Seit wenigen Wochen ist er nun also auch im deutschsprachigen Raum erhältlich, der neue Steamingdienst von Disney, der den Markt gehörig aufmischen sollte. Was das „Aufmischen“ betrifft, so wird wohl erst die Zukunft zeigen können, inwiefern Disney Plus tatsächlich eine ernstzunehmende Konkurrenz für alteingesessene Hasen wie Netflix, Amazon und Co. ist. Sagen lässt sich vorerst aber zumindest, dass der neue Anbieter bisher in jeder Region einen vielversprechenden Start hingelegt hat. Doch was hat Disney Plus eigentlich so zu bieten? Wie benutzerfreundlich ist es? Und was wird getan, um die gewonnen Abonnenten auch in Zukunft halten zu können? Wir haben uns selber ein Bild gemacht und wollen euch hier einen ersten Eindruck, sowie ein paar Spekulationen die Zukunft betreffend präsentieren.

Bericht von Mara Hollenstein-Tirk.

Zunächst einmal muss man sagen, dass sich die schlauen Köpfe in der Disney-Zentrale eine tolle Aktion für den Launch ihres Steamingdienstes bei uns überlegt hatten – quasi ein Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Vorbesteller, die sich noch vor dem 24. März (dem offiziellen Launch-Termin) eine Mitgliedschaft sicherten, bezahlen für das erste Jahr nämlich gerade einmal 59,99 Euro, also umgerechnet nur knapp 5 Euro pro Monat. Und selbst die nicht so früh Entschlossenen dürften die regulären 69,99 Euro Jahresgebühr beziehungsweise 6,99 Euro pro Monat, verglichen mit anderen Anbietern, nicht weiter wild finden.

Begrenztes Angebot bei Disney Plus

Dass Disney die Preisgestaltung eher moderat hält, dürfte aber wohl noch einen anderen Grund haben, denn eine gewisse Begrenzung des Angebots kann nicht von der Hand gewiesen werden. Während nämlich zum Beispiel Netflix nicht nur im eigenen Teich fischt, sondern sich auch Vorführrechte an allen möglichen Filmen von allen möglichen Studios sichert, ist Disney Plus auf die eigenen Produktionen begrenzt. Na gut, der Teich, aus dem Disney da schöpfen kann, ist natürlich ziemlich groß, immerhin gehören Marken wie Pixar, Star Wars oder auch Marvel zum Haus der Maus, und auch die Masse an eigenen Produktionen ist natürlich beachtlich.

Nichtsdestotrotz bleibt es eine überschaubare Anzahl an Inhalten. Gerade auch die angekündigte Politik Disneys, den Großteil der Inhalte auf der Streamingplattform jugendgerecht auslegen zu wollen (bedeutet wohl soviel wie ein PG13-Rating oder niedriger), grenzt die Auswahl an geeigneten Filmen und Serien noch weiter ein. Nach ein paar ersten Streifzügen muss man allerdings sagen, dass gerade zu Beginn diese Politik noch nicht wirklich ins Gewicht fällt. Denn die ersten Regungen beim Erblicken der verfügbaren Inhalte werden bei den meisten sowieso nostalgischer Natur sein.

Duck Tales, Darkwing Duck und die Gummibärenbande

Sei es nun, dass man liebgewonnene Zeichentrickklassiker wieder sehen möchte (hier findet man tatsächlich so gut wie alles, was das Studio bisher auf den Markt gebracht hat), Animationsjuwelen von Pixar (wieder-)entdecken möchte (auch hier ist das Angebot nahezu vollständig und umfasst sogar die inzwischen legendären Kurzfilme), oder sich die volle Nostalgiedröhnung bei Serien wie Duck Tales, Darkwing Duck oder der Gummibärenbande reinzieht. Und sollte man nicht so anfällig für die Nostalgiewelle sein, gibt es dennoch ein bisschen was zu entdecken, wie die vielen spannenden Dokumentation von National Geographic.

Fan-Herzen kommen auch auf ihren Kosten, denn wie erwähnt gehören inzwischen auch Marvel und Star Wars zum Disney-Angebot und sind somit auch auf der Plattform vertreten. Von Star Wars gibt es dabei so gut wie alles, was das Herz begehrt, von sämtlichen Spielfilme, über mehrere animierte Serien, bis hin zu der viel gepriesenen Serie „The Mandalorian“ (die allerdings nur häppchenweise mit einer Folge pro Woche konsumiert werden kann, da sich Pro7 hier die deutschen Erstausstrahlungsrechte gesichert hat). Bei Marvel ist das Angebot zwar nicht ganz lückenlos (die drei Iron Man Filme fehlen zum Beispiel, da Disney hier nicht die deutschen Verleihrechte innehat), dafür dürften die eigens für Disney Plus produzierten Serien wie „Loki“, „Wanda Vision“ und „The Falcon and the Winter Soldier“, die in Zukunft erscheinen sollen, ein schlagendes Argument für alle Fans dieses Franchise sein. Neben diesen Franchise-Inhalten sollen zukünftig auch andere Filme entweder gleich für den Streamingdienst produziert werden oder vor allem dort vermarktet werden (ein Beispiel für diese Politik ist sogar schon auf der Plattform zu finden: „Togo – Der Schlittenhund“).

Marvel-Serien…und die Simpsons!

Ein besonderes Schmankerl aus dem Katalog des erst vor kurzem erworbenen 20th Century Fox Studio sind die ersten 30 Staffeln der Simpsons (leider nach wie vor im falschen Bildformat, aber angeblich soll auch das irgendwann mal behoben werden). Ansonsten muss man sagen, dass auch die Kindersparte gut bestückt wirkt, was die Plattform natürlich auch für Eltern besonders interessant machen könnte. Von beliebten Shows des Disney Channels über Zeichentrickserien bis hin zu Formaten für die ganz Kleinen, hier findet sich genug Material, um die Zeit bis zur Pubertät zu überstehen (um dann auf die Simpsons und Co. umzusteigen).

(c) 20th Century Fox

Der Inhalt ist also jedenfalls vielfältig und hat für Groß und Klein etwas zu bieten, doch wie sieht es mit der Aufmachung aus? Hier muss man nicht viele Worte verlieren, denn Disney hat sich bei der Konkurrenz ganz genau abgeschaut, was den Nutzern so gefällt. So ist die Startseite übersichtlich gestaltet, einerseits nach Kategorien geordnet, anderseits nach Franchises, und dann auch noch mit Empfehlungen versehen. Daneben gibt es linker Hand ein Menü, welches eine Suchfunktion und mehrere Einstellungsfunktionen zu bieten hat – alles schön benutzerfreundlich und vertraut also.

Nur ein temporärer Hype?

Und trotzdem gibt es viele Stimmen, die den momentanen Höhenflug dieses neuen Players am Streamingmarkt eher als temporär betrachten, denn wie bereits erwähnt, das Angebot an bestehenden oder angekündigten Exklusivtiteln ist bis jetzt recht überschaubar, der bereits bestehende Katalog des Studios ist auch klar abgegrenzt und da das Hauptaugenmerk Disneys nach wie vor auf der Kino- und Heimvermarktung liegen wird, wird in den meisten Fällen auch immer eine mehrfache Verwertung stattfinden (was dann die Exklusivität der Inhalte auf der Plattform weiter aushöhlen könnte, sollte man diese dann auch auf BluRay/DVD bekommen können). Und obwohl das alles Gründe sind, die dafür sprechen, dass Disney Plus seine hohen Abonnentenzahlen wahrscheinlich nicht wird halten können, scheint die Zukunft des neuen Streamingsternchens doch gesichert, denn wenn man sich anschaut, was Disney im vergangenen Jahr alleine an den Kinokassen eingenommen hat, kann man sich vorstellen, dass das Betreiben ihrer Plattform wohl eher ein Prestigeprojekt ist und lediglich eine weitere Möglichkeit darstellt, um mit den eigenen Inhalten noch ein wenig mehr Geld zu verdienen.