Heutzutage sind „Originstories“, ähnlich wie Sequels, Prequels und Spin-Offs ein Ding der Regelmäßigkeit in Hollywood. Unzählige Charaktere erhalten mittlerweile ihre eigene Serie oder einen Film mit ihrer eigenen Hintergrundgeschichte. Denn dadurch, dass sich solche Filme häufig nahtlos in ein bestehendes, meist sehr beliebtes, Franchise einordnen, ist das Risiko, am Box Office zu versagen oftmals geringer. „Notwendig“ sind die wenigsten dieser Filme, sie sollen meist schlicht und einfach die Fans des Franchise ansprechen.
von Lena Wasserburger
Im Falle der „King’s Man“-Filme war eine Originstory aber keine schlechte Idee. In den ersten beiden Filmen erfährt man nicht viel über die Hintergrundgeschichte dieser Gruppe aus Superspionen, die nach den Rittern der Tafelrunde benannt sind. Die Prämisse von „The King’s Man: The Beginning“, die Geschichte des ersten Kingsman-Spions und die Gründung der Organisation vor dem Hintergrund des ersten Weltkriegs, klingt also auf dem Papier nach einem guten Konzept und einer Art von Geschichte, die es durchaus wert ist, erzählt zu werden.
In „The King’s Man“ ist Ralph Fiennes Orlando Oxford, ein Aristokrat und Pazifist, der seinen Sohn, als es zum Ausbruch des ersten Weltkriegs kommt, um jeden Preis von der Gewalt fernhalten will. Insgeheim unterhält Oxford, zusammen mit seinen Angestellten, ein Netzwerk an Spionen, die ihn letztendlich auf die Fährte eines mysteriösen Rings aus Bösewichten führen, die allesamt eine Hand im Spiel, dem aktuellen Weltgeschehen, haben. Und schon bald finden sich Oxford und Sohn Conrad in einer irrwitzigen Mission wieder, um England zu retten und, auf lange Sicht, den Krieg zu beenden… aber primär, um England zu retten.
Wie bereits erwähnt, ist das Konzept des Films durchaus interessant. In der Umsetzung hapert es allerdings ein wenig. Denn der Film möchte zu viel auf einmal sein. Eine Originstory, ein Kriegsfilm, ein Anti-Kriegsfilm, ein Spionagefilm und all das zusammengemischt mit der klassischen Kingsman-Film-Formel, bestehend aus abgedrehten Action Szenen und sehr speziellem Humor. Es wird versucht, eine Menge Story in zwei Stunden und 11 Minuten zu stecken, was dazu führt, dass gewisse Handlungsstränge vernachlässigt werden müssen oder temporär zur Seite geschoben werden. Was schade ist, denn die Geschichte hätte wohl noch sehr viel mehr Erzählpotenzial.

Dennoch, auch wenn „The King’s Man“ den Charme, der die ersten beiden Filme ausgemacht hat, stellenweise vermissen lässt, er ist definitiv unterhaltsam, was zu einem großen Teil wohl auch an der Optik des Films liegt. Die Bilder und vor allem das Set- und Kostümdesign sind etwas, das man sich einfach gerne ansieht. Im Bild selbst wird es selten langweilig, egal ob es ausgefallene Perspektiven, wie beispielsweise ein Schwertkampf aus Sicht der Schwerthand (?) oder ulkige, extreme Nahaufnahmen sind. Der Film ist eben ein wenig karikaturhaft und übertrieben, aber genau aus diesen Gründen kann er stellenweise durchaus Spaß machen. Immerhin zeichnen sich die „Kingsman“-Filme nicht durch ihren Realismus aus.
Fazit
„The King’s Man“ ist primär Actionkino, das sich erstaunlich wenig wie eine Originstory anfühlt und vielmehr wie eine eigene Geschichte wirkt. Glänzen kann der Film vor allem mit seinen kreativen Action-Szenen und gerade dann, wenn er sich auch an ernstere Thematiken herantraut. Es wird jedoch ein wenig gehetzt und der finale Twist am Ende ist leider relativ vorhersehbar. Seit 6.1.2022 im Kino.
Bewertung
(70/100)
Hat euch der Film gefallen? Stimmt ab!
Titelbild: Photo credit: Peter Mountain. © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation