2019 flimmerte das romantische Drama „After Passion“ über Kinoleinwände weltweit. Und obwohl sich Kritiker wenig angetan zeigten, war der Film ein finanzieller Erfolg, weswegen nun das Sequel „After Truth“ erneut die Kinokassen klingen lassen soll. Und weil Fans fanden, dass der erste Film im Vergleich zur Buchvorlage von Anna Todd zu wenig Sexappeal bot, hat Regisseur Roger Kumble für die Fortsetzung nachgebessert. Nicht umsonst wird die Reihe gerne als „Fifty Shades of Grey“ für Teenager bezeichnet – doch Sexappeal allein macht noch keinen guten Film.

von Paul Kunz

„After Truth“ setzt einige Monate nach dem ersten Teil ein: weil Studentin Tessa (Josephine Langford) von ihrem Freund, dem Bad Boy Hardin (Hero Fiennes Tiffin) schwer erniedrigt wurde, gehen die beiden inzwischen getrennte Wege. Tessa arbeitet nun für eine renommierte Verlagsfirma, wo sie nicht nur erste berufliche Erfolg hat, sondern auch ihren braven Kollegen Trevor (Cole Sprouse) kennenlernt. Bald aber merkt sie, dass sie immer noch Gefühle für ihren Exfreund hegt. Und als Tessa sich auf einer Party betrinkt und Hardin anruft, klopft dieser wenig später an ihre Türe und die Beziehung der beiden wird unverhofft neu belebt.

Was darauf folgt, ist eine hundertminütige Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch das liegt nicht etwa daran, dass uns das Drehbuch von Anna Todd und Maerio Celaya mit den beiden liebeskranken Jugendlichen mitfiebern lässt. Erreicht wird stattdessen ein emotionaler Zustand irgendwo zwischen Langweile, Fassungslosigkeit und Belustigung ob der lächerlichen Wendungen, die die Handlung nimmt. „Handlung“ ist tatsächlich ein euphemistischer Begriff für das mäandernde Chaos, das der Film uns vorsetzt. Anstatt jemals an Fahrt aufzunehmen, plagt ihn eine seltsame Statik: Probleme tauchen aus dem Nichts auf, um völlig konsequenzlos wieder zu verschwinden, ohne dass sich der Status Quo jemals wirklich ändert.

Der Mangel an Struktur in der Handlung wäre weniger tragisch, wenn die Figuren sympathisch wären, wir ihre Liebe zueinander glauben könnten und ihre inneren Konflikte verstünden. Doch die Konflikte im Film sind so absurd und die Dialoge so weit entfernt von jeder Realität, dass Tessa und Hardin zu keiner Zeit wie echte Menschen wirken. Interesse an ihrer Gefühlswelt kommt gar nicht erst auf. Da kann man Josephine Langford und Hero Fiennes Tiffin auch kaum vorwerfen, dass sie es nicht schaffen, ihre Rollen greifbar zu machen.

In einer besonders albernen Szene gegen Ende des Films wird Tessa während einer Autofahrt von Hardin angerufen. Vom läutenden Telefon abgelenkt verursacht sie einen Autounfall und landet prompt im Krankenhaus. Tessas Kollege Trevor gibt Hardin die Schuld am Unfall; nicht aber wegen des Anrufs, sondern weil Tessa nur ins Auto gestiegen sei, um Hardin zu suchen. Als wäre der Vorwurf nicht albern genug, will Trevor nun, dass sich Hardin wegen seines schlechten Einflusses von Tessa fernhält. Hardin willigt ein – überlegt es sich aber kurz darauf anders. Tessa ist inzwischen wieder gesund und munter. Als wäre nie etwas passiert.  Falls nichts hiervon beim Lesen irgendeinen Sinn ergeben hat, dann soll das eine ungefähre Idee davon vermitteln, wie sich das Ansehen des Films anfühlt.

Fazit

Man muss fairerweise sagen, dass „After Truth“ sich an eine ganz bestimmte Zielgruppe richtet: Jugendliche, die in Tessa ihre Fantasie ausleben können, einen emotional kaputten, aber attraktiven Bad Boy zu retten. Wer also nicht mehr verlangt als attraktive Jungdarsteller und zahme Sex-Szenen, den holt der Film womöglich trotz aller Schwächen ab. Aber dann seht euch lieber Twilight an, da gibt es gleich zwei Typen und einer von ihnen glitzert. Ab 3.9. im Kino.

Bewertung

Bewertung: 2 von 10.

(24/100)

Bilder: Constantin Film