Als es hieß, dass die Spielzeugbande rund um Woody, Buzz und Co. in „Toy Story 4“ ihren letzten Auftritt hinlegen würde, drückte Disney beim Marketing erst einmal gewaltig auf die Tränendüse. Ein trauriger Abschied, das sei der nun letzte Eintrag im „Toy Story“-Universum. Doch weil Disney nun einmal Disney ist und sich keine Gelegenheit entgehen lassen kann, auch noch den letzten Tropfen Profit aus einem Franchise zu quetschen, hieß es nicht allzu lange Zeit später: „Buzz Lightyear kehrt zurück.“

von Lena Wasserburger

Doch so ganz stimmt das nicht. Die Figur „Buzz Lightyear“ erhält mit „Lightyear“ zwar einen eigenen Spin-Off-Film, doch eigentlich geht es gar nicht um „Andy’s Buzz“ beziehungsweise Buzz aus „Toy Story“. Vielmehr geht es hier um die Filmfigur Buzz Lightyear, nach deren Abbild das Spielzeug, das man aus den vergangenen Filmen kennt, angefertigt wurde. Auch wenn der Titel also zunächst anderes vermuten lässt, geht es hier um einen gänzlich anderen Charakter. So kann auch gerechtfertigt werden, dass nicht, wie in den „Toy Story“-Filmen, Tim Allen dem Space Ranger seine Stimme leiht, sondern Chris Evans.

In „Lightyear“ strandet der titelgebende Charakter mit seiner Space Ranger-Crew auf einem fremden Planeten. Um von dort wieder wegzukommen, braucht es einen besonderen Lichtgeschwindigkeitsantrieb, den Buzz immer und immer wieder ohne Erfolg testet. Als er schlussendlich von seiner Mission zurückkehrt, sind über 60 Jahre vergangen. Der Planet wurde in der Zwischenzeit von Robotern eingenommen. Zusammen mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Space Ranger-Nachkommen muss Buzz nun versuchen, den Bösewicht Zurg und seine Roboter zu besiegen und die Menschen auf dem Planeten zu retten.

So generisch wie die Handlung klingt, ist sie auch. Der routinierte Held muss eine kleine Truppe an chaotischen Außenseitern um sich scharen, um die Welt zu retten. Man kann Disney nicht unbedingt vorwerfen, sich alter Klischees und ausgelutschter Handlungen zu bedienen – immerhin handelt es sich hierbei ja um Storytelling-Elemente, die nicht ohne Grund so weit verbreitet und beliebt sind. Doch man kommt nicht umhin, die Inspiration, die Originalität zu vermissen.

Glatt gebügelte und polierte Filme mögen zwar funktionieren, sind auf Dauer allerdings ermüdend. Dennoch: So oft man auch bei jedem abgedroschenen Stück Dialog mit den Augen rollen möchte, es kann nicht verleugnet werden, dass Disney ein Talent dafür hat, Filme mit einer Menge Charme zu inszenieren. Dies trifft besonders auf das Figurendesign zu. In diesem Fall ist es natürlich von großem Vorteil, dass Prominente wie Taika Waititi, James Brolin, Bill Hader, Uzo Aduba und Keke Palmer Chris Evans als Synchronsprecher und Synchronsprecherinnen zur Seite stehen. Handelt es sich bei „Lightyear“ also um eine nicht gerade originelle, ja fast schon fabrikangefertigte Handlung? Ja. Wird die Geschichte dennoch sympathisch erzählt? Ebenfalls ja. Ein Grund dafür ist wohl der Humor des Films, der es stellenweise durchaus vermag, auch Erwachsenen ein Schmunzeln zu entlocken.

Auf visueller Ebene kann man den Film für seine Bildkomposition und das Farbzusammenspiel loben, auch wenn dies eher nur zu Beginn des Films besonders positiv hervorsticht. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Animation durchaus bemerkenswert. Aus technischer Perspektive liegen Welten zwischen „Lightyear“ mit dem ersten „Toy Story“-Film aus dem Jahre 1995.

Fazit

Letztendlich handelt es sich bei „Lightyear“ um einen unterhaltsamen und soliden Animationsfilm ohne große Höhen und Tiefen. Vorwerfen muss man der Produktion aus dem Hause Disney-Pixar, dass man es sich hier erzählerisch zu leicht gemacht hat und es somit versäumt hat, eine originelle Geschichte zu erzählen. Aktuell auf Disney+ zu sehen.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

(60/100)

Bild: (c) Disney / Pixar