Die von Christian Ulmen und Carsten Kelber produzierte und vom jungen Regie-Trio Emil & Oskar Belton und Bruno Alexander geschriebene und inszenierte Serie “Die Discounter” zählt zweifellos zu den besten deutschsprachigen Produktionen der letzten Jahre. Die unfassbar witzigen Dialoge, die flotte Inszenierung und Charaktere, die einem trotz ihrer Makel ans Herz wachsen, machen sie zu einem Sehgenuss und einer positiven Ausnahme der weitgehend tristen Bewegtbildwelt. Ab 22.11. ist die heiß erwartete Staffel 3 auf Amazon Prime Video zu sehen. Wir konnten sie bereits vorab sichten.
von Christian Klosz
Wer bisher nichts mit Thorsten, Titus, Jonas, Flora, Pina und Co am Hut hatte: “Die Discounter” begleitet im Mockumentary-Stil die Belegschaft eines Supermarkts in Hamburg bei ihrem eskalationsreichen Arbeitsalltag. Das teils improvisierte Ergebnis ist eine kurzweilige Mischung aus klassischen Ulmen-Formaten, “The Office”, “Jackass” und humoristischer Sozialstudie, die durch scharfen und politisch unkorrekten Humor, radikale Respektlosigkeit, hohes Tempo und Originalität auffällt.
Staffel 3 beginnt mit dem Umzug der Discounter-Belegschaft in die heruntergekommene Filiale in Billstedt / Hamburg, nachdem der vorige Standort von Filialleiter Thorsten heruntergewirtschaftet wurde. Plottechnisch gibt es diesmal einige wenige, durchgängige Erzählstränge, um die herum die eigentliche Handlung, die aus irrwitzigen Episoden der Chaos-Truppe besteht, gebaut wird: Peter und Flora versuchen sich als Paar; Titus und Lia irgendwie auch; Thorsten stemmt sich mit eher überschaubarem Einsatz gegen die Auflage von oben, dass der Markt schwarze Zahlen schreiben müsse; und Jonas gerät durch den Tod seiner geliebten Mutter in eine tiefe, persönliche Krise.
Diese Stränge ziehen sich mehr oder weniger durch alle 10 Folgen, die diesmal mit einer Durchschnittslaufdauer von ca. 22 Minuten auch einheitlicher gestaltet sind. Handlungs-Highlights der einzelnen Episoden aus Staffel 3 sind folgende: Die Discounter-Belegschaft dreht Social Media-Videos, um mehr Kunden anzulocken und die Insolvenz abzuwenden, was im Desaster und der “Cancellation” der Filiale endet. Durch Abwesenheit von Thorsten darf so gut wie jeder mal als Chef ran, was natürlich in totales Chaos ausartet. Und Jonas übt sich in kreativen Verhörmethoden, nachdem ihm (scheinbar) das Geld entwendet wurde, das er für die Beerdigung seiner Mutter sammeln wollte. Außerdem stehen ein “Betriebsausflug” in eine Skihalle und eine gemeinsame Weihnachtsfeier an.
Am Ende geht es aber in “Die Discounter” weniger um konkrete Inhalte, als vielmehr um die lebendige Atmosphäre, die durch die erstklassigen Drehbücher, die temporeiche Regie und die hervorragenden Darstellerleistungen entsteht. Die Serie ist auch das Porträt einer orientierungslosen, perspektivlosen Jugend und Gesellschaft, das dem permanenten Scheitern trotzdem komische und positive Aspekte abgewinnen kann. Gewürzt mit einem gerade für deutsche Produktionen seltenen, subversiven, gerissenen und politisch völlig unkorrekten Humor.
Fazit
Qualitativ übertrifft Staffel 3 die 2. Staffel, vermutlich sogar die erste. Selten bekommt man derart gut gemachte, kreative, kurzweilige, aber dabei nicht unkluge Unterhaltung geboten. Es gibt schlicht nichts, das man an “Die Discounter” aussetzen könnte. Und dass das nach Staffel 3 immer noch so ist, sollte dieser Perle der deutschen Serienunterhaltung, die jetzt schon zurecht das Attribut “Kult” verdient, viele weitere Staffeln und einen hoffentlich noch langen Run garantieren.
Bewertung
(94/100)
“Die Discounter”- Staffel 3 startet am 22.11. auf Amazon Prime Video.
-> Hier die Kritik zu STAFFEL 2 von “Die Discounter” nachlesen !

Bilder: ©Prime+Video / Johannes Fielers bzw. Christine Schroeder – Pyjama Pictures
Noch selten eine so unzutreffende Kritik gelesen. War schwer enttäuscht von Staffel 3. Kein roter Faden, nicht nachvollziehbare Sprünge und Wendungen. Figuren tauchen ab und sind plötzlich wieder da, Erklärungen fehlen. Die feine Gratwanderung zwischen Unglaublichem und der realen Alltagsabsurdität, welcher in Staffel 1 und 2 sehr gut gelang, existiert nicht mehr. Platt, unglaubwürdig, viel Geschreie, schade. Nur Folge 9 und 10 waren erträglich.