Es ist spät Abends, man sitzt gemütlich bei einem Glas Wein oder Bier mit FreundInnen beisammen und träumt davon, die Welt zum Besseren zu verändern, etwas Gutes zu tun. Jenes Szenario kommt sicherlich vielen bekannt vor, doch was, wenn wirklich Taten gesetzt werden müssen, anstatt immer nur davon zu sprechen? In ihrem zweiten Spielfilm „Waren einmal Revoluzzer“ geht die österreichische Regisseurin Johanna Moder genau jener Prämisse auf den Grund. Nun kann das Gesellschaftsdrama mit Manuel Rubey und Julia Jentsch in den Hauptrollen am 28. August endlich in den österreichischen Kinos starten.

von Elli Leeb

„Waren einmal Revoluzzer“ erzählt von zwei gutbürgerlichen Paaren, die in Wien leben. Helene (Julia Jentsch) ist Richterin, hat zwei lebensfrohe Töchter und einen Mann namens Jakob (Manuel Rubey), der sich trotz ausbleibenden Erfolges seit Jahren als Singer beziehungsweise Songwriter versucht und an dem sich dementsprechend noch am ehesten das libertäre Revoluzzertum erahnen lässt. Auf einer Feier bittet Helene ihren Freund Volker (Marcel Mohab), ihrem früheren gemeinsamen Freund Pavel (Tambet Tuisk) Geld in Russland vorbeizubringen, da jener in einer Notlage steckt. Daraufhin nimmt Volker ihn kurzerhand – gemeinsam mit dessen Frau und Kind – mit nach Wien, ohne zu ahnen, was das für Schwierigkeiten mit sich bringt.   

Anfangs versteht man nicht so ganz, was die handelnden Figuren da eigentlich genau machen beziehungsweise weshalb sie es tun. Sie verstehen es ja selbst auch nicht so ganz. Die drei – Jakob weiß anfangs noch nichts davon, da dieser im eigenen Landhaus im Walde Liedertexte schreiben will – haben sich das Retten Pavels auch ganz anders und einfacher vorgestellt, und so verhält sich der Hilfsbedürftige anders, als die Helfenden das gerne hätten. Das Bedürfnis, in der eigenen Wohlfühlzone zu bleiben, nimmt stetig zu und so wird auch die Ablehnung der Gäste immer größer. 

Die Regisseurin schafft es, die Geschichte völlig wertfrei zu transportieren und schreibt ihren Figuren zu keinem Zeitpunkt die Schuld an den unglimpflichen Geschehnissen zu. Das Ganze geschieht relativ unaufgeregt. Die Geschichte schreitet langsam vor sich hin, sodass durchaus ein Hang zur Langatmigkeit aufkommt. Dennoch – und das ist das Beeindruckende an dem Film – transportiert er Emotionen sowie zeitlose Gesellschaftsmechanismen so ehrlich, dass man sie aus der eigenen Realität erkennt und sie dementsprechend spürbar werden. Die Dialoge sind meist so glaubwürdig, dass es fast schon erschreckend ist, welche Situationen aus der eigenen Lebensrealität dadurch in Erinnerung gerufen werden.

Waren einmal Revoluzzer Film

 „Waren einmal Revoluzzer“ lässt einen nachdenklich aus dem Kinosaal schreiten. Das heißt nicht zwingend, dass der Film Erkenntnisgewinne liefert, vielmehr greift er soziale Konflikte und Emotionen so realistisch auf, dass man gar nicht anders kann, als über sein eigenes Verhalten zu reflektieren. So ist Johanna Moder ein überaus starker Film gelungen, der soziale Verantwortung nah am Leben – und trotzdem in interessantem Narrativ verpackt – verhandelt.

Fazit:

Johanna Moders 104-minütiger Spielfilm ist voller glaubwürdiger sozialer Konflikte und Emotionen: Zwei gut situierte Paare, die etwas in der Welt verändern wollen, nicht zuletzt, um sich selbst etwas zu beweisen, um dann doch wieder in ihrer eigenen, behüteten Bubble zu landen. Ein sehenswerter Film mit gut gezeichneten Figuren und starker Besetzung So hat „Waren einmal Revoluzzer“ zurecht bereits den Max-Ophüls-Preis für die beste Regie sowie den Preis der Ökumenischen Jury am Filmfestival Zürich 2019 erhalten. Ab 28.8. im Kino.

Bewertung:

Bewertung: 7 von 10.

Bilder: © Filmladen Filmverleih