Es wird Herbst und nicht nur die Tage, sondern auch die Filme werden spürbar düsterer. Die Zeit der Horror-Slasher und spannenden Thriller voller Massenmörder ist wieder angebrochen. Und diese Gelegenheit, bekannte Geschichten wieder aufzuwärmen, will sich scheinbar niemand entgehen lassen.

von Cedric Baumann

So kriegen wir es auch in „Catch the Killer“, der seit gestern im Kino zu sehen ist, mit einer durchaus bekannten Formel zu tun: Eine Ermittlerin, die es nicht bis ins FBI geschafft hat, aber dann doch von genau diesem gebraucht wird, ihr frustrierter, aber genialer Chef-Detective, welcher kurz vor dem Rauswurf steht – und natürlich der skrupellose Killer. Dieser Killer schlägt zuerst an Silvester zu und nutzt die Deckung durch lautes Feuerwerk, gleich eine Vielzahl an Feiernden mit seinem Scharfschützengewehr zu erlegen. Nun ist also das FBI gefragt und sucht Unterstützung durch erwähnte Streifenpolizistin Eleanor Falco (Shailene Woodley, „Divergent“), um weitere Morde zu verhindern.

Gleich zu Beginn des Filmes spürt man, wie zwiegespalten die Absichten hinter der Handlung sind. „Catch the Killer“ versucht nämlich, die in den USA sehr relevante Thematik von Massenschießereien aufzugreifen und in einen waschechten Thriller à la „Se7en“ zu verwandeln. Die traumatisierte Protagonistin, die mit der großen FBI-Ermittlung ins kalte Wasser geworfen wird und versucht, die Psyche des Killers zu durchschauen, wurde dabei wahlweise von „Schweigen der Lämmer“, „Zodiac“ oder anderen Klassikern abgekupfert.

Zuerst funktioniert diese Fusion tatsächlich auch mehr oder weniger, es entsteht ein anfangs interessanter Krimi, der sich zwar alter Formeln bedient, aber dabei den Anschein erweckt, Neues erzählen zu können. Besonders die erste Mordserie des Killers an Silvester ist nicht nur erzählerisch kreativ und spannend aufgebaut, sondern auch filmisch sehr anspruchsvoll und unterhaltsam dargestellt. Je weiter „der Film „Catch the Killer“ fortschreitet, desto mehr verliert sich die anfangs aufgebaute Atmosphäre aber und auch der ursprüngliche Eindruck eines extrem cleveren und bedrohlichen Schützen wird mehr und mehr abgebaut, bis nur ein loses Gerüst von Klischees übrigbleibt.

Auch über die Protagonistin Eleanor kann nicht viel mehr gesagt werden. Sie wird als besonders geschickte und empathische Polizistin eingeführt, aber statt in dieser Rolle bleiben – und scheinen zu dürfen – wird auch sie Opfer der Klischee-Behandlung. Denn sobald Eleanor dann dieselben Charaktereigenschaften einer Clarice Starling (Jodie Fosters Detektivin in „Schweigen der Lämmer) auf den Leib geschneidert bekommen hat, ist es für sie unmöglich, dem Vergleich standzuhalten. Dafür kann Shailene Woodley zwar erstmal nichts, allerdings merkt man auch ihrem Schauspiel an, dass sie in der Verkörperung einer taffen, aber eigentlich unsicheren und überforderten Ermittlerin mehr als nur ein bisschen Inspiration bei anderen gesucht hat.

Die filmisch durchaus interessanten Elemente, die hauptsächlich aus gut komponierten Einstellungen und atmosphärischem Set-Design bestehen, werden im Verlaufe des Filmes auch immer seltener. So bleibt am Ende mit seiner eher umspannenden Auflösung, die zum Teil schon zu sehr in einen Action abzurutschen droht, trotz vielversprechenden Anfangs nur ein durchschnittlicher Thriller übrig.

Fazit

Trotz der beschriebenen Probleme mag „Catch the Killer“ für Genre-Liebhaber im Krimi-Herbst genau das Richtige sein. In der passenden Stimmung und ohne zu viel Erwartungen an Innovatives wird der Film nicht enttäuschen, aber eben auch nicht besonders begeistern. Ab 6.10. im Kino.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

65/100

Bild: (c) TOBIS Film GmbH