Paul Verhoeven erlebt gerade eine echte Renaissance: Seit seiner filmischen Rückkehr in die „alte Heimat“ Europa mit „Elle“ reißen sich die Interviewer und Festivalveranstalter um den Holländer, und man entdeckt alte Werke wieder – die nicht selten zum Entstehungszeitpunkt, auch von der gehobenen Kritik, vollkommen verrissen wurden.

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In diese Kategorie gehört „Showgirls“. Als follow-up zum Mega-Erfolg „Basic Instinct“ geplant, und als überzeichnete und surreal schrille Showbiz-Satire gedacht, fiel der Film bei Kritik und Publikum durch. Nominierungen für „Goldenen Himbeeren“, ausgedehntes Lamentieren über mieses Schauspiel, dummes Drehbuch, Inhaltsleere, Sexismus; Verhoeven nahm´s mit Humor, und holte sich den Razzie-Award höchstpersönlich ab.

Was ist nun wirklich dran? „Showgirls“ ist auf jeden Fall höchst unterhaltsam; „guilty pleasure“ würde man neudeutsch sagen. Durch permanente Übertreibung, Over-Over-acting bis zur Karikatur, wird die Ironie, der Sarkasmus -eigentlich- ziemlich deutlich sichtbar. Wurde nur anno ´95 offenbar nicht erkannt.

Verhoevens Kino ist ambivalent; er ist sich dessen bewusst, und spielt gezielt damit. Er hat sichtliche Freude daran, genau die Elemente des Populärkinos zum Exzess zu überzeichen, zu überspannen, bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen und zu parodieren, die er verabscheut. Insofern profitiert er gleichzeitig von den Elementen, die er verteufelt. Der Kitt, der diesen „hyperbolischen“ Zugang zusammenhält, ist zynische Ironie.

Insofern ist „Showgirls“ zwar vielleicht kein Meisterwerk, aber dennoch zumindest eine sehenswerte „Perle“ des Kinos der 1990-er, die gerade vollkommen zurecht wiederentdeckt wird. Truely entertaining.