„The Shape of Water“ präsentiert sich als wunderbar inszeniertes Unterwasser-Märchen über ein mythisches „Monster“ mit übermenschlichen Fähigkeiten und das Monster „Mensch“, das sich selbstverschuldet auf den Pfad unmenschlicher Barbarei begeben hat. Besetzt mit durchwegs großartigen Schauspielern, allen voran Sally Hawkins.

Elisa (Hawkins) arbeitet in den 60-er Jahren als Putzfrau in einem streng geheimen Labor der US-Regierung, dessen exakter Auftrag nicht klar ist. Eines Tages wird eine seltsame „Unterwasser-Kreatur“ eingeliefert, die fortan erforscht werden soll, woraus sich die Regierung Erkenntnisse für Wissenschaft und Militär erhofft.

Elisa, seit Kleinkindalter stumm, freundet sich mit dem Wesen an, sie scheint die einzige zu sein, die es versteht – und das Wesen scheint der einzige zu sein, der sie versteht. Die beiden entwickeln eigenen Routinen, sie lehrt es Zeichensprache, füttert es, spielt ihm Musik vor. Doch der jähzornige Beamte Strickland (fies: Michael Shannon) sieht in dem „Monster“ nicht das, was Elisa in ihm sieht: Er projiziert seine eigene Bösartigkeit in den Meerjungmann, und will ihn töten (lassen). Im letzten Moment, und unter Mithilfe von Nachbar Giles, (dem an sich russischen) Doktor Hoffstetler und ihrer Kollegin Zelda (amüsant: Octavia Spencer) gelingt die Rettung der „Kreatur“, die nun bei Elisa zu Hause unterkommt, wodurch sich die beiden noch näher kommen…

„The Shape of Water“ präsentiert sich als liebevolles Wundermärchen, als Exkurs in virtuosem Filmemachen, und als verzweifeltes künstlerisches Plädoyer für (mehr) Humanismus. Del Toro greift dabei einerseits auf sein (allseits bekanntes) Talent im Umgang mit neuester Filmtechnik zurück, andererseits auf ein tolles Schauspieler-Ensemble, aus dem Sally Hawkins dennoch herausragt.

In gewisser Weise ist der Film auch ein Gegenentwurf zum anderen, großen Kinowerk der Gegenwart, „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“, der den Verfall der Menschheit und Menschlichkeit hinnimmt, und darauf mit schwarzem Humor und zynischem Nihilismus reagiert. Del Toro hingegen erinnert an die Macht der Fantasie, des Glaubens, der Utopien, und der Liebe, um eine bessere Gegenwart und Zukunft zu erträumen. Welcher Zugang einem persönlich näher liegt, ist letztendlich Geschmackssache, das Sujet aber, die Anklage der Menschheit, kommt nicht von ungefähr, und scheint im rezenten Hollywood-Kino in Mode zu sein (u.a. um einiges lauter und bildgewaltiger auch in „Planet of the Apes: Survival“).

Neben Märchen, Drama und Historie bietet „The Shape of Water “ aber letztendlich auch eine (ungewöhnliche) Liebesgeschichte, die sich zwischen der Protagonistin und dem „Wesen aus dem Wasser“ entwickelt. Alexandre Desplat begleitet all das mit einem wunderbaren Soundtrack, der seinen Oscar ebenfalls mehr als verdient hat.

Alles in Allem wird „The Shape of Water“ zurecht als einer der Filme des Jahre gehandelt, und der Gewinn des Oscars ist verdient. Trotz der dargestellten (unmenschlichen) Gewalt und Grausamkeit ist er im Kern ein positiver, leuchtender Film, der den Zuseher an seine menschlichen Qualitäten erinnern will, die mitunter dort zu finden sind, wo man sie am wenigsten erwartet.