Wie setzt man eine nette, wenn auch konventionelle Filmidee komplett in den Sand? Ein herausragendes Beispiel für diese Übung liefert die deutsche Komödie „Es ist zu deinem Besten“, ab morgen 8.10. in den Kinos, die trotz Star-Aufgebot (Heiner Lauterbach, Jürgen Vogel u.a.) zu keinem Zeitpunkt überzeugen kann und an etwas scheitert, das andere europäische Mainstream-Komödien wie „Monsieur Claude“, „Kalte Füße“ oder „Enkel für Anfänger“ in den letzten Jahren schafften: Ein simples Plotgerüst rund um familiäre und gesellschafliche Konflikte mit Esprit und Leben zu füllen – und zu unterhalten.

von Christian Klosz

Arthur (Lauterbach) ist ein konservativer, wohlhabender, snobistischer Anwalt, Kalle (Vogel) ein zu Wutausberüchen neigender Bauarbeiter und Yus (Hilmi Sözer) ein gefühlsduseliger Physiotherapeut: So unterschiedlich die drei Schwäger auch sein mögen, es eint sie die Ablehnung ihrer potenziellen Schwiegersöhne: Arthurs Tochter Antonia (Janina Uhse) will den linken Weltverbesserer und Pseudo-Revoluzzer Alex (Jacob Matschenz) heiraten, Kalles Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) liebt den deutlich älteren Aktfotografen und Frauenheld Ernesto (Andreas Pietschmann) und Yus‘ Tochter Sophie (Lara Aylin Winkler) hat sich in den Drogendealer Andi (Junis Marlon) verguckt – für die Väter in keinem Fall akzeptables Liebhaber-Material für ihre Mädchen. Die „Super-Schwäger“ schließen einen Pakt und schmieden Pläne, die ungeliebten Typen loszuwerden, natürlich nur „zum Besten“ ihrer Töchter. Doch als ein Coup nach dem anderen aus dem Ruder läuft und sich die 3 Altherren immer weiter in ihrem selbst gesponnenen Netz aus gutgemeinten Lügen und Intrigen verstricken, müssen auch sie erkennen, dass es Zeit ist, loszulassen.

„Es ist zu deinem Besten“ von Marc Rothemund ist einer der seltenen Fälle, bei denen trotz sichtbarer Bemühung aller Beteiligten im Endresultat so ziemlich alles daneben geht, was nur möglich ist: Die bereits erwähnte durchaus charmante (wenn auch etwas biedere) Grundidee des Films entwickelt zu keinem Zeitpunkt irgendeine Dynamik; die Hauptdarsteller/innen, wenngleich nicht unpassend besetzt, erscheinen stets mehr als schablonenhafte Karikaturen denn als originäre Charaktere; und die bemühten Witze gehen alle in die Hose. Der Film plätschert so dahin, man weiß ohnehin, was passieren wird und wünscht sich insgeheim, jemand anderes hätte ihn inszeniert oder am Drehbuch geschliffen.

Der genaue Grund, warum „Es ist zu deinem Besten“ nicht zumindest eine mittelmäßige Komödie geworden ist, sondern wirklich so gar nicht funktionieren will, ist am Ende schwer festzumachen, denn alles bleibt bis zum Schluss oberflächlich betrachtet irgendwie nett und gefällig. Vielleicht, weil alles so lieb und harmlos daherkommt: Man entwickelt nicht einmal richtigen Hass oder Agressionen auf die Macher, die Figuren oder den Film. Doch fehlende Substanz und die Tatsache, dass vieles zwar sauber, aber auf niedrigsten Niveau realisiert wurde, machen „Es ist zu deinem Besten“ mit zum Schlechtesten, das dieses an Höhepunkten ohnehin arme Filmjahr bisher zu bieten hatte.

Hinzu kommt, dass die Prämisse des Films (überfürsorgliche Väter mögen mögliche Schwiegersöhne nicht, wollen über Töchter bestimmen) eher aus den 40-ern oder 50-ern entsprungen zu sein scheint denn eine zeitgemäße Annäherung an problematische Familienkonstellationen der Gegenwart darzustellen: Filme wie jene in der Einleitung erwähnten schafften es dennoch, solche etwas konservativen und anachronistischen Stoffe mit Leben und Witz zu füllen, zu unterhalten, was „Es ist zu deinem Besten“ zu keinem Zeitpunkt gelingen will.

Fazit:

Werke mit der schlechtest möglichen Wertung sind wirklich selten: „Es ist zu deinem Besten“ macht aber nichts aus seinem Potential, vergeudet talentierte Darsteller und einen soliden Plot durch witzlose Dialoge, völlig klischeehafte Charaktere, mutlose Drehbuchentscheidungen und eine belanglose wie ausgelutschte Message. 1.5 Stunden Fadesse, der man nicht wirklich böse sein mag, die man sich aber möglichst ersparen sollte, will man nicht mit dem Gedanken „Wer gibt mir nun diese 90 Minuten Lebenszeit zurück?“ den Kinosaal verlassen.

Bewertung:

Bewertung: 1 von 10.

Bilder: © Studiocanal GmbH / Frédéric Batier