Die 90-sten Oscars sind Geschichte. 

Sie Show war eher ermüdend, bot wenige Höhepunkte, und wird wohl als eine der langweiligsten Oscar-Verleihungen in die Geschichte eingehen. Man hatte den Eindruck, die Stars – und auch Moderator Jimmy Kimmel – waren ordentlich schaumgebremst. Die neuen (selbst auferlegten) Sprachregelungen in Folge der “metoo”-Bewegung, was gesagt werden darf und was nicht, worüber man scherzen darf, und was man lieber sein lassen sollte, schienen eher zu hemmen, gute Laune mochte nicht recht aufkommen. Eher wirkte es so, als sei das post-Weinstein-Hollywood – trotz gegenteiliger Beteuerungen (“a new era hast begun”) – noch auf der Suche nach dieser “neuen Identität”, nur “bunter”, “vielfältiger” und “divers” solle sie sein.

Als Sieger fühlen durfte sich am Ende doch Favorit “The Shape of Water“, der neben dem Preis für den Besten Film und die Beste Regie (Mastermind Guillermo del Toro) auch den Award für die beste Filmmusik und das beste Produktionsdesign mitnehmen durfte.

Außer dem Preis für Jordan Peele (bestes Drehbuch – man hatte eher mit Greta Gerwig gerechnet) gab es kaum Überraschungen, neben einer etwas wirren Rede von Frances McDormand, einer epischen Dankesbotschaft von Gary Oldman und einem überglücklichen und strahlenden Guillermo del Toro boten auch die Ansprachen wenige Höhepunkte. Die meisten Versuche seitens Moderator Jimmy Kimmel, mit gut gemeinten Gags die Stimmung zu heben, verebbten ebenfalls relativ schnell.

Eine Institution wie die “Oscars”, aber auch Hollywood im Allgemeinen, die stets ihre Tradition betonten, und sich auch große Vorbilder beriefen, tut sich sichtlich schwer mit dem selbst gesteckten Ziel, mit diesen Traditionen zu brechen, und zwanghaft “alles neu” machen zu wollen. Vielleicht sollte man – seitens aller Akteure – etwas Feuer rausnehmen, sich auf das besinnen, was Hollywood und die Magie des Kinos stets ausmachte, gleichzeitig bestehende Probleme offen ansprechen, und sich wieder der Liebe zum Medium Film widmen. Etwas Entspannung täte allen Beteiligten gut, man kann nur hoffen, dass sich bis zum nächsten Jahr Hollywoods (derzeit) verkrampftes Verhältnis zu sich selbst wieder etwas lockert. Nicht nur den Zuschauern wäre es zu wünschen.

Hier nun die Gewinner der wichtigsten Kategorien im Überblick:


Sieger in ROT

Best Picture / Bester Film

  • Call Me by Your Name
  • Darkest Hour
  • Dunkirk
  • Get Out
  • Lady Bird
  • Phantom Thread
  • The Post
  • The Shape of Water
  • Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Directing / Regie

  • Christopher Nolan, Dunkirk
  • Jordan Peele, Get Out
  • Greta Gerwig, Lady Bird
  • Paul Thomas Anderson, Phantom Thread
  • Guillermo del Toro, Shape of Water

Actor in a Leading Role / Hauptdarsteller

  • Timothée Chalamet, Call Me by Your Name
  • Daniel Day-Lewis, Phantom Thread
  • Daniel Kaluuya, Get Out
  • Gary Oldman, Darkest Hour
  • Denzel Washington, Roman J. Israel, Esq.

Actress in a Leading Role / Hauptdarstellerin

  • Sally Hawkins, The Shape of Water
  • Frances McDormand, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
  • Margot Robbie, I, Tonya
  • Saoirse Ronan, Lady Bird
  • Meryl Streep, The Post

Actress in a Supporting Role /Nebendarstellerin

  • Mary J. Blige, Mudbound
  • Allison Janney, I, Tonya
  • Laurie Metcalf, Lady Bird
  • Lesley Manville, Phantom Thread
  • Octavia Spencer, The Shape of Water

Actor in a Supporting Role / Nebendarsteller

  • Willem Dafoe, The Florida Project
  • Woody Harrelson, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
  • Richard Jenkins, The Shape of Water
  • Christopher Plummer, All the Money in the World
  • Sam Rockwell, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Adapted Screenplay / adaptiertes Drehbuch

  • James Ivory, Call Me by Your Name
  • Scott Neustadter and Michael H. Weber, The Disaster Artist
  • Scott Frank, James Mangold, and Michael Green, Logan
  • Aaron Sorkin, Molly’s Game
  • Virgil Williams and Dee Rees, Mudbound

Original Screenplay /Originaldrehbuch

  • Emily V. Gordon and Kumail Nanjiani, The Big Sick
  • Jordan Peele, Get Out
  • Greta Gerwig, Lady Bird
  • Guillermo del Toro and Vanessa Taylor, The Shape of Water
  • Martin McDonagh, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Animated Feature Film / Animationsfilm

  • The Boss Baby
  • The Breadwinner
  • Coco
  • Ferdinand
  • Loving Vincent

Cinematography / Kamera

  • Roger A. Deakins, Blade Runner: 2049
  • Bruno Delbonnel, Darkest Hour
  • Hoyte van Hoytema, Dunkirk
  • Rachel Morrison, Mudbound
  • Dan Laustsen, The Shape of Water

Film Editing / Schnitt

  • Paul Machliss and Jonathan Amos, Baby Driver
  • Lee Smith, Dunkirk
  • Tatiana S. Riegel, I, Tonya
  • Sidney Wolinsky, The Shape of Water
  • Jon Gregory, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Original Score / Musik

  • Hans Zimmer, Dunkirk
  • Jonny Greenwood, Phantom Thread
  • Alexandre Desplat, The Shape of Water
  • John Williams, Star Wars: The Last Jedi
  • Carter Burwell, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Visual Effects / Visuelle Effekte

  • Blade Runner 2049 (John Nelson, Gerd Nefzer, Paul Lambert, and Richard R. Hoover)
  • Guardians of the Galaxy Vol. 2 (Christopher Townsend, Guy Williams, Jonathan Fawkner, and Dan Sudick)
  • Kong: Skull Island (Stephen Rosenbaum, Jeff White, Scott Benza, and Mike Meinardus)
  • Star Wars: The Last Jedi (Ben Morris, Mike Mulholland, Neal Scanlan, and Chris Corbould)
  • War for the Planet of the Apes (Joe Letteri, Daniel Barrett, Dan Lemmon, and Joel Whist)