von Marius Ochs

Ach, Italien. Für viele ein Ort der Sehnsucht und auch in Film und Fernsehen immer wieder als Schauplatz, der das Leben romantischer macht, interessant. In der Netflix-Serie „Master of None“ lernt Aziz Ansari dort wie man Pasta herstellt und Luca Guadagnino lehrte uns in „Call me by your name“ im italienischen Landhaus die Facetten des Lebens und des Liebens. Jetzt verschlägt es in „Made in Italy“ einen alternden Künstler, gespielt von Liam Neeson, in die Toskana. Richtig gelesen, Liam Neeson schwingt dieses Mal den Pinsel statt Pistolen.

James D’Arcy, der mit diesem Film sein Regiedebüt feiert und als Schauspieler hauptsächlich als „Vision“ aus dem Marvel Cinematic Universe bekannt ist, hat hier also eine interessante Wahl des Hauptdarstellers getroffen. Nur schade, dass dabei ein Film entstanden ist, der so ohne Probleme auch Mittwochabends um 20:15 Uhr auf einem öffentlich-rechtlichen Sender laufen könnte. Die Story: Jack (Michéal Richardson) will den Eltern seiner Ex-Frau deren Kunstgalerie abkaufen. Um an das Geld zu kommen, fährt er mit seinem entfremdeten Künstler-Vater Robert (Liam Neeson) zum Familienhaus, das seit dem Tod der Ehefrau und Mutter leer steht. Da das Haus eher einer Ruine gleicht erweist sich der Verkauf als schwierig, was letztlich dazu führt, dass das Vater-Sohn-Gespann zwecks Renovierung  ungeplant länger in der Toskana bleiben muss.

Wer jetzt damit rechnet, dass das kaputte Haus, das durch gemeinsame Arbeit immer schöner aussieht, als Motiv für die Beziehung von Vater und Sohn herhalten muss, hat damit schon einmal recht. Doch keine Sorge, auch viele andere Klischees werden bedient. Italien steht hier für die Lebenslust und die generelle Romantisierung des Lebens, im Kontrast dazu bietet das graue und triste England nichts außer Sorgen, vor allem bezüglich Frau und Geld. Solche Motive und viele andere, die so altbekannt wie langweilig sind, sorgen dafür, dass einen mit Fortlauf das Gefühl beschleicht, den Film schon einmal gesehen zu haben.

Dennoch macht der Film, der wesentlich mehr Drama als Komödie ist, auch einiges richtig. Vor allem die Bilder sind wunderschön, was angesichts der traumhaften Kulisse auch zu hoffen war. In einer Szene erklärt Liam Neeson seinem Sohn, weshalb der Hintergrund, vor dem er sitzt, ein wunderschönes Bild ist und in diesen leider seltenen Momenten voller Meta-Humor und wendungsreicher Bildsprache kann der Film tatsächlich glänzen. Doch auf Licht folgt Schatten, und mit zunehmender Laufzeit werden die guten Ideen immer seltener und die Ermüdung beim Zuschauer größer.

Auch Liam Neesons Performance ist ein zweischneidiges Schwert. Im Großen und Ganzen liefert der aus Nordirland stammende Akteur gewohnt gut ab, aber in einer Schlüsselszene voller männlicher Trauerbewältigung wirkt sein emotionales Schauspiel beispielsweise so hölzern und unglaubwürdig, dass es fast schon lächerlich wirkt. Das ist schade, denn so fällt die emotionale Bindung zwischen Zuschauer und Protagonisten immens schwer und das verarbeitete Thema Trauer ruft nur selten echte Gefühlsregungen beim Betrachter hervor. Auch Michéal Richardson macht vor allem in den ruhigeren Szenen nicht immer die beste Figur und steht, wie sein Filmvater, klar im Schatten von Lindsay Duncan, die den beiden als toughe Maklerin in jeder Szene mühelos die Show stiehlt.

Fazit

„Made in Italy“ ist ein klischeebehafteter Film, der viele bekannte Motive und Schauplätze aufwärmt, ohne wirklich neues hinzuzufügen. Schöne Bilder, ein interessanter Bezug zur Kunstszene und ein Liam Neeson in einer gänzlich anderen Rolle machen den Film zumindest stellenweise interessant. Ob hier ein Kinorelease nötig war oder ob eine direkte  video-on-demand-Veröffentlichung nicht vielleicht sogar gereicht hätte – darüber lässt sich bei einem Wein und einem Stück Käse sicherlich herrlich diskutieren.

Bewertung

Bewertung: 4 von 10.

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Bilder: (c) Leonine Distribution