von Mara Hollenstein-Tirk
Marie Curie. Ein Name, der selbst dem größten Wissenschaftsmuffel ein Begriff sein sollte. Kein Wunder, immerhin war die gebürtige Polin nicht nur die erste Frau, die den Nobelpreis verliehen bekam, sondern erhielt ihn unter anderem für die Entdeckung des Elementes Radium – und auch hier sollten gehörig die Ohren klingeln. Nach diesen wenigen Fakten aus dem Leben dieser bemerkenswerten Akademikerin weiß der kundige Cineast natürlich sofort: hier ist eine Biopic geradezu Pflicht.
Das dürften sich die verantwortlichen Studios und die Regisseurin Marjane Satrapi auch gedacht haben als sie das Drehbuch in die Finger bekamen. Und so kann man „Marie Curie – Elemente des Lebens“ seit dem 5. August in den, in Österreich inzwischen wieder vollständig geöffneten, Kinos begutachten. Und der Besuch zahlt sich wirklich aus, was allerdings tatsächlich mehr mit dem Leben und Schaffen Curies zu tun hat, als mit Aufbau des Films. Von einem rein erzählerischen Standpunkt aus, bewegt sich das Werk nämlich lieber auf bekannten Pfaden, pickt sich jene schicksalhafte Begegnung zwischen Maria Sklodowska und Pierre Curie quasi als Startpunkt heraus, streut ein paar Rückblenden ein und konzentriert sich im Folgenden auf die bahnbrechende Entdeckung. So weit, so formelhaft.

Allerdings muss man den Machern zu Gute halten, dass sie mit Hilfe von kurzen Sprüngen in die Zukunft sehr eindrücklich aufzeigen, welch zweischneidiges Schwert solch fundamentale Entdeckungen sein können. Denn wo Licht, da ist zumeist auch Schatten, und nicht selten in der Geschichte stehen WissenschaftlerInnen vor der Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, wären ihre Forschungen fruchtlos geblieben. Diesen Zwiespalt stellt der Film sehr gekonnt dar, indem er der skeptischen Marie den enthusiastischen Pierre gegenüberstellt. Ganz allgemein ist die Beziehung der beiden jenes Licht, welches den Zuschauer in seinen Bann zieht. Dem zuträglich ist, dass man mit Rosamund Pike und Sam Riley zwei Schauspieler verpflichten konnte, die nicht nur viel von ihrem Handwerk verstehen, sondern auch noch eine wunderbare Chemie vor der Kamera beweisen.
Gerade Pike, die bisher sträflich von der Academy ignoriert wurde, sollte die Oscarnominierung nach dieser Performance sicher in der Tasche haben. Denn ihre Curie ist so facettenreich wie vielschichtig, so kontrolliert und dennoch innerlich aufbrausend und dazu so voller widersprüchlicher Emotionen, dass einen stets das Gefühl beschleicht hier einen echten Menschen auf seinem oft schwierigen Weg zu begleiten. Untermalt wird das Ganze von einem äußerst wertigen Set- und Kostümdesign, welches ein geübtes Auge und viel Liebe zum Detail beweist, einem Soundtrack, der sich dezent im Hintergrund hält, den einzelnen Szenen aber dadurch zu umso mehr Strahlkraft verhilft und einem gekonnten Spiel aus Licht und Fokussierung, das vor allem die Emotionalität einzelner Szenen noch einmal verdeutlicht.

Fazit
In seiner strukturellen Herangehensweise ein wenig zu bieder, findet man die zahlreichen Qualitäten von „Marie Curie – Elemente des Lebens“ an anderer Stelle – zum Beispiel im großartigen Schauspiel, der immer wieder in Ansätzen erkennbaren Verspieltheit bezüglich Licht, Fokus und Winkel und dem ebenso tragischen wie faszinierenden Leben Marie Curies. Interessierte und all jene, die dieser Tage einfach mal wieder gerne ins Kino gehen würde, aber nicht wissen, welchen Neustart sie sich anschauen sollen, können hier auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Bewertung
(82/100)
Bilder: (c) Studiocanal