Mit 137 Millionen Nutzern weltweit ist Netflix der absolute Spitzenreiter unter den Streamingdiensten. Doch das schützt den Konzern nicht vor den Schuldenbergen, die er derzeit anhäuft: Ende des Jahres 2018 waren es ganze 10 Milliarden US-Dollar. Kenner der Branche meinen nun, Netflix könne es sich nicht mehr lange erlauben, auf klassische Werbung zu verzichten.

Grund für die roten Zahlen ist, dass der Streamingdienst seinen Fokus nicht auf Profitmaximierung legt. Anstatt sich auf schwarze Zahlen zu konzentrieren, möchte man bei Netflix die Nutzerzahlen erhöhen, um einen Vorsprung gegenüber der stetig wachsenden Konkurrenz zu haben. Teil der Strategie ist ein breites Angebot an Exklusivinhalten, die Netflix durch Eigenproduktionen gewinnt – Produktionen, in die der Konzern bereitwillig enorme Summen steckt, die ihm eigentlich nicht zur Verfügung stehen. Allein 2019 soll der Konzern 15 Milliarden US-Dollar für Inhalte ausgegeben haben.

Eine Hilfestellung auf dem Weg in die schwarzen Zahlen wären flexiblere Abo-Preismodelle. Bei der Veranstaltung IAB Digital Content NewFronts, die vergangene Woche in New York stattfand, meinten Branchenkenner jedoch, dass man sich bei Netflix künftig nicht allein auf Einnahmen durch Nutzer-Abonnements verlassen könne, wenn der Konzern weiterhin wachsen möchte. Zwar hat Netflix seine Abo-Preise in den letzten Jahren mehrfach erhöht, doch dies werden sich Nutzer nicht endlos gefallen lassen.

Aus diesem Grund werde Netflix früher oder später auf Werbung setzen müssen, sind sich die Experten in New York einig. Ganz neu ist das für Netflix nicht, immerhin erhält der Konzern bereits jetzt Geld durch Werbedeals. Diese beschränkten sich bislang allerdings auf Product Placement. Doch auch hier besteht die Gefahr, Kunden zu verärgern. Immerhin hat Netflix bislang immer dementiert, klassische Werbung schalten zu wollen. Ein Modell, wie es auch der Streaming-Konkurrent Hulu (in Österreich nicht verfügbar) anbietet, wäre eine denkbare Option. Dort können Kunden zwischen einem Abo mit und einem ohne Werbung wählen, wobei die werbefreie Variante teurer ist.

Netflix selbst hat sich bislang noch nicht bezüglich der Spekulationen geäußert.

von Paul Kunz