von Marius Ochs
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Leser, geschätztes Publikum: kommen wir nun zum Höhepunkt des Tages, dem Event, auf das Sie alle gewartet haben. In der roten Ecke: ein aufstrebender Filmkritiker aus Deutschland, der ungeduldig mit den Hufen schart. Sein Kontrahent: ein deutscher Spielfilm, der sich aktuell auf Amazon Prime als Newcomer mit einer ungewöhnlichen Idee aus der Masse hervorheben will, porträtiert er doch die Geschehnisse des Wrestlingsport auf eine ganz eigenwillige Art und Weise. Anstelle des Undertakers oder Hulk Hogan wartet das Werk mit Daumenwrestlern auf und nutzt auch gerne mal ein paar Tiefschläge um seinen Gegenüber zu beeindrucken. Gentlemen, wir wollen einen fairen Kampf sehen.
Let’s get readyyy to thumble! Runde 1: Nachdem dieser erste, furchtbare Wortwitz erst einmal verdaut wurde, muss sich der Zuschauer auf weitere Leidenszeit einstellen. Aber wie das manchmal beim (Daumen-)Wrestling so ist: Die guten Momente verstecken sich hinter endlosen Show-Einlagen und unnötigem Ballast. Im Falle von „Die Rückkehr des Daumens“ könnte man gut und gerne auf einen Großteil der Geschichte, Gespräche und Gesichter verzichten – dann ließe sich möglicherweise ein halbwegs sehenswerter Film entdecken. Auch der Mockumentary-Stil scheint völlig verschwendet und läuft, so wie fast jede ansatzweise gute Idee des Films, ins Nichts. Interessant ist dieser Film nur aus einer gewissen masochistischen Perspektive. Der Schmerz besteht hierbei darin, eine Vision, die bestenfalls für einen semi-amüsanten Late-Night-Sketch gereicht hätte, in Filmlänge zu ertragen.

Thumb of the Tiger Runde 2: Auch der zweite Tiefschlag aus der untersten Gag-Schublade wurde gerade noch abgewehrt. Der Film beginnt an die Substanz zu gehen. Aber je länger der Kampf dauert, desto mehr wächst einem der Gegner ans Herz. Das epische Duell zwischen Hut- und Jogginganzugträger „Coach Steve“ und dem weintrinkenden, hemdtragenden Bösewicht „King Gustl“ nimmt Fahrt auf, die Schauspieler haben sichtlich Spaß. Nach zehnjähriger Sperre darf „Coach Steve“ wieder einen Kämpfer, den „Klausi“ in den Ring schicken – nur damit dieser im Finale „King Gustls“ Kämpfer „Cyborg“ dessen Daumen nicht nur einmal, sondern gleich zweimal bricht. Die beiden Daumen-Wrestling-Trainer gehen daraufhin eine Wette ein: Gewinnt „Coach Steve“ den nächsten Kampf, bekommt er alles, was „King Gustl“ besitzt – inklusive seiner Frau. Verliert er, muss er die Stadt verlassen. So macht sich „Coach Steve“ auf, um seinen ehemaligen Champion, „Luki“, zu suchen, der mittlerweile der Gewalt abgeschworen hat und nur noch Daumen-Yoga praktiziert.
WTF – World-Thumbwrestling-Foundation Runde 3: Die letzten, aus dem Hintergrund kommenden, verdeckten Angriffe kann der gewillte Zuschauer mit einer leichten Erhebung der Mundwinkel mühelos abwehren. Es ist offensichtlich: Dem Gegner geht die Puste aus. Auch wenn jeder einzelne Darsteller bis zum Schluss mit spürbarem Spaß an der Sache dabei ist und teilweise gemäßigt witzige Bildmontagen von Daumen-Trainings gezeigt werden, gibt es im Film zu wenige eigene Ideen, um den Film über den Einheitsbrei zu erheben. Der Versuch, einen Kultfilm österreichischer Mundart zu machen, scheitert an genau dieser Ambition. Es reicht nicht, einen einigermaßen witzigen Einfall für ein Szenario zu haben und diesen dann auf Filmlänge zu erstrecken. Und so stolpert „Die Rückkehr des Daumens“ in der dritten Runde über die eigenen Füße und geht endgültig K.O.

Fazit
„Die Rückkehr des Daumens“ ist trotz allem im Grunde ein wirklich sympathischer Film. Florian Schmidt-Convey gibt hier sein Regiedebüt und man merkt ihm an, dass er Spaß am Medium hat und ebenjene Freude auch seinen Darstellern entlocken kann. Doch leider scheitert der Film an den völlig einseitigen Witzen auf mäßigem Niveau, einer uninspirierten Mockumentary-Inszenierung und einer viel zu ausführlichen, klischeehaften Story, die dem Potenzial des Szenarios leider völlig den Wind aus den Segeln nimmt.
Bewertung
3 von 10 Punkten
Was Daumen angeht, da steh ich mehr auf Sachen wie Thumb Wars oder Batthumb 🙂 🙂