Irgend jemand meinte einmal, der Vorzug französischer Komödien wäre die Tatsache, dass sie es schaffen würden, ernste Inhalte mit Optimismus und einer gewissen “Leichtigkeit” zu verbinden (insofern wären sie das genaue Gegenteil österreichischer (schwarzer) Komödien). Meister dieser Übung sind unter anderem Oliver Nakache und Eric Toledano, ihrerseits die beiden Regisseure des Erfolgfilms “Ziemlich beste Freunde” und von “Das Leben ist ein Fest“, eine der Überraschungen des letzen Kinojahres. Sie bringen nun am 25.12. die Dramedy “Alles außer gewöhnlich” in unsere Kinos, den Abschlussfilm der heurigen Filmfestspiele von Cannes.
von Christan Klosz
Der Film erzählt – beruhend auf wahren Begebenheiten – die Geschichte von Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb), zwei Sozialbetreuern, die sich um schwer autistisch gestörte junge Menschen kümmern. Mit viel Engagement, Feingefühl und Humor gelingt es den beiden und ihren jungen Betreuer/innen, die sie oft aus den Banlieues rekrutieren, aus vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten eine Gemeinschaft zu formen, in der jeder Einzelne die Chance bekommt, über sich hinaus zu wachsen.
Neben dem oft mühsamen, herausfordenden, aber auch für alle Seiten bereichernden Alltag der beiden Betreuer zeichnet “Alles außer gewöhnlich” zusätzlich den Konflikt mit französischen Behörden nach, die 2017 Brunos “Heim” überprüfen ließen und mit Schließung drohten, da es offiziell keine Genehmigung dafür gab.

Warum der neue Film der beiden Franzosen funktioniert, lässt sich rational schwer erklären: Er verfolgt keine stringente Dramaturgie, thematisch schlägt man auch wieder in eine ähnliche Kerbe wie bereits in “Ziemlich beste Freunde”, und die Sentimentalität steht nicht nur einmal an der Kippe zum Betroffenheitskitsch; doch der Film kippt schlussendlich nicht, und immer wieder bricht sich filmischer Realismus Bahn durch die Wände aus Emotion. Das größte inszenatorische Asset von Nakache und Toledano, das bereits in ihrem letzten Film voll zur Geltung kam, ist ihr unbestreitbares Talent, emotional aufgeladene Bilder und Einstellungen mit der Kamera einzufangen, oft verknüpft mit Musik, Bilder, die dem Zuschauer das Gefühl des Schwimmens und Versinkens im Film geben können.
Fazit
Oliver Nakache und Eric Toledano ist damit ein musikalisch fließendes, mosaikartiges Porträt mit dokumentarischen Zügen gelungen, das der ganz und gar alltäglichen Auseinandersetzung zwischen flammendem Idealismus und banalem Bürokratismus geradezu poetische Noten entlockt. Ein sinnliches filmisches Erlebnis, auf das die Beschreibung alles außer gewöhnlich ganz gut zutrifft.
Bewertung
8 von 10 Punkten
Bilder: Prokino Filmverleih Gmbh / Thimfilm