In Zeiten, in denen die Welt Kopf steht, braucht es manchmal Filme, die gute Laune verbreiten – sogenannte Feel-Good-Movies. Ein durchaus beliebtes Genre, das sich nicht unbedingt durch Originalität auszeichnet, aber durch vorhersehbare Plots, die man entspannt und zurückgelehnt genießen kann, besticht. Es sind Wohlfühlfilme, die ihren Zweck meist alleine dadurch erfüllen, dass sie ein Happy End haben. “Champions”, der erste Solo-Film von Bobby Farrelly (“Verrückt nach Mary”, “Dumm und Dümmer” – alle im Duo mit seinem Bruder Peter) fällt ebenfalls in diese Kategorie.

von Lena Wasserburger

“Champions” erzählt die Geschichte von Basketballcoach Marcus (Woody Harrelson), der, nachdem er betrunken Auto fährt und einen Polizeiwagen demoliert, vom Gericht dazu verdonnert wird, gemeinnützige Arbeit zu leisten. Für drei Monate soll Marcus ein Team aus Special Olympics Athleten, die “Friends”, trainieren. So kommt es, dass Marcus, der eigentlich von einem Job in der NBA träumte, beginnt, sein neues Team ins Herz zu schließen und wie es das Genre so will, eine Beziehung zu der Schwester eines der Teammitglieder aufzubauen.

Der Plot ist der perfekte Nährboden für einen Feel-Good-Film: Herzerwärmend, aufbauend, unterhaltsam. Deshalb tut es auch so weh, dass sich “Champions” als unzureichend umgesetztes Konzept entpuppt. Das Ziel lautete hier wohl: “Machen wir einen niedlichen Wohlfühlfilm!” und nicht “Machen wir einen guten Film.” Natürlich, auch Wohlfühlfilme können gute Filme sein, wenn sie sich nur etwas anstrengen. Im Falle von “Champions” wirkt es allerdings so, als wäre dem Skript bereits zu Beginn die Puste ausgegangen. Nach der ersten Szene, in der Marcus als Charakter eingeführt wird, wird dem Publikum in Form einer Sportnachrichtensendung dessen gesamte Lebensgeschichte vorgetragen. Man darf sich in der Welt des Storytellings zwar auch simpler Methoden bedienen, doch bereits zwei Minuten nach Filmbeginn die Regel “Show, don’t tell” über den Haufen zu werfen, um einen Nachrichtensprecher einen Monolog führen zu lassen, ist doch etwas faul.

Marcus wird als hitzköpfiger Mann vorgestellt, der sich nicht für die Menschen in seinem Basketballteam interessiert, sondern alleine für das, was sie auf dem Spielfeld leisten. Zumindest ist es das, was andere Charakter dem Publikum über Marcus erzählen. Er soll sogar einmal einen Spieler getreten haben, heißt es. Kurz: Marcus ist ein Arschloch – so soll ihn das Publikum wahrnehmen. Warum? Damit Marcus eine Charakterentwicklung durchmachen kann und schlussendlich lernt, Menschen in sein Herz zu schließen. Diese Entwicklung geschieht in “Champions” jedoch so schnell, dass sie im Film fast vollständig untergeht und nur schwer nachvollziehbar bleibt.

Das größte Problem des Films ist allgemein, dass er sich viel zu wenig Zeit lässt. Als Marcus auf sein neues Team trifft, ist er zunächst zwar zurückhaltend und natürlich nicht begeistert von seiner Aufgabe – immerhin will er ja in der NBA coachen. Doch nach guten zehn Minuten hat er seine Vorurteile bereits hinter sich gelassen, sich mit seinem neuen Job angefreundet, kümmert sich um seine Schützlinge und führt sie zu ihren ersten Siegen. Fast so, als hätte jemand einfach die Vorspultaste betätigt. In einer Minute sind Marcus’ Spieler noch weit davon entfernt, überhaupt den Basketball-Korb zu treffen, in der nächsten Minute werfen sie einen Treffer nach dem anderen und sind auf dem Weg zum Meisterschaftsfinale. Und obwohl diese Szenen nett anzusehen und unterhaltsam sind, wären sie doch um einiges besser, wenn “Champions” seinen Charakteren genug Zeit gelassen hätte, um diese Heldenreise auch tatsächlich zu verdienen.

Die Szenen, in denen die einzelnen Teammitglieder glänzen dürfen, sind unbestreitbar das Highlight. Die “Friends” sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus sympathischen Charakteren, die definitiv mehr Screentime verdient hätten und das eigentliche Herzstück der Geschichte darstellen. Die generische Liebesgeschichte, die neben der Haupthandlung stattfindet, hätte eventuell durch einen stärkeren Fokus auf die einzelnen “Friends” ersetzt werden können, durch mehr Szenen, in denen das Publikum diese Charaktere wirklich kennenlernen kann.

Das Feel-Good-Feeling, das “Champions” um jeden Preis vermitteln will, könnte so auf natürlichere Weise entstehen. Die Neigung des Films, eine “Wohlfühl-Atmosphäre” durch Einsatz eines Soundtracks, bestehend überwiegend aus lizensierter Musik, zu kreieren, wirkt ähnlich wie der Humor des Films nämlich ein wenig gezwungen. Die meisten Witze fallen flach, sodass es eine Erleichterung ist, wenn der Humor doch einmal zündet und man herzhaft lachen kann, um die unangenehme Stille im Kinosaal zu durchbrechen, die leider entsteht, wenn es einer Komödie an ansprechendem Humor mangelt.

Fazit

Letztendlich ist “Champions” eine Mischung aus gutem Konzept, tollem Cast und mangelndem Geschick in punkto Skript und Umsetzung. Es ist schade, dass ein Film, der den nicht gerade hochtrabenden Anspruch hat, einfach ein netter Sonntagabendfilm zu sein, es trotzdem schafft, einen Großteil seines Potenzials so zu verspielen. Seit 27.4. im Kino.

Bewertung

Bewertung: 6 von 10.

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