„Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky gewann im Jahre 2008 den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film und war somit der allererste österreichische Filmbeitrag, der sich in dem Wettbewerb durchsetzen konnte. Mit fulminanten Schauspielern wie Karl Markovics und August Diehl besetzt, beruht er auf den Memoiren von Adolf Burger, einem Holocaust-Überlebenden. Regisseur und Drehbuchautor Ruzowitzky legt den Fokus dabei bewusst auf den Konflikt der KZ-Insassen zwischen moralischer Verantwortung und dem puren Überleben um jeden Preis, wodurch das bereits oftmals behandelte Thema des 2. Weltkriegs aus einem anderen und sehr interessanten Blickwinkel behandelt wird.

von Elli Leeb

„Operation Bernhard“ nennt sich ein bis heute wenig beachtetes Kapitel der Geschichte, womit die größte Fälschungsoperation aller Zeiten gemeint ist und das zugleich die Grundprämisse des Films darstellt. Im Jahre 1942 errichteten die Nationalsozialisten im KZ Sachsenhausen eine Geldfälscherwerkstatt, in der Pfundnoten im Wert von über 130 Millionen hergestellt wurden. Das alles geschah in den Baracken 18 und 19 des Konzentrationslagers und somit waren jüdische Häftlinge für die Produktion zuständig. Unter ihnen eben Adolf Burger, der Zeit seines Lebens darum bemüht war, dass jene Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten.

Stefan Ruzowitzky stellt allerdings nicht Herrn Burger in den Fokus, sondern zieht den russischen Geldfälscher Salomon Smolianoff, der aus rechtlichen Gründen im Film den Namen Salomon „Salli“ Sorowitsch (Karl Markovics) erhält, als Hauptfigur zur Hand. Dieser gilt in den 1930er Jahren als großer Meister der Geldfälscher und kann sich aufgrunddessen vor lauter Feiern, schönen Frauen und gutem Alkohol kaum noch retten. Es scheint ihm prächtig zu gehen, bis er zu einer Haftstrafe verurteilt wird und nach Absitzen direkt in ein KZ deportiert wird. Als er dann im KZ Sachsenhausen gemeinsam mit dem Kommunisten Adolf Burger landet, hat Sorowitsch jedoch wie im vorigen KZ abermals Glück im Unglück, denn beide werden Teil der Operation Bernhard, bei der jüdische Gefangene vergleichsweise um einiges besser behandelt werden als üblich. Sie erhalten zivile Kleidung, während der Arbeit wird Operettenmusik am Plattenspieler abgespielt, sie schlafen auf Betten mitsamt weißen Leinen und Kopfkissen, bekommen ausreichend zu essen und hin und wieder gibt es gar Remmidemmi-Tanzabende gemeinsam mit den SS-Schergen.

Doch ist es überhaupt in Ordnung, in den Dienstpausen Pingpong zu spielen und sein weitaus akzeptableres Schicksal hinzunehmen, während eine dünne Holzbretterwand weiter Menschen zu Tode gefoltert werden und man tagtäglich wissentlich Todesschüsse hört? Alfred Burger (August Diehl) ist der festen Überzeugung, dass dem nicht so ist, dass man das Ganze sabotieren sollte. Salli Sorowitsch wiederum will den Nazis nicht die Freude machen, sich zu schämen, dass er immer noch lebt und jeder weitere Tag ist immerhin ein Tag und er arbeitet in diesem Sinne weiter. Recht haben irgendwie beide: Gekonnt wird hier ein moralischer Konflikt inszeniert, der die Hauptprämisse des Films darstellt. So geht es plötzlich auch nicht mehr ausschließlich darum, den eigenen Körper zu retten, sondern auch darum, ob und inwiefern man die eigenen Wertvorstellungen unter solchen Umständen überhaupt treu bleiben kann oder sollte.

Inszenatorisch wird in „Die Fälscher“ viel mit der Handkamera (Benedict Neuenfels) gearbeitet, wodurch mehr Bewegung möglich ist. Mittels schnellen Schwenks und Zooms kann so die Unmittelbarkeit des Geschehens hervorgehoben werden. Zudem wird versucht, stellenweise das Thema auch so zu präsentieren, dass ein zynischer Humor darin gut Platz findet. Das bietet sich hierbei jedoch auch sehr gut an, denn die historische Prämisse des Films an sich ist ja bereits sehr bizarr und grotesk.

Fazit

95 Minuten lang liefert Regisseur und Drehbuchautor Stefan Ruzowitzky in „Die Fälscher“ eine äußerst interessante Herangehensweise an ein historisches Thema, der größten Geldfälschungsoperation während des 2. Weltkriegs. Grotesk, bizarr und mit theatralischen Facetten untermalt – wie es die realen Begebenheiten auch waren – werden im richtigen Moment auch zynische humoristische Dialoge eingebaut. Ein effektvoll inszenierter Film über Moral und den Kampf ums Überleben, der des Oscars auf alle Fälle würdig ist.

Bilder: (c) Filmladen

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