Das, was als filmgewordener „Five Nights at Freddy’s“ – Auswuchs gelten könnte, basiert nach Angaben des bekennenden B-Movie Liebhabers und Autoren G.O. Parsons gar nicht auf der herrlich abgedrehten Idee, wenngleich die Ähnlichkeiten auf den ersten Blick sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen sind: Dennoch fußt der Ursprung der Horrorkomödie „Willy’s Wonderland“ auf der Bewunderung von „trashigen“ 80er und 90er Jahre Streifen, die sich zur Aufgabe gemacht haben das Publikum zu unterhalten, also für den Moment einfach nur Spaß machen. Zuweilen schafft das der neue Film mit Nicolas Cage tatsächlich auch, allerdings nicht so, wie es sich die Fangemeinde des zur Kultfigur erhobenen Stars und Meisters des begnadeten Overacting gerade nach „Mandy“ oder „Die Farbe aus dem All“ und angesichts der erneut skurrilen und schrägen Geschichte vielleicht gewünscht hätte.

von Madeleine Eger

Denn nachdem der namenlose, mysteriöse, zugleich aber ultracoole Einzelgänger (Cage) zwangsweise, aufgrund des kaputten Autos, in einer verschlafenen Kleinstadt strandet und ihm das Bargeld für die Autoreparatur fehlt, bleibt ihm nicht viel mehr übrig, als auf das Angebot einzugehen, Willy’s Wonderland, den kleinen, inzwischen verfallenen Familienthemenpark wieder herzurichten und damit die Kosten abzuarbeiten. Dass die Animatronics sich aber schon recht kurz nach seiner Ankunft auf ihn stürzen und ihm das Leben nehmen wollen, scheint den lässigen Neuhausmeister vom Dienst genauso wenig zu überraschen wie die Gruppe Jugendlicher, die die Halle mitsamt dem Inhalt niederbrennen wollen, dabei jedoch weit weniger schlagfertig sind und sich mehr schlecht als recht mit ihm in den Kampf stürzen.

„Willy’s Wonderland“ hüllt sich gleich zu Beginn in einen schmuddeligen, abgegriffenen Sepia-Look, der der unangenehmen und stückweise bedrohlichen Atmosphäre des heruntergekommene Etablissement von Willy’s Wonderland mehr Nachdruck verleiht. Nicolas Cage als verschlossener, zutiefst abgebrühter Outsider ohne Vergangenheit wirkt in der Szenerie trotzdem sofort wie einer, der weiß was ihn erwartet, der Lone Ranger, der sich der Gefahr unerschrocken entgegen stellt und die Angreifer im Handumdrehen niedermetzelt. Denn schon nach gut 20 Minuten mündet die Putzaktion in die erste ölig blutige Totaleskalation und offenbart, was von der noch folgenden Stunde zu erwarten ist. Unterlegt von Rockmusik, die einem aus den Lautsprechern entgegen dröhnt, fast anschreit, versuchen Regisseur Kevin Lewis und Kameramann David Newbert während der zuweilen recht ungelenken Kampfszenen die geringen finanziellen Mittel möglicherweise zu kaschieren und liefern sich eine Schlacht aus unsauberer Kameraführung, wackeligen und stellenweise sogar unscharfen Bildern, die spätestens beim zweiten Angriff gegen die Animatronics mehr anstrengen als unterhalten – und schlussendlich dem plüschigen Blutbad den Spaß rauben.

Willy's Wonderland Nicolas Cage

Schade. Denn wenn beispielsweise das Entstauben des und die aufkeimende ekstatische Freude über den noch funktionierenden Flipper zu einem der besten Momente des Films führt, zeigt das Team auch, wie geschmeidig und mit welch treffsicherem Schnitt man auch an anderer Stelle hätte arbeiten können. Cage ist dennoch völlig in seinem Element und gibt, zumindest mit seiner physischen Präsenz, alles und lässt eben so selbstsicher wie ungemein cool die flauschigen Fetzten fliegen. Auf verbale Ausbrüche wie zuletzt auch in „Die Farbe aus dem All“ wartet man allerdings vergeblich, denn Cage bleibt tatsächlich die gesamte Laufzeit wortlos und lässt mit seiner gut koordinierten Brutalität nicht nur Liv, die Jugendliche, die Willy’s Wonderland genauso dem Erdboden gleich machen will, ungläubig und mit offenem Mund zurück. Die Geschichte selbst, wenn man diesen dünnen roten Faden überhaupt als solche bezeichnen möchte, hangelt sich dabei gefühlt oft nur behäbig von einem Gewaltausbruch zur nächsten ölverschmierten und blutspritzenden Eskalation und lässt alle übrigen Figuren tatsächlich zur vernachlässigbaren Randnotiz werden.

Um also wirkliche Freude über das Splatterfest empfinden zu können, ist „Willy’s Wonderland“ einfach zu konfus, zuweilen zu schwerfällig und stolpert über kaum ausgebaute Spannungsmomente, die auch den letzten Rest Horror ihrer Kraft berauben. Nichtsdestotrotz, „Willy’s Wonderland“ bleibt kurzweilige Unterhaltung, die zumindest wegen Nicolas Cage einen Blick wert ist.

Fazit

Flauschig, blutig, wortkarg: „Willy’s Wonderland“ pendelt zwischen unterhaltsam gewaltsamen Eskapaden und träger, sowie fast reizloser Erzählstruktur. Für Cage-Fans hält die Horrorkomödie zwar einige amüsante Momente bereit, wird aber letzten Endes wohl hinter den meisten Erwartungen zurückbleiben.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

Info: „Willy’s Wonderland“ ist seit 2.4. exklusiv in den Kinos in Vorarlberg zu sehen.

Bilder: (c) Splendid Film / Einhorn Film