische Arthousefilme teilweise auf unbestimmte Zeit verschoben werden mussten. Diese Filme werden erst dann in unsere Kinos kommen, wenn in Europa die großen Nationen ihre Kinos wieder öffnen, aber das ist derzeit noch nicht absehbar. Die Kino – Film und Verleihbranche ist international wirtschaftlich eng verbunden. Dies bedeutet lange Vorlauffristen und ein gesichertes Maß an Planbarkeit um publikumswirksame Filme in die österreichischen Kinos zu bringen.“ Dörfler weiter: „Das wirkliche Problem, warum unsere 142 Kinos nicht morgen wieder ihre 577 Säle öffnen ist ganz einfach das derzeit fehlende Produkt, nämlich der Film und die nicht planbaren Rahmenbedingungen.“ Hinzu komme, dass Kinos Eventlocations seien, wo das subjektive Sicherheitsgefühl des Publikums wichtiger als z.B. im Handel ist, die Zuschauer müssten sich immerhin wohl fühlen können.


Düstere Zeiten also für Kinofans hierzulande, die wohl weiterhin auf das „Heimkino“ setzen müssen. Wir wollen darum nochmal auf unsere Streaming-Tipps des Tages hinweisen, die ein alternatives „Kinoprogramm“ für zuhause darstellen sollen.