Der unermüdliche Nicolas Cage schwingt sich aufs Pferd und reitet aus in sein nächstes Filmabenteuer. Diesmal geht es in die Welt des Wilden Westens. Mit dabei im Gepäck: ganz viel Blei und Pathos. “The Old Way” startet morgen im Heimkino.
von Christoph Brodnjak
Grundsätzlich bedient sich Regisseur Brett Donowho in seinem Film der altbekannten und verlässlichen Bausteine eines jeden Westerns. Colton Briggs (Nicolas Cage) ist ein Outlaw. Eigentlich soll er einem Dieb aus der Patsche – oder besser: der Schlinge – helfen. Nachdem der ihn aber übers Ohr hauen will, erschießt er ihn kurzerhand. Vor den Augen des Sohns des Diebs. Die Credits enden und ein Text am Bildschirm verkündet: „20 Jahre später“. Man kann sich also denken, wohin die Reise geht.
Tatsächlich, der kleine Sohnemann ist erwachsen geworden und selbst zum Outlaw geworden. Frisch aus dem Gefängnis ausgebrochen steht jetzt vor allem Rache am Programm. Und die wird bekanntlich kalt genossen. So kommt es, wie es kommen muss. Briggs – mittlerweile Kurzwarenhändler und Familienvater – begleitet seine Tochter Brooks (Ryan Kiera Armstrong) zur Schule. Als sie nach Hause zurück kommen, finden sie die Mutter tot auf. Gemeinsam machen sich die beiden auf, die Mörder zu finden und zur Strecke zu bringen.
So weit, so simpel – Im Fokus von “The Old Way” steht aber ohnehin weniger die eher praktisch orientierte Handlung, sondern die Dynamik zwischen Vater und Tochter. Eigentlich hat Colton sein altes Leben als Outlaw hinter sich gelassen, früher war er aber als eiskalter und erbarmungsloser Killer bekannt. Sein Gehabe ist weiterhin stoisch, er zeigt wenig Emotionen, auch besteht immer eine gewisse Distanz zwischen ihm und seiner Tochter. Die wiederum kommt ganz nach ihrem Vater, beim Begräbnis ihrer Mutter bleiben ihre Augen staubtrocken. In gewisser Weise aber spiegelt sie quasi Colton Briggs Gewissen wider, eine Erweiterung seines Selbst, sein privater Jiminy Cricket. So beginnt der hartgesottene Outlaw, sein altes Selbst zu hinterfragen und zu reflektieren.
Diese Momente zwischen Vater und Tochter stellen die stärksten Szenen des Films dar. Beide spielen ihre Rollen dabei sehr gut. Allerdings verhalten sie sich ständig dermaßen stoisch, dass das Schauspiel stellenweise doch etwas monoton wirkt. Ansonsten zeigt sich “The Old Way” nicht sonderlich außergewöhnlich. Handlung, Ästhetik und Worldbuilding stechen nicht aus der Masse der Western hervor: Genauso gut hätte er in den 1960ern erscheinen und „Django – Sein Colt zählt bis sechs“ heißen können. Getreue Fans des Genres wird er somit vermutlich unterhalten.
Nur: In der ersten halben Stunde – und ab und zu dazwischen – irritiert die Tonalität des Films. Er verkauft sich als Drama, und es bleiben tatsächlich einige doch sehr dramatische Szenen im Gedächtnis. Doch gerade zu Beginn ist man sich nicht ganz sicher, ob der Film nicht doch eine Komödie sein will. Die Musik geht Richtung Bud Spencer-Film, so manche Szene oder Dialoge lassen an einen Film der Coen Brüder denken – und zwar eher an “Oh Brother, Where Art Thou?” Als an “True Grit”. Diese Momente stechen im Kontrast zu den anderen dramatischen Entwicklungen der Handlung als sehr unpassend hervor. Sollte der eher heitere, nur halb-seriöse Ton so gewollt sein, so fehlt diesen Szenen leider jedes Momentum und Dynamik in Schnitt und Präsentation, die es dafür bräuchte.
Fazit
Die Bausteine, aus welchen sich “The Old Way” zusammensetzt, sind altbewährte. Dennoch schafft es der Film, diese geschickt so zu stapeln, dass dabei ein unterhaltsames und nicht völlig unoriginelles Werk herauskommt. Wenn auch die Form nicht völlig überzeugt, und man besonders in der Mitte der Laufzeit leicht Gefahr läuft, abzuschweifen, überzeugen die beiden Darsteller in ihrer Dynamik ausreichend, um den Durst nach zünftiger Western-Unterhaltung zu stillen.
Bewertung
(55/100)
Ab 31.3. auf DVD / BluRay, bereits jetzt als VOD verfügbar.
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Bild: (c) Splendid Film
Ich liebe Western.
Deinem Fazit zur Folge hat Cage doch mal wieder was gekonnt…
Dann werde ich da demnächst mal einen Blick riskieren.